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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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gebet zu GOTT geheiliget und geglaubet
habe/ daß an dem gebet so viel als immer-
mehr an seinem fleiß gelegen/ ohne dasselbige
aber dieser ohne himmlischen segen und also
unkräfftig wäre?

Ob er auch ein Christliches leben solcher
zeit geführet/ und sich der auff hohen schulen
sehr gemeinen sünden der trunckenheit/
schlagens/ prachts/ zeitverderb/ unreinig-
keit/ und aller eitelkeit mit allem ernst ent-
halten/ und geglaubet/ daß zu seinem studio
er deß H. Geistes liechts und einwohnung
bedörfftig/ derselben aber kein mit der welt-
liebe erfülletes und derselben dienendes hertz
fähig seye? Und also ob er damit zufrieden
gewesen/ allein ein von menschen gelehrter
Theologus zu werden/ oder getrachtet/ von
Gott aus seinem wort und durch seine leh-
rer gelehret zu werden?

Ob er seine Praeceptores und Professores,
da sie ihme die einfältige glaubens- und le-
bens-lehre ohne hohe wort vorgetragen/
und ihn dazu vermahnet/ darüber verachtet/
und nichts von ihnen lernen wollen/ was
nicht nach hoher erudition schmeckte?

Ob er seine in solchem Academischen le-
ben begangene/ und nach vorigen prüfungen

gefun-
O 5

gebet zu GOTT geheiliget und geglaubet
habe/ daß an dem gebet ſo viel als immer-
mehr an ſeinem fleiß gelegen/ ohne daſſelbige
aber dieſer ohne himmliſchen ſegen und alſo
unkraͤfftig waͤre?

Ob er auch ein Chriſtliches leben ſolcher
zeit geführet/ und ſich der auff hohen ſchulen
ſehr gemeinen ſünden der trunckenheit/
ſchlagens/ prachts/ zeitverderb/ unreinig-
keit/ und aller eitelkeit mit allem ernſt ent-
halten/ und geglaubet/ daß zu ſeinem ſtudio
er deß H. Geiſtes liechts und einwohnung
bedoͤrfftig/ derſelben aber kein mit der welt-
liebe erfülletes und derſelben dienendes hertz
faͤhig ſeye? Und alſo ob er damit zufrieden
geweſen/ allein ein von menſchen gelehrter
Theologus zu werden/ oder getrachtet/ von
Gott aus ſeinem wort und durch ſeine leh-
rer gelehret zu werden?

Ob er ſeine Præceptores und Profeſſores,
da ſie ihme die einfaͤltige glaubens- und le-
bens-lehre ohne hohe wort vorgetragen/
und ihn dazu vermahnet/ darüber veꝛachtet/
und nichts von ihnen lernen wollen/ was
nicht nach hoher erudition ſchmeckte?

Ob er ſeine in ſolchem Academiſchen le-
ben begangene/ und nach voꝛigen prüfungen

gefun-
O 5
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[321/0383] gebet zu GOTT geheiliget und geglaubet habe/ daß an dem gebet ſo viel als immer- mehr an ſeinem fleiß gelegen/ ohne daſſelbige aber dieſer ohne himmliſchen ſegen und alſo unkraͤfftig waͤre? Ob er auch ein Chriſtliches leben ſolcher zeit geführet/ und ſich der auff hohen ſchulen ſehr gemeinen ſünden der trunckenheit/ ſchlagens/ prachts/ zeitverderb/ unreinig- keit/ und aller eitelkeit mit allem ernſt ent- halten/ und geglaubet/ daß zu ſeinem ſtudio er deß H. Geiſtes liechts und einwohnung bedoͤrfftig/ derſelben aber kein mit der welt- liebe erfülletes und derſelben dienendes hertz faͤhig ſeye? Und alſo ob er damit zufrieden geweſen/ allein ein von menſchen gelehrter Theologus zu werden/ oder getrachtet/ von Gott aus ſeinem wort und durch ſeine leh- rer gelehret zu werden? Ob er ſeine Præceptores und Profeſſores, da ſie ihme die einfaͤltige glaubens- und le- bens-lehre ohne hohe wort vorgetragen/ und ihn dazu vermahnet/ darüber veꝛachtet/ und nichts von ihnen lernen wollen/ was nicht nach hoher erudition ſchmeckte? Ob er ſeine in ſolchem Academiſchen le- ben begangene/ und nach voꝛigen prüfungen gefun- O 5

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/383>, abgerufen am 25.11.2024.