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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.

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sank mit einem Ausruf des Schmerzes in die Knie.
Im Nu war Oswald an ihrer Seite.

"Mein Gott, was ist Ihnen, gnädige Frau?"

"O, nichts, nichts! Ich habe mir im Springen den
Fuß etwas vertreten, es wird gleich wieder besser sein."

Sie stützte sich auf Oswalds Arm; blaß und vor
Schmerz die Unterlippe zwischen den Zähnen pressend.
Aber die Farbe kam ihr wieder, als sie zu Oswald
aufschaute.

"Sein Sie unbesorgt," sagte sie -- und ihre
Stimme klang süßer wie je -- "Ihre Wette haben
Sie doch gewonnen. So! jetzt wird es schon wieder
gehen."

Sie wollte ihren Arm aus Oswalds Arme ziehen;
er aber mochte die schöne Beute nicht so bald wieder
fahren lassen.

"Sie können, ohne sich zu stützen, noch nicht gehen,
und misgönnen Sie mir die Freude, Ihnen diesen ge¬
ringen Dienst leisten zu dürfen?"

"Ich fürchte nur, der Weg ist bei der Sonnengluth
für Sie selbst beschwerlich genug. Oh!"

Ein falscher Tritt ließ Melitta abermals zusammen¬
sinken.

"Wir werden stehen bleiben müssen," sagte sie.

"Ich will Sie die paar Schritte bis an den Wald

F. Spielhagen, Problematische Naturen I. 13

ſank mit einem Ausruf des Schmerzes in die Knie.
Im Nu war Oswald an ihrer Seite.

„Mein Gott, was iſt Ihnen, gnädige Frau?“

„O, nichts, nichts! Ich habe mir im Springen den
Fuß etwas vertreten, es wird gleich wieder beſſer ſein.“

Sie ſtützte ſich auf Oswalds Arm; blaß und vor
Schmerz die Unterlippe zwiſchen den Zähnen preſſend.
Aber die Farbe kam ihr wieder, als ſie zu Oswald
aufſchaute.

„Sein Sie unbeſorgt,“ ſagte ſie — und ihre
Stimme klang ſüßer wie je — „Ihre Wette haben
Sie doch gewonnen. So! jetzt wird es ſchon wieder
gehen.“

Sie wollte ihren Arm aus Oswalds Arme ziehen;
er aber mochte die ſchöne Beute nicht ſo bald wieder
fahren laſſen.

„Sie können, ohne ſich zu ſtützen, noch nicht gehen,
und misgönnen Sie mir die Freude, Ihnen dieſen ge¬
ringen Dienſt leiſten zu dürfen?“

„Ich fürchte nur, der Weg iſt bei der Sonnengluth
für Sie ſelbſt beſchwerlich genug. Oh!“

Ein falſcher Tritt ließ Melitta abermals zuſammen¬
ſinken.

„Wir werden ſtehen bleiben müſſen,“ ſagte ſie.

„Ich will Sie die paar Schritte bis an den Wald

F. Spielhagen, Problematiſche Naturen I. 13
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[193/0203] ſank mit einem Ausruf des Schmerzes in die Knie. Im Nu war Oswald an ihrer Seite. „Mein Gott, was iſt Ihnen, gnädige Frau?“ „O, nichts, nichts! Ich habe mir im Springen den Fuß etwas vertreten, es wird gleich wieder beſſer ſein.“ Sie ſtützte ſich auf Oswalds Arm; blaß und vor Schmerz die Unterlippe zwiſchen den Zähnen preſſend. Aber die Farbe kam ihr wieder, als ſie zu Oswald aufſchaute. „Sein Sie unbeſorgt,“ ſagte ſie — und ihre Stimme klang ſüßer wie je — „Ihre Wette haben Sie doch gewonnen. So! jetzt wird es ſchon wieder gehen.“ Sie wollte ihren Arm aus Oswalds Arme ziehen; er aber mochte die ſchöne Beute nicht ſo bald wieder fahren laſſen. „Sie können, ohne ſich zu ſtützen, noch nicht gehen, und misgönnen Sie mir die Freude, Ihnen dieſen ge¬ ringen Dienſt leiſten zu dürfen?“ „Ich fürchte nur, der Weg iſt bei der Sonnengluth für Sie ſelbſt beſchwerlich genug. Oh!“ Ein falſcher Tritt ließ Melitta abermals zuſammen¬ ſinken. „Wir werden ſtehen bleiben müſſen,“ ſagte ſie. „Ich will Sie die paar Schritte bis an den Wald F. Spielhagen, Problematiſche Naturen I. 13

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/203>, abgerufen am 24.11.2024.