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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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so können sie demnach nicht wahre gnaden-
würckungen seyn. Jn welchen die sunde
herrschet/ die ihre glieder begeben der sunde
zu waffen der ungerechttgkeit/ die sind nicht
unter der gnade/ sondern unter dem ge-
setz
/ Rom. 6/ 13. 14. 15. Daher auch was sie
thun/ sind nicht der gnaden-werck son-
dern auffs höchste in gewissem verstand ge-
setzes-werck. Aus welchem allen klar ist/ daß
die jenige/ welche in solchem sünden-stand
stehen/ von allen obigen kennzeichen schon
voran ausgeschlossen sind/ und sich keines
desselbigen/ ohne sich muthwillig zu betrie-
gen anzunehmen haben.

§. 89.

Was aber die jenige anlangt/ wel-
che offenbare herrschafft der sünden eben
nicht bey sich zu finden meynen/ haben sie
gleichwol in den kennzeichen vorsichtig umzu-
gehen/ daß sie die prüfung mit allem fleiß an-
stellen/ wozu in dem vorhergehen den davor
halte/ daß ziemlich anleitung gegeben seye/
wer in der forcht des HErrn sich derselben
brauchen will. Sonderlich aber ist wol
acht zu geben/ daß man eben nicht auff ei-
nem kennzeichen allein kleben bleibe/ und
sich so bald sicher mache/ wo man davon et-
was bey sich zu finden vermeinet; in dem

zu

ſo koͤnnen ſie demnach nicht wahre gnaden-
würckungen ſeyn. Jn welchen die ſunde
herrſchet/ die ihre glieder begeben der ſunde
zu waffen der ungerechttgkeit/ die ſind nicht
unter der gnade/ ſondern unter dem ge-
ſetz
/ Rom. 6/ 13. 14. 15. Daher auch was ſie
thun/ ſind nicht der gnaden-werck ſon-
dern auffs hoͤchſte in gewiſſem verſtand ge-
ſetzes-werck. Aus welchem allen klar iſt/ daß
die jenige/ welche in ſolchem ſünden-ſtand
ſtehen/ von allen obigen kennzeichen ſchon
voran ausgeſchloſſen ſind/ und ſich keines
deſſelbigen/ ohne ſich muthwillig zu betrie-
gen anzunehmen haben.

§. 89.

Was aber die jenige anlangt/ wel-
che offenbare herrſchafft der ſünden eben
nicht bey ſich zu finden meynen/ haben ſie
gleichwol in den keñzeichen vorſichtig umzu-
gehen/ daß ſie die prüfung mit allem fleiß an-
ſtellen/ wozu in dem vorhergehen den davor
halte/ daß ziemlich anleitung gegeben ſeye/
wer in der forcht des HErrn ſich derſelben
brauchen will. Sonderlich aber iſt wol
acht zu geben/ daß man eben nicht auff ei-
nem kennzeichen allein kleben bleibe/ und
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was bey ſich zu finden vermeinet; in dem

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[281/0343] ſo koͤnnen ſie demnach nicht wahre gnaden- würckungen ſeyn. Jn welchen die ſunde herrſchet/ die ihre glieder begeben der ſunde zu waffen der ungerechttgkeit/ die ſind nicht unter der gnade/ ſondern unter dem ge- ſetz/ Rom. 6/ 13. 14. 15. Daher auch was ſie thun/ ſind nicht der gnaden-werck ſon- dern auffs hoͤchſte in gewiſſem verſtand ge- ſetzes-werck. Aus welchem allen klar iſt/ daß die jenige/ welche in ſolchem ſünden-ſtand ſtehen/ von allen obigen kennzeichen ſchon voran ausgeſchloſſen ſind/ und ſich keines deſſelbigen/ ohne ſich muthwillig zu betrie- gen anzunehmen haben. §. 89. Was aber die jenige anlangt/ wel- che offenbare herrſchafft der ſünden eben nicht bey ſich zu finden meynen/ haben ſie gleichwol in den keñzeichen vorſichtig umzu- gehen/ daß ſie die prüfung mit allem fleiß an- ſtellen/ wozu in dem vorhergehen den davor halte/ daß ziemlich anleitung gegeben ſeye/ wer in der forcht des HErrn ſich derſelben brauchen will. Sonderlich aber iſt wol acht zu geben/ daß man eben nicht auff ei- nem kennzeichen allein kleben bleibe/ und ſich ſo bald ſicher mache/ wo man davon et- was bey ſich zu finden vermeinet; in dem zu

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/343>, abgerufen am 11.06.2024.