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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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gefundene fünden/ seint dem bußfertig er-
kand/ GOttes gnade darüber gesucht/ und
getrachtet habe/ in übrigem seinem leben eine
desto beqvemere werckstatt des himmlischen
Lehrers zu werden?

Ob er in sein ambt rechtmäßig eingetret-
ten oder sich eingedrungen/ eingeheyrathet/
eingebettelt/ eingeschmeichelt/ eingekaufft/
und also gelauffen/ da er nicht gesandt wor-
den? Da er auch dergleichen schier findet/ ob
er auf eine buß fertige art dieselbe zu bessern/
und sich in göttlicher gnade wieder zu versi-
chern/ sich beflissen habe?

Was er abermahl in annehmung folches
amts zur absicht gehabt/ sich selbs und das
jenige/ was sein fleisch suchen mögen/ oder
mit einer auffrichtigkeit seines hertzens
GOtt und der menschen seelen?

Ob er in antretung und fernerer führung
seines ambts allezeit dessen wichtigkeit und
schwerigkeit erkandt und fleißig bedacht/
oder es vor eine leichte sache gehalten?

Worauff er sein vertrauen gesetzt in an-
trettung desselben/ auff seine erudition und
geschicktigkeit/ patronen/ freunde/ und an-
dere dergleichen fleischliche gründe/ oder al-
lein auff seines Gottes führung und willen/

seinen

gefundene fünden/ ſeint dem bußfertig er-
kand/ GOttes gnade darüber geſucht/ und
getrachtet habe/ in übrigem ſeinem leben eine
deſto beqvemere werckſtatt des himmliſchen
Lehrers zu werden?

Ob er in ſein ambt rechtmaͤßig eingetret-
ten oder ſich eingedrungen/ eingeheyrathet/
eingebettelt/ eingeſchmeichelt/ eingekaufft/
und alſo gelauffen/ da er nicht geſandt wor-
den? Da er auch dergleichen ſchier findet/ ob
er auf eine buß fertige art dieſelbe zu beſſern/
und ſich in goͤttlicher gnade wieder zu verſi-
chern/ ſich befliſſen habe?

Was er abermahl in annehmung folches
amts zur abſicht gehabt/ ſich ſelbs und das
jenige/ was ſein fleiſch ſuchen moͤgen/ oder
mit einer auffrichtigkeit ſeines hertzens
GOtt und der menſchen ſeelen?

Ob er in antretung und fernerer führung
ſeines ambts allezeit deſſen wichtigkeit und
ſchwerigkeit erkandt und fleißig bedacht/
oder es vor eine leichte ſache gehalten?

Worauff er ſein vertrauen geſetzt in an-
trettung deſſelben/ auff ſeine erudition und
geſchicktigkeit/ patronen/ freunde/ und an-
dere dergleichen fleiſchliche gründe/ oder al-
lein auff ſeines Gottes führung und willen/

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[322/0384] gefundene fünden/ ſeint dem bußfertig er- kand/ GOttes gnade darüber geſucht/ und getrachtet habe/ in übrigem ſeinem leben eine deſto beqvemere werckſtatt des himmliſchen Lehrers zu werden? Ob er in ſein ambt rechtmaͤßig eingetret- ten oder ſich eingedrungen/ eingeheyrathet/ eingebettelt/ eingeſchmeichelt/ eingekaufft/ und alſo gelauffen/ da er nicht geſandt wor- den? Da er auch dergleichen ſchier findet/ ob er auf eine buß fertige art dieſelbe zu beſſern/ und ſich in goͤttlicher gnade wieder zu verſi- chern/ ſich befliſſen habe? Was er abermahl in annehmung folches amts zur abſicht gehabt/ ſich ſelbs und das jenige/ was ſein fleiſch ſuchen moͤgen/ oder mit einer auffrichtigkeit ſeines hertzens GOtt und der menſchen ſeelen? Ob er in antretung und fernerer führung ſeines ambts allezeit deſſen wichtigkeit und ſchwerigkeit erkandt und fleißig bedacht/ oder es vor eine leichte ſache gehalten? Worauff er ſein vertrauen geſetzt in an- trettung deſſelben/ auff ſeine erudition und geſchicktigkeit/ patronen/ freunde/ und an- dere dergleichen fleiſchliche gründe/ oder al- lein auff ſeines Gottes führung und willen/ ſeinen

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/384>, abgerufen am 12.06.2024.