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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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und wieder ablasset/ wo er das leyden so
schwer ihm unter augen und zu leib zu gehen
siehet/ lässet sich reuen was er gethan hat/
und verderbet es wol selbs wieder/ da ists
eine anzeigung/ entweder/ daß es eine fal-
sche und nur natür liche gedult gewesen/ in
dero manunbedacht oder doch ohne gnug-
same prüfung dessen/ was man zu erwarten/
an den kampff gegangen/ oder wo man erst-
lich aus der krafft GOttes das werck ange-
fangen/ sich deroselben nicht recht hertzlich
und sorgfältig gebraucht/ und sie also wie-
der verlohren habe.

§. 72.

Noch eine weitere probe 2. fliesset
aus der vorigen/ oder vielmehr ist derselben
bestärckung/ wo es gar dazu kommet/ daß
man sich des leydens um des Nahmens des
HErrn willen erfreuet/ davon bereits
§. 7. gehandelt worden/ wir es aber hier
noch so fern zu wiederholen haben/ als ein
solches kennzeichen/ welches eines der aller-
unzweiffen lichsten ist/ und die natur am we-
nigsten daran theil hat/ sondern die selbs-
verleugnung ziemlich weit bey einem solchen
menschen gekommen seyn muß. Wie aber
bereits dasel[b]sten erinnert worden/ daß sol-
cher grad nicht allezeit dermassen erreichet

wer-

und wieder ablaſſet/ wo er das leyden ſo
ſchwer ihm unter augen und zu leib zu gehen
ſiehet/ laͤſſet ſich reuen was er gethan hat/
und verderbet es wol ſelbs wieder/ da iſts
eine anzeigung/ entweder/ daß es eine fal-
ſche und nur natür liche gedult geweſen/ in
dero manunbedacht oder doch ohne gnug-
ſame prüfung deſſen/ was man zu erwarten/
an den kampff gegangen/ oder wo man erſt-
lich aus der krafft GOttes das werck ange-
fangen/ ſich deroſelben nicht recht hertzlich
und ſorgfaͤltig gebraucht/ und ſie alſo wie-
der verlohren habe.

§. 72.

Noch eine weitere probe 2. flieſſet
aus der vorigen/ oder vielmehr iſt derſelben
beſtaͤrckung/ wo es gar dazu kommet/ daß
man ſich des leydens um des Nahmens des
HErrn willen erfreuet/ davon bereits
§. 7. gehandelt worden/ wir es aber hier
noch ſo fern zu wiederholen haben/ als ein
ſolches kennzeichen/ welches eines der aller-
unzweiffen lichſten iſt/ und die natur am we-
nigſten daran theil hat/ ſondern die ſelbs-
verleugnung ziemlich weit bey einem ſolchen
menſchen gekommen ſeyn muß. Wie aber
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[228/0290] und wieder ablaſſet/ wo er das leyden ſo ſchwer ihm unter augen und zu leib zu gehen ſiehet/ laͤſſet ſich reuen was er gethan hat/ und verderbet es wol ſelbs wieder/ da iſts eine anzeigung/ entweder/ daß es eine fal- ſche und nur natür liche gedult geweſen/ in dero manunbedacht oder doch ohne gnug- ſame prüfung deſſen/ was man zu erwarten/ an den kampff gegangen/ oder wo man erſt- lich aus der krafft GOttes das werck ange- fangen/ ſich deroſelben nicht recht hertzlich und ſorgfaͤltig gebraucht/ und ſie alſo wie- der verlohren habe. §. 72. Noch eine weitere probe 2. flieſſet aus der vorigen/ oder vielmehr iſt derſelben beſtaͤrckung/ wo es gar dazu kommet/ daß man ſich des leydens um des Nahmens des HErrn willen erfreuet/ davon bereits §. 7. gehandelt worden/ wir es aber hier noch ſo fern zu wiederholen haben/ als ein ſolches kennzeichen/ welches eines der aller- unzweiffen lichſten iſt/ und die natur am we- nigſten daran theil hat/ ſondern die ſelbs- verleugnung ziemlich weit bey einem ſolchen menſchen gekommen ſeyn muß. Wie aber bereits daſelbſten erinnert worden/ daß ſol- cher grad nicht allezeit dermaſſen erreichet wer-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/290>, abgerufen am 25.11.2024.