untergrub, daß er sich nie wieder ganz vollständig er¬ holte, so daß das Schlimmste zu befürchten stand. Dabei waren meine drei Schwestern noch unversorgt. Welches Glück also, daß ich jetzt das prinzliche Ein¬ kommen von Zweihundert Thalern Gold hatte! Ich gab die eine Hälfte meinen Brüdern, --"
"Und die andere Hälfte meinen Schwestern," schal¬ tete Oswald ein.
"Und die andere Hälfte meinen Schwestern --" fuhr Bemperlein fort, und rieb sich vergnügt die Hände.
"Aber was behielten Sie denn für sich?"
"Für mich? erwiderte Bemperlein erstaunt. "Sagte ich Ihnen nicht, daß ich vollkommen freie Station hatte? Und nun hören Sie nur! Ich war ein Jahr auf Berkow gewesen, da läßt mich eines Tages die gnädige Frau zu sich rufen, und nachdem wir über Dies und Jenes gesprochen, sagte sie:"
"Sie sind nun ein Jahr bei uns, lieber Bemper¬ lein, nun sagen Sie mir einmal aufrichtig, ob es Ihnen bei uns gefällt." "Das bedarf wohl keiner Frage, gnädige Frau," antwortete ich. "Nun, das freut mich," sagte sie, "aber haben Sie nicht noch irgend einen speciellen Wunsch?" "Daß ich nicht wüßte," sagte ich. "Aber ihr Gehalt ist doch, offenbar zu gering," sagte
untergrub, daß er ſich nie wieder ganz vollſtändig er¬ holte, ſo daß das Schlimmſte zu befürchten ſtand. Dabei waren meine drei Schweſtern noch unverſorgt. Welches Glück alſo, daß ich jetzt das prinzliche Ein¬ kommen von Zweihundert Thalern Gold hatte! Ich gab die eine Hälfte meinen Brüdern, —“
„Und die andere Hälfte meinen Schweſtern,“ ſchal¬ tete Oswald ein.
„Und die andere Hälfte meinen Schweſtern —“ fuhr Bemperlein fort, und rieb ſich vergnügt die Hände.
„Aber was behielten Sie denn für ſich?“
„Für mich? erwiderte Bemperlein erſtaunt. „Sagte ich Ihnen nicht, daß ich vollkommen freie Station hatte? Und nun hören Sie nur! Ich war ein Jahr auf Berkow geweſen, da läßt mich eines Tages die gnädige Frau zu ſich rufen, und nachdem wir über Dies und Jenes geſprochen, ſagte ſie:“
„Sie ſind nun ein Jahr bei uns, lieber Bemper¬ lein, nun ſagen Sie mir einmal aufrichtig, ob es Ihnen bei uns gefällt.“ „Das bedarf wohl keiner Frage, gnädige Frau,“ antwortete ich. „Nun, das freut mich,“ ſagte ſie, „aber haben Sie nicht noch irgend einen ſpeciellen Wunſch?“ „Daß ich nicht wüßte,“ ſagte ich. „Aber ihr Gehalt iſt doch, offenbar zu gering,“ ſagte
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untergrub, daß er ſich nie wieder ganz vollſtändig er¬
holte, ſo daß das Schlimmſte zu befürchten ſtand.
Dabei waren meine drei Schweſtern noch unverſorgt.
Welches Glück alſo, daß ich jetzt das prinzliche Ein¬
kommen von Zweihundert Thalern Gold hatte! Ich
gab die eine Hälfte meinen Brüdern, —“
„Und die andere Hälfte meinen Schweſtern,“ ſchal¬
tete Oswald ein.
„Und die andere Hälfte meinen Schweſtern —“
fuhr Bemperlein fort, und rieb ſich vergnügt die
Hände.
„Aber was behielten Sie denn für ſich?“
„Für mich? erwiderte Bemperlein erſtaunt. „Sagte
ich Ihnen nicht, daß ich vollkommen freie Station
hatte? Und nun hören Sie nur! Ich war ein Jahr
auf Berkow geweſen, da läßt mich eines Tages die
gnädige Frau zu ſich rufen, und nachdem wir über
Dies und Jenes geſprochen, ſagte ſie:“
„Sie ſind nun ein Jahr bei uns, lieber Bemper¬
lein, nun ſagen Sie mir einmal aufrichtig, ob es Ihnen
bei uns gefällt.“ „Das bedarf wohl keiner Frage,
gnädige Frau,“ antwortete ich. „Nun, das freut mich,“
ſagte ſie, „aber haben Sie nicht noch irgend einen
ſpeciellen Wunſch?“ „Daß ich nicht wüßte,“ ſagte ich.
„Aber ihr Gehalt iſt doch, offenbar zu gering,“ ſagte
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/257>, abgerufen am 16.07.2024.
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