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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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was Paulus lehret/ Hebr. 12/ 6. und fol.
Welchen der HErr lieb hat/ den züch-
tiget er/ er stäupet aber einen jeglichen
sohn/ den er auffnimmet. So ihr die
züchtigung erduldet/ so erbeut sich
euch Gott als kindern. Denn wo ist ein
sohn/ den der vater nicht züchtigetr
Seyd ihr aber ohne züchtigung/ wel-
cher sie alle sind theilhafftig worden/
so seyd ihr bastarte und nicht kinder.
Auch so wir haben unsre leibliche vä-
ter zu züchtigern gehabt/ und sie ge-
scheuet/ solten wir denn nicht vielmehr
unterth an seyn dem geistlichen vater/
daß wir leben? Und jene zwar haben
uns gezüchtiget wenig tage nach ih-
rem düncken/ dieser aber zu nutz/ auff
daß wir seine heiligung erlangen.
Wo
sich ein hertz durch diese betrachtung der
Göttlichen treue/ und des nutzen des creu-
tzes/ dadurch es so trefflich und heilsam ge-
läutert werde/ recht gerührt/ und dadurch
bewogen befindet/ mit der züchtigung seines
vaters wol zu frieden zu seyn/ und an dessel-
ben hieraus vorleuchtenden liebe mehr ver-
gnügen in dem innerlichen findet/ als von
dem eusserlichen sich verunruhigen lässet/ so

ists

was Paulus lehret/ Hebr. 12/ 6. und fol.
Welchen der HErr lieb hat/ den züch-
tiget er/ er ſtaͤupet aber einen jeglichen
ſohn/ den er auffnimmet. So ihr die
züchtigung erduldet/ ſo erbeut ſich
euch Gott als kindern. Deñ wo iſt ein
ſohn/ den der vater nicht züchtigetꝛ
Seyd ihr aber ohne züchtigung/ wel-
cher ſie alle ſind theilhafftig worden/
ſo ſeyd ihr baſtarte und nicht kinder.
Auch ſo wir haben unſre leibliche vaͤ-
ter zu züchtigern gehabt/ und ſie ge-
ſcheuet/ ſolten wiꝛ denn nicht vielmehꝛ
unterth an ſeyn dem geiſtlichen vater/
daß wir leben? Und jene zwar haben
uns gezüchtiget wenig tage nach ih-
rem düncken/ dieſer aber zu nutz/ auff
daß wir ſeine heiligung erlangen.
Wo
ſich ein hertz durch dieſe betrachtung der
Goͤttlichen treue/ und des nutzen des creu-
tzes/ dadurch es ſo trefflich und heilſam ge-
laͤutert werde/ recht gerührt/ und dadurch
bewogen befindet/ mit der züchtigung ſeines
vaters wol zu frieden zu ſeyn/ und an deſſel-
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gnügen in dem innerlichen findet/ als von
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[238/0300] was Paulus lehret/ Hebr. 12/ 6. und fol. Welchen der HErr lieb hat/ den züch- tiget er/ er ſtaͤupet aber einen jeglichen ſohn/ den er auffnimmet. So ihr die züchtigung erduldet/ ſo erbeut ſich euch Gott als kindern. Deñ wo iſt ein ſohn/ den der vater nicht züchtigetꝛ Seyd ihr aber ohne züchtigung/ wel- cher ſie alle ſind theilhafftig worden/ ſo ſeyd ihr baſtarte und nicht kinder. Auch ſo wir haben unſre leibliche vaͤ- ter zu züchtigern gehabt/ und ſie ge- ſcheuet/ ſolten wiꝛ denn nicht vielmehꝛ unterth an ſeyn dem geiſtlichen vater/ daß wir leben? Und jene zwar haben uns gezüchtiget wenig tage nach ih- rem düncken/ dieſer aber zu nutz/ auff daß wir ſeine heiligung erlangen. Wo ſich ein hertz durch dieſe betrachtung der Goͤttlichen treue/ und des nutzen des creu- tzes/ dadurch es ſo trefflich und heilſam ge- laͤutert werde/ recht gerührt/ und dadurch bewogen befindet/ mit der züchtigung ſeines vaters wol zu frieden zu ſeyn/ und an deſſel- ben hieraus vorleuchtenden liebe mehr ver- gnügen in dem innerlichen findet/ als von dem euſſerlichen ſich verunruhigen laͤſſet/ ſo iſts

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/300>, abgerufen am 07.06.2024.