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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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zu thun/ daß gutes daraus komme
(welches verboten bleibet Rom. 3/ 8.) aber
um des guten willen etwas zu thun/ das oh-
ne solche ursach böse gewesen wäre/ aus der-
selben aber gethan/ solches nicht ist. Bey
allem solchen aber/ damit das fleisch sich ja
nicht schmeichle/ und was zugestanden
wird/ über das jenige ziehe/ was das gewis-
sen zugebe/ so fleißig zu verhüten ist/ muß wol
in obacht genommen werden/ wie bey der-
gleichen fällen das hertz des jenigen müsse
bewandt seyn/ solle es der demuth zeugniß
behalten. Nemlich 1. muß es seine unwür-
digkeit und nichtigkeit/ wie sie gegen GOtt
und den menschen seye/ gründlich erkennen/
und stets vor augen haben/ daher sich dessen
nicht würdig/ sondern vor eine freye Göttli-
che regierung halten/ daß man über andere
erhoben seye/ und einer eusserlichen herrlich-
keit bedörffe/ daß also der pfau/ da er auch
seine von GOtt ihm angeschaffene schöne
federn siehet/ seine häßliche füsse dabey an-
sehen solle. 2. Muß es deswegen kein belie-
ben an sich tragen/ oder auch sich andern ge-
ringern vorziehen/ sondern gedencken/ wie-
viel wol unter denselben seyen/ die vor Got-
tes augen in niedererem stand/ dannoch höher

geach-

zu thun/ daß gutes daraus komme
(welches verboten bleibet Rom. 3/ 8.) aber
um des guten willen etwas zu thun/ das oh-
ne ſolche urſach boͤſe geweſen waͤre/ aus der-
ſelben aber gethan/ ſolches nicht iſt. Bey
allem ſolchen aber/ damit das fleiſch ſich ja
nicht ſchmeichle/ und was zugeſtanden
wird/ über das jenige ziehe/ was das gewiſ-
ſen zugebe/ ſo fleißig zu verhüten iſt/ muß wol
in obacht genommen werden/ wie bey der-
gleichen faͤllen das hertz des jenigen müſſe
bewandt ſeyn/ ſolle es der demuth zeugniß
behalten. Nemlich 1. muß es ſeine unwür-
digkeit und nichtigkeit/ wie ſie gegen GOtt
und den menſchen ſeye/ gründlich erkennen/
und ſtets vor augen haben/ daher ſich deſſen
nicht würdig/ ſondern vor eine freye Goͤttli-
che regierung halten/ daß man über andere
erhoben ſeye/ und einer euſſerlichen herrlich-
keit bedoͤrffe/ daß alſo der pfau/ da er auch
ſeine von GOtt ihm angeſchaffene ſchoͤne
federn ſiehet/ ſeine haͤßliche füſſe dabey an-
ſehen ſolle. 2. Muß es deswegen kein belie-
ben an ſich tragen/ oder auch ſich andern ge-
ringern vorziehen/ ſondern gedencken/ wie-
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[218/0280] zu thun/ daß gutes daraus komme (welches verboten bleibet Rom. 3/ 8.) aber um des guten willen etwas zu thun/ das oh- ne ſolche urſach boͤſe geweſen waͤre/ aus der- ſelben aber gethan/ ſolches nicht iſt. Bey allem ſolchen aber/ damit das fleiſch ſich ja nicht ſchmeichle/ und was zugeſtanden wird/ über das jenige ziehe/ was das gewiſ- ſen zugebe/ ſo fleißig zu verhüten iſt/ muß wol in obacht genommen werden/ wie bey der- gleichen faͤllen das hertz des jenigen müſſe bewandt ſeyn/ ſolle es der demuth zeugniß behalten. Nemlich 1. muß es ſeine unwür- digkeit und nichtigkeit/ wie ſie gegen GOtt und den menſchen ſeye/ gründlich erkennen/ und ſtets vor augen haben/ daher ſich deſſen nicht würdig/ ſondern vor eine freye Goͤttli- che regierung halten/ daß man über andere erhoben ſeye/ und einer euſſerlichen herrlich- keit bedoͤrffe/ daß alſo der pfau/ da er auch ſeine von GOtt ihm angeſchaffene ſchoͤne federn ſiehet/ ſeine haͤßliche füſſe dabey an- ſehen ſolle. 2. Muß es deswegen kein belie- ben an ſich tragen/ oder auch ſich andern ge- ringern vorziehen/ ſondern gedencken/ wie- viel wol unter denſelben ſeyen/ die vor Got- tes augen in niedereꝛem ſtand/ dañoch hoͤher geach-

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/280>, abgerufen am 15.06.2024.