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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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theil gleiche furcht/ wie wir dieselbe über un-
sere eigne gedancken haben.

§. 78.

Mit der ersten probe hat auch die-
setz. eine verwandschafft/ wo wir in leistung
unsrer pflichten/ die wir uns obzuligen er-
kennen/ nicht nur der natürlichen zuneigung
entgegen gehen/ sondern auch die widrige
gewohnheit
uns nicht abhalten lassen. Es
geschihet wol/ daß man sich einige GOtt
mißfällige/ und uns an anderem guten hin-
derliche dinge eine zeitlang dermassen ange-
wehnet hat/ daß man meinet/ man könne
nicht davon ablassen/ oder auch man hat
sich der dinge/ die unserm fleisch unanmu-
thig/ aber erfordert sind/ immer enthalten/
und sich dazu desto ungeschickter gemacht.
Da gehet es nun sehr hart her/ jene zu las-
sen/ diese dinge aber mit ernst zu thun/ und
ist der eigene wille nothwendig dawider.
Wo man denn in solchem kampff gleichwol
überwindet/ und von denen durch die gewon-
heit bestärckten lüsten sich loß reisset/ gegen
sie zu thun sich zwinget/ und auch den scha-
den/ den man an gesundheit/ nahrung oder
dergleichen/ so man davon zu sorgen hätte/
sich nicht abhalten lässet/ oder auff der an-
dern seiten sich gewalt anleget/ wider seine

böse
L 6

theil gleiche furcht/ wie wir dieſelbe über un-
ſere eigne gedancken haben.

§. 78.

Mit der erſten probe hat auch die-
ſetz. eine verwandſchafft/ wo wir in leiſtung
unſrer pflichten/ die wir uns obzuligen er-
kennen/ nicht nur der natürlichen zuneigung
entgegen gehen/ ſondern auch die widrige
gewohnheit
uns nicht abhalten laſſen. Es
geſchihet wol/ daß man ſich einige GOtt
mißfaͤllige/ und uns an anderem guten hin-
derliche dinge eine zeitlang dermaſſen ange-
wehnet hat/ daß man meinet/ man koͤnne
nicht davon ablaſſen/ oder auch man hat
ſich der dinge/ die unſerm fleiſch unanmu-
thig/ aber erfordert ſind/ immer enthalten/
und ſich dazu deſto ungeſchickter gemacht.
Da gehet es nun ſehr hart her/ jene zu laſ-
ſen/ dieſe dinge aber mit ernſt zu thun/ und
iſt der eigene wille nothwendig dawider.
Wo man denn in ſolchem kampff gleichwol
überwindet/ und von denẽ durch die gewon-
heit beſtaͤrckten lüſten ſich loß reiſſet/ gegen
ſie zu thun ſich zwinget/ und auch den ſcha-
den/ den man an geſundheit/ nahrung oder
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[251/0313] theil gleiche furcht/ wie wir dieſelbe über un- ſere eigne gedancken haben. §. 78. Mit der erſten probe hat auch die- ſetz. eine verwandſchafft/ wo wir in leiſtung unſrer pflichten/ die wir uns obzuligen er- kennen/ nicht nur der natürlichen zuneigung entgegen gehen/ ſondern auch die widrige gewohnheit uns nicht abhalten laſſen. Es geſchihet wol/ daß man ſich einige GOtt mißfaͤllige/ und uns an anderem guten hin- derliche dinge eine zeitlang dermaſſen ange- wehnet hat/ daß man meinet/ man koͤnne nicht davon ablaſſen/ oder auch man hat ſich der dinge/ die unſerm fleiſch unanmu- thig/ aber erfordert ſind/ immer enthalten/ und ſich dazu deſto ungeſchickter gemacht. Da gehet es nun ſehr hart her/ jene zu laſ- ſen/ dieſe dinge aber mit ernſt zu thun/ und iſt der eigene wille nothwendig dawider. Wo man denn in ſolchem kampff gleichwol überwindet/ und von denẽ durch die gewon- heit beſtaͤrckten lüſten ſich loß reiſſet/ gegen ſie zu thun ſich zwinget/ und auch den ſcha- den/ den man an geſundheit/ nahrung oder dergleichen/ ſo man davon zu ſorgen haͤtte/ ſich nicht abhalten laͤſſet/ oder auff der an- dern ſeiten ſich gewalt anleget/ wider ſeine boͤſe L 6

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/313>, abgerufen am 24.11.2024.