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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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GOttes mehr sünde ist/ als daß es von ihm
kommen solte. Wie dann fast bey den mei-
sten/ was eine solche vergnügsamkeit heisset/
entweder herkommet aus einem geitz/ und
sorge vieles anzuwenden und seinen vorrath
zu schmälern/ oder sie kommet etwa her aus
einer natürlichen erkäntniß/ wie solche ver-
gnügsamkeit den leib und gemüth nützlich
seye/ jenen nicht etwa mit überladung der
speisen zu schwächen/ oder sonsten zu ermü-
den/ dieses mit mehrern sorgen nicht zu belä-
stigen/ oder was dergleichen art überlegun-
gen mehr seyn mögen. Hingegen erweiset
sich die von Gott in seinen kindern gewirckte
vergnügsamkeit an den folgenden kennzei-
chen: Wo man 1. in dem gebrauch der cre-
aturen an sich hält/ und nicht zu viel dersel-
ben zu geniessen trachtet/ weil man sie ansi-
het als solche geschöpffe und gaben Gottes/
die uns von ihm nicht zum überfluß und ver-
derbung/ sondern zu unserer nothdurfft ge-
geben/ ja dazu erschaffen sind. Wie wir
uns dann zu versichern haben/ daß die Gött-
liche weisheit alle geschöpffe/ welche uns
dienlich seyn können/ austrücklich zu solchem
zweck und gebrauch verordnet habe/ damit
sie darinnen von uns gepriesen/ und unsrer

noth-

GOttes mehr ſünde iſt/ als daß es von ihm
kommen ſolte. Wie dann faſt bey den mei-
ſten/ was eine ſolche vergnügſamkeit heiſſet/
entweder herkommet aus einem geitz/ und
ſorge vieles anzuwenden und ſeinen vorrath
zu ſchmaͤlern/ oder ſie kommet etwa her aus
einer natürlichen erkaͤntniß/ wie ſolche ver-
gnügſamkeit den leib und gemüth nützlich
ſeye/ jenen nicht etwa mit überladung der
ſpeiſen zu ſchwaͤchen/ oder ſonſten zu ermü-
den/ dieſes mit mehrern ſorgen nicht zu belaͤ-
ſtigen/ oder was dergleichen art überlegun-
gen mehr ſeyn moͤgen. Hingegen erweiſet
ſich die von Gott in ſeinen kindern gewirckte
vergnügſamkeit an den folgenden kennzei-
chen: Wo man 1. in dem gebrauch der cre-
aturen an ſich haͤlt/ und nicht zu viel derſel-
ben zu genieſſen trachtet/ weil man ſie anſi-
het als ſolche geſchoͤpffe und gaben Gottes/
die uns von ihm nicht zum überfluß und ver-
derbung/ ſondern zu unſerer nothdurfft ge-
geben/ ja dazu erſchaffen ſind. Wie wir
uns dann zu verſichern haben/ daß die Goͤtt-
liche weisheit alle geſchoͤpffe/ welche uns
dienlich ſeyn koͤnnen/ austꝛücklich zu ſolchem
zweck und gebrauch verordnet habe/ damit
ſie darinnen von uns geprieſen/ und unſrer

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[270/0332] GOttes mehr ſünde iſt/ als daß es von ihm kommen ſolte. Wie dann faſt bey den mei- ſten/ was eine ſolche vergnügſamkeit heiſſet/ entweder herkommet aus einem geitz/ und ſorge vieles anzuwenden und ſeinen vorrath zu ſchmaͤlern/ oder ſie kommet etwa her aus einer natürlichen erkaͤntniß/ wie ſolche ver- gnügſamkeit den leib und gemüth nützlich ſeye/ jenen nicht etwa mit überladung der ſpeiſen zu ſchwaͤchen/ oder ſonſten zu ermü- den/ dieſes mit mehrern ſorgen nicht zu belaͤ- ſtigen/ oder was dergleichen art überlegun- gen mehr ſeyn moͤgen. Hingegen erweiſet ſich die von Gott in ſeinen kindern gewirckte vergnügſamkeit an den folgenden kennzei- chen: Wo man 1. in dem gebrauch der cre- aturen an ſich haͤlt/ und nicht zu viel derſel- ben zu genieſſen trachtet/ weil man ſie anſi- het als ſolche geſchoͤpffe und gaben Gottes/ die uns von ihm nicht zum überfluß und ver- derbung/ ſondern zu unſerer nothdurfft ge- geben/ ja dazu erſchaffen ſind. Wie wir uns dann zu verſichern haben/ daß die Goͤtt- liche weisheit alle geſchoͤpffe/ welche uns dienlich ſeyn koͤnnen/ austꝛücklich zu ſolchem zweck und gebrauch verordnet habe/ damit ſie darinnen von uns geprieſen/ und unſrer noth-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/332>, abgerufen am 16.07.2024.