Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

Bild:
<< vorherige Seite

schwerde/ schmertzen oder kranckheiten un-
sers leibes/ mit wiederwärtigkeiten von an-
dern neben menschen/ und was vor allerley
zufälle sich sonsten stäts begeben/ und zwahr
gute und böse betreffen/ schleppen mussen.
Da ist nun auch gedult von nöthen/ solches
leyden auff rechte art zu ertragen: und gehö-
ret zu ertragung derselben/ daß der GOtt
der gedult und trostes/
Rom. 15/ 5. die-
selbe in uns wircke. Daher auch dieselbe
gedult ein zeugniß der gnaden-wirckung
seyn kan; weil aber sehr viel betrug sich in
solcher probe findet/ in dem was vor eine
Christliche gedult gehalten wird/ bey eini-
gen seyn kan eine blosse frucht der menschli-
chen klugheit/ daß der mensch mit stille und
ohne widersetzen sein leyden träget/ weil er
gleichwol demselben nicht/ oder doch nicht
ohne noch mehr beschwerde/ entgehen kan/
und solches wolsiehet/ deswegen sich so drein
schicket/ daß er sichs nicht/ entweder auch
sonsten durch wider setzen/ oder auffs wenig-
ste durch mehrere verunruhigung des ge-
müths/ unnützliches ängsten/ betrübniß/
zorn/ unwillen und anders (damit er sich
nicht helffen kan) noch schwerer macht/ als
es an sich selbsten ist/ so dann der menschen

gemü-
K 4

ſchwerde/ ſchmertzen oder kranckheiten un-
ſers leibes/ mit wiederwaͤrtigkeiten von an-
dern neben menſchen/ und was vor allerley
zufaͤlle ſich ſonſten ſtaͤts begeben/ und zwahr
gute und boͤſe betreffen/ ſchleppen muſſen.
Da iſt nun auch gedult von noͤthen/ ſolches
leyden auff rechte art zu ertragen: und gehoͤ-
ret zu ertragung derſelben/ daß der GOtt
der gedult und troſtes/
Rom. 15/ 5. die-
ſelbe in uns wircke. Daher auch dieſelbe
gedult ein zeugniß der gnaden-wirckung
ſeyn kan; weil aber ſehr viel betrug ſich in
ſolcher probe findet/ in dem was vor eine
Chriſtliche gedult gehalten wird/ bey eini-
gen ſeyn kan eine bloſſe frucht der menſchli-
chen klugheit/ daß der menſch mit ſtille und
ohne widerſetzen ſein leyden traͤget/ weil er
gleichwol demſelben nicht/ oder doch nicht
ohne noch mehr beſchwerde/ entgehen kan/
und ſolches wolſiehet/ deswegen ſich ſo dꝛein
ſchicket/ daß er ſichs nicht/ entweder auch
ſonſten durch wider ſetzen/ oder auffs wenig-
ſte durch mehrere verunruhigung des ge-
müths/ unnützliches ängſten/ betrübniß/
zorn/ unwillen und anders (damit er ſich
nicht helffen kan) noch ſchwerer macht/ als
es an ſich ſelbſten iſt/ ſo dann der menſchen

gemü-
K 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0285" n="223"/>
&#x017F;chwerde/ &#x017F;chmertzen oder kranckheiten un-<lb/>
&#x017F;ers leibes/ mit wiederwa&#x0364;rtigkeiten von an-<lb/>
dern neben men&#x017F;chen/ und was vor allerley<lb/>
zufa&#x0364;lle &#x017F;ich &#x017F;on&#x017F;ten &#x017F;ta&#x0364;ts begeben/ und zwahr<lb/>
gute und bo&#x0364;&#x017F;e betreffen/ &#x017F;chleppen mu&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Da i&#x017F;t nun auch gedult von no&#x0364;then/ &#x017F;olches<lb/>
leyden auff rechte art zu ertragen: und geho&#x0364;-<lb/>
ret zu ertragung der&#x017F;elben/ daß der <hi rendition="#fr">GOtt<lb/>
der gedult und tro&#x017F;tes/</hi> Rom. 15/ 5. die-<lb/>
&#x017F;elbe in uns wircke. Daher auch die&#x017F;elbe<lb/>
gedult ein zeugniß der gnaden-wirckung<lb/>
&#x017F;eyn kan; weil aber &#x017F;ehr viel betrug &#x017F;ich in<lb/>
&#x017F;olcher probe findet/ in dem was vor eine<lb/>
Chri&#x017F;tliche gedult gehalten wird/ bey eini-<lb/>
gen &#x017F;eyn kan eine blo&#x017F;&#x017F;e frucht der men&#x017F;chli-<lb/>
chen klugheit/ daß der men&#x017F;ch mit &#x017F;tille und<lb/>
ohne wider&#x017F;etzen &#x017F;ein leyden tra&#x0364;get/ weil er<lb/>
gleichwol dem&#x017F;elben nicht/ oder doch nicht<lb/>
ohne noch mehr be&#x017F;chwerde/ entgehen kan/<lb/>
und &#x017F;olches wol&#x017F;iehet/ deswegen &#x017F;ich &#x017F;o d&#xA75B;ein<lb/>
&#x017F;chicket/ daß er &#x017F;ichs nicht/ entweder auch<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten durch wider &#x017F;etzen/ oder auffs wenig-<lb/>
&#x017F;te durch mehrere verunruhigung des ge-<lb/>
müths/ unnützliches äng&#x017F;ten/ betrübniß/<lb/>
zorn/ unwillen und anders (damit er &#x017F;ich<lb/>
nicht helffen kan) noch &#x017F;chwerer macht/ als<lb/>
es an &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten i&#x017F;t/ &#x017F;o dann der men&#x017F;chen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 4</fw><fw place="bottom" type="catch">gemü-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0285] ſchwerde/ ſchmertzen oder kranckheiten un- ſers leibes/ mit wiederwaͤrtigkeiten von an- dern neben menſchen/ und was vor allerley zufaͤlle ſich ſonſten ſtaͤts begeben/ und zwahr gute und boͤſe betreffen/ ſchleppen muſſen. Da iſt nun auch gedult von noͤthen/ ſolches leyden auff rechte art zu ertragen: und gehoͤ- ret zu ertragung derſelben/ daß der GOtt der gedult und troſtes/ Rom. 15/ 5. die- ſelbe in uns wircke. Daher auch dieſelbe gedult ein zeugniß der gnaden-wirckung ſeyn kan; weil aber ſehr viel betrug ſich in ſolcher probe findet/ in dem was vor eine Chriſtliche gedult gehalten wird/ bey eini- gen ſeyn kan eine bloſſe frucht der menſchli- chen klugheit/ daß der menſch mit ſtille und ohne widerſetzen ſein leyden traͤget/ weil er gleichwol demſelben nicht/ oder doch nicht ohne noch mehr beſchwerde/ entgehen kan/ und ſolches wolſiehet/ deswegen ſich ſo dꝛein ſchicket/ daß er ſichs nicht/ entweder auch ſonſten durch wider ſetzen/ oder auffs wenig- ſte durch mehrere verunruhigung des ge- müths/ unnützliches ängſten/ betrübniß/ zorn/ unwillen und anders (damit er ſich nicht helffen kan) noch ſchwerer macht/ als es an ſich ſelbſten iſt/ ſo dann der menſchen gemü- K 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/285
Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/285>, abgerufen am 16.07.2024.