Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.hinauftragen; Sie können sich da wenigstens im Schatten Melitta lächelte. "Ich bin nicht so leicht wie eine "Und nicht so schwach wie ein zehnjähriges Mäd¬ "Wie stark Sie sind!" sagte sie jetzt, bewundernd "Oswalds Herz hämmerte und seine Brust wogte, hinauftragen; Sie können ſich da wenigſtens im Schatten Melitta lächelte. „Ich bin nicht ſo leicht wie eine „Und nicht ſo ſchwach wie ein zehnjähriges Mäd¬ „Wie ſtark Sie ſind!“ ſagte ſie jetzt, bewundernd „Oswalds Herz hämmerte und ſeine Bruſt wogte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0204" n="194"/> hinauftragen; Sie können ſich da wenigſtens im Schatten<lb/> ausruhen.“</p><lb/> <p>Melitta lächelte. „Ich bin nicht ſo leicht wie eine<lb/> Puppe.“</p><lb/> <p>„Und nicht ſo ſchwach wie ein zehnjähriges Mäd¬<lb/> chen,“ rief Oswald, umfaßte Melittas ſchlanken Leib<lb/> und ſie emporhebend, trug er ſie ſicher, wie die Mutter<lb/> ihr Kind, über die letzten Steine hinauf bis an den<lb/> Waldrand, wo die breiten Kronen der Buchen Schatten<lb/> und Kühlung ſpendeten. Dort ließ er ſie ſanft aus<lb/> ſeinen Armen auf das dichte Moos gleiten, indem er<lb/> ſelbſt vor ihr ſtehen blieb. Melitta hatte ſich von dem<lb/> Augenblicke an, wo der kühne junge Mann ſie empor¬<lb/> hob, nicht weiter geſträubt; ſie fühlte alsbald, daß er<lb/> ſtark genug ſei, ſie zu tragen; aber ſie hielt es für<lb/> thörigt, ihm die Laſt nicht ſo viel wie möglich zu er¬<lb/> leichtern, und hatte ſich dicht in ſeine Arme geſchmiegt.</p><lb/> <p>„Wie ſtark Sie ſind!“ ſagte ſie jetzt, bewundernd<lb/> zu ihm aufſchauend.</p><lb/> <p>„Oswalds Herz hämmerte und ſeine Bruſt wogte,<lb/> mehr vor innerer Erregung, als in Folge der An¬<lb/> ſtrengung. Er fühlte noch immer die elaſtiſchen Glieder,<lb/> die er in ſeine Arme gepreßt, das weiche Haar, das<lb/> ſein Geſicht umſpielt, den ſüßen Athem, der ſeine Stirn<lb/> umweht hatte.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [194/0204]
hinauftragen; Sie können ſich da wenigſtens im Schatten
ausruhen.“
Melitta lächelte. „Ich bin nicht ſo leicht wie eine
Puppe.“
„Und nicht ſo ſchwach wie ein zehnjähriges Mäd¬
chen,“ rief Oswald, umfaßte Melittas ſchlanken Leib
und ſie emporhebend, trug er ſie ſicher, wie die Mutter
ihr Kind, über die letzten Steine hinauf bis an den
Waldrand, wo die breiten Kronen der Buchen Schatten
und Kühlung ſpendeten. Dort ließ er ſie ſanft aus
ſeinen Armen auf das dichte Moos gleiten, indem er
ſelbſt vor ihr ſtehen blieb. Melitta hatte ſich von dem
Augenblicke an, wo der kühne junge Mann ſie empor¬
hob, nicht weiter geſträubt; ſie fühlte alsbald, daß er
ſtark genug ſei, ſie zu tragen; aber ſie hielt es für
thörigt, ihm die Laſt nicht ſo viel wie möglich zu er¬
leichtern, und hatte ſich dicht in ſeine Arme geſchmiegt.
„Wie ſtark Sie ſind!“ ſagte ſie jetzt, bewundernd
zu ihm aufſchauend.
„Oswalds Herz hämmerte und ſeine Bruſt wogte,
mehr vor innerer Erregung, als in Folge der An¬
ſtrengung. Er fühlte noch immer die elaſtiſchen Glieder,
die er in ſeine Arme gepreßt, das weiche Haar, das
ſein Geſicht umſpielt, den ſüßen Athem, der ſeine Stirn
umweht hatte.
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