Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

beweisest deine hände nicht an deinem
wercke.
Esa. 45/ 9. Und also die seele sich
auch hierinnen demüthiget unter ihren
GOtt/ und sich willig darstellt/ mit ihr zu
machen was ihm gefällig seye/ als die sichs
eben des wegen gefällig seyn lassen solle/ und
sich in die ordnung/ die unter GOtt und
seinem geschöpff ist/ schickende/ solches gern
thun wolle: sonderlich da sie ferner geden-
cket/ wie GOtt/ der ihr gantzes lebenlang
sie in lauter leiden zubringen lassen dürffte/
dennoch die meiste zeit ihrer so gnädig scho-
ne/ hingegen so vieles geistlich und leibliches/
inner- und eusserliches/ gutes ihr wiederfah-
ren lasse/ dessen betrachtung so bald zu we-
gen bringen solle/ daß dann auch sie es vor
werth halte/ nach vieler gekosteter süßigkeit
auch einen bittern kelch aus seiner hand mit
willen anzunehmen. Daraus entstehet/
daß eine gläubige seele warhafftig so gesin-
net seye/ wie Hiob. 2/ 10. Haben wir gu-
tes empfangen von Gott/ und solten
das böse nicht auch annehmen?
Zu die-
sen zeugnissen gehöret ferner/ wo die seele
dabey bedencket/ was vor ein heilsamer
rath GOttes in dem leiden und creutz seye/
und sich sonderlich das jenige eintrucket/

was

beweiſeſt deine haͤnde nicht an deinem
wercke.
Eſa. 45/ 9. Und alſo die ſeele ſich
auch hierinnen demüthiget unter ihren
GOtt/ und ſich willig darſtellt/ mit ihr zu
machen was ihm gefaͤllig ſeye/ als die ſichs
eben des wegen gefaͤllig ſeyn laſſen ſolle/ und
ſich in die ordnung/ die unter GOtt und
ſeinem geſchoͤpff iſt/ ſchickende/ ſolches gern
thun wolle: ſonderlich da ſie ferner geden-
cket/ wie GOtt/ der ihr gantzes lebenlang
ſie in lauter leiden zubringen laſſen dürffte/
dennoch die meiſte zeit ihrer ſo gnaͤdig ſcho-
ne/ hingegen ſo vieles geiſtlich und leibliches/
inner- und euſſerliches/ gutes ihr wiedeꝛfah-
ren laſſe/ deſſen betrachtung ſo bald zu we-
gen bringen ſolle/ daß dann auch ſie es vor
werth halte/ nach vieler gekoſteter ſüßigkeit
auch einen bittern kelch aus ſeiner hand mit
willen anzunehmen. Daraus entſtehet/
daß eine gläubige ſeele warhafftig ſo geſin-
net ſeye/ wie Hiob. 2/ 10. Haben wir gu-
tes empfangen von Gott/ und ſolten
das boͤſe nicht auch annehmen?
Zu die-
ſen zeugniſſen gehoͤret ferner/ wo die ſeele
dabey bedencket/ was vor ein heilſamer
rath GOttes in dem leiden und creutz ſeye/
und ſich ſonderlich das jenige eintrucket/

was
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0299" n="237"/><hi rendition="#fr">bewei&#x017F;e&#x017F;t deine ha&#x0364;nde nicht an deinem<lb/>
wercke.</hi> E&#x017F;a. 45/ 9. Und al&#x017F;o die &#x017F;eele &#x017F;ich<lb/>
auch hierinnen demüthiget unter ihren<lb/>
GOtt/ und &#x017F;ich willig dar&#x017F;tellt/ mit ihr zu<lb/>
machen was ihm gefa&#x0364;llig &#x017F;eye/ als die &#x017F;ichs<lb/>
eben des wegen gefa&#x0364;llig &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olle/ und<lb/>
&#x017F;ich in die ordnung/ die unter GOtt und<lb/>
&#x017F;einem ge&#x017F;cho&#x0364;pff i&#x017F;t/ &#x017F;chickende/ &#x017F;olches gern<lb/>
thun wolle: &#x017F;onderlich da &#x017F;ie ferner geden-<lb/>
cket/ wie GOtt/ der ihr gantzes lebenlang<lb/>
&#x017F;ie in lauter leiden zubringen la&#x017F;&#x017F;en dürffte/<lb/>
dennoch die mei&#x017F;te zeit ihrer &#x017F;o gna&#x0364;dig &#x017F;cho-<lb/>
ne/ hingegen &#x017F;o vieles gei&#x017F;tlich und leibliches/<lb/>
inner- und eu&#x017F;&#x017F;erliches/ gutes ihr wiede&#xA75B;fah-<lb/>
ren la&#x017F;&#x017F;e/ de&#x017F;&#x017F;en betrachtung &#x017F;o bald zu we-<lb/>
gen bringen &#x017F;olle/ daß dann auch &#x017F;ie es vor<lb/>
werth halte/ nach vieler geko&#x017F;teter &#x017F;üßigkeit<lb/>
auch einen bittern kelch aus &#x017F;einer hand mit<lb/>
willen anzunehmen. Daraus ent&#x017F;tehet/<lb/>
daß eine gläubige &#x017F;eele warhafftig &#x017F;o ge&#x017F;in-<lb/>
net &#x017F;eye/ wie Hiob. 2/ 10. <hi rendition="#fr">Haben wir gu-<lb/>
tes empfangen von Gott/ und &#x017F;olten<lb/>
das bo&#x0364;&#x017F;e nicht auch annehmen?</hi> Zu die-<lb/>
&#x017F;en zeugni&#x017F;&#x017F;en geho&#x0364;ret ferner/ wo die &#x017F;eele<lb/>
dabey bedencket/ was vor ein heil&#x017F;amer<lb/>
rath GOttes in dem leiden und creutz &#x017F;eye/<lb/>
und &#x017F;ich &#x017F;onderlich das jenige eintrucket/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">was</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0299] beweiſeſt deine haͤnde nicht an deinem wercke. Eſa. 45/ 9. Und alſo die ſeele ſich auch hierinnen demüthiget unter ihren GOtt/ und ſich willig darſtellt/ mit ihr zu machen was ihm gefaͤllig ſeye/ als die ſichs eben des wegen gefaͤllig ſeyn laſſen ſolle/ und ſich in die ordnung/ die unter GOtt und ſeinem geſchoͤpff iſt/ ſchickende/ ſolches gern thun wolle: ſonderlich da ſie ferner geden- cket/ wie GOtt/ der ihr gantzes lebenlang ſie in lauter leiden zubringen laſſen dürffte/ dennoch die meiſte zeit ihrer ſo gnaͤdig ſcho- ne/ hingegen ſo vieles geiſtlich und leibliches/ inner- und euſſerliches/ gutes ihr wiedeꝛfah- ren laſſe/ deſſen betrachtung ſo bald zu we- gen bringen ſolle/ daß dann auch ſie es vor werth halte/ nach vieler gekoſteter ſüßigkeit auch einen bittern kelch aus ſeiner hand mit willen anzunehmen. Daraus entſtehet/ daß eine gläubige ſeele warhafftig ſo geſin- net ſeye/ wie Hiob. 2/ 10. Haben wir gu- tes empfangen von Gott/ und ſolten das boͤſe nicht auch annehmen? Zu die- ſen zeugniſſen gehoͤret ferner/ wo die ſeele dabey bedencket/ was vor ein heilſamer rath GOttes in dem leiden und creutz ſeye/ und ſich ſonderlich das jenige eintrucket/ was

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/299
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/299>, abgerufen am 16.07.2024.