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Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687.

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in demselben/ als lange es GOtt gefalle/
auszuhalten/ zu der liebe GOttes gehöret.
Es verräth sich aber solches unordenliche
und fleischliche verlangen leicht/ wo man ge-
nau auff die art und ursach acht gibet: zum
exempel/ ob man alsdann ein solches ver-
langen habe zu dem sterben/ wo es uns in
allen stücken wol ergehet/ und wir auch kei-
ne gefahr des unglücks vor uns sehen/ oder
ob dasselbe sich allein/ oder doch meistens re-
ge/ wo wir dieses lebens beschwerde fühlen/
und dero noch mehr vor uns sehen: geschi-
het dieses/ so ist es gewißlich allein fleisch-
lich/ und kein gutes zeugniß. Jn dem hin-
gegen bey dem gottseligen verlangen nach
der erlösung sich eher begibet/ daß dasselbe
brünstiger seye/ wo es uns nach willen er-
gehet/ als unter währendem creutz/ bey wel-
chem eine seele offt ein hertzliches vergnügen
in dem von ihr erkannten heilsamen rath
ihres Vaters erkennt/ und desto lieber län-
ger leben will/ damit der HErr durch ihr
leyden desto mehr gepriesen werde. Was
aber das rechte Christliche verlangen nach
einem seligen ende anlanget/ hat solches
nicht nur bey sich eine willige unterwerffung
unter Göttlichen willen/ daß ein Christ/ ob er

wol

in demſelben/ als lange es GOtt gefalle/
auszuhalten/ zu der liebe GOttes gehoͤret.
Es verraͤth ſich aber ſolches unordenliche
und fleiſchliche verlangen leicht/ wo man ge-
nau auff die art und urſach acht gibet: zum
exempel/ ob man alsdann ein ſolches ver-
langen habe zu dem ſterben/ wo es uns in
allen ſtücken wol ergehet/ und wir auch kei-
ne gefahr des unglücks vor uns ſehen/ oder
ob daſſelbe ſich allein/ oder doch meiſtens re-
ge/ wo wir dieſes lebens beſchwerde fühlen/
und dero noch mehr vor uns ſehen: geſchi-
het dieſes/ ſo iſt es gewißlich allein fleiſch-
lich/ und kein gutes zeugniß. Jn dem hin-
gegen bey dem gottſeligen verlangen nach
der erloͤſung ſich eher begibet/ daß daſſelbe
brünſtiger ſeye/ wo es uns nach willen er-
gehet/ als unter waͤhrendem creutz/ bey wel-
chem eine ſeele offt ein hertzliches vergnügen
in dem von ihr erkannten heilſamen rath
ihres Vaters erkennt/ und deſto lieber laͤn-
ger leben will/ damit der HErr durch ihr
leyden deſto mehr geprieſen werde. Was
aber das rechte Chriſtliche verlangen nach
einem ſeligen ende anlanget/ hat ſolches
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[119/0181] in demſelben/ als lange es GOtt gefalle/ auszuhalten/ zu der liebe GOttes gehoͤret. Es verraͤth ſich aber ſolches unordenliche und fleiſchliche verlangen leicht/ wo man ge- nau auff die art und urſach acht gibet: zum exempel/ ob man alsdann ein ſolches ver- langen habe zu dem ſterben/ wo es uns in allen ſtücken wol ergehet/ und wir auch kei- ne gefahr des unglücks vor uns ſehen/ oder ob daſſelbe ſich allein/ oder doch meiſtens re- ge/ wo wir dieſes lebens beſchwerde fühlen/ und dero noch mehr vor uns ſehen: geſchi- het dieſes/ ſo iſt es gewißlich allein fleiſch- lich/ und kein gutes zeugniß. Jn dem hin- gegen bey dem gottſeligen verlangen nach der erloͤſung ſich eher begibet/ daß daſſelbe brünſtiger ſeye/ wo es uns nach willen er- gehet/ als unter waͤhrendem creutz/ bey wel- chem eine ſeele offt ein hertzliches vergnügen in dem von ihr erkannten heilſamen rath ihres Vaters erkennt/ und deſto lieber laͤn- ger leben will/ damit der HErr durch ihr leyden deſto mehr geprieſen werde. Was aber das rechte Chriſtliche verlangen nach einem ſeligen ende anlanget/ hat ſolches nicht nur bey ſich eine willige unterwerffung unteꝛ Goͤttlichen willen/ daß ein Chriſt/ ob eꝛ wol

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Natur und Gnade. Frankfurt (Main), 1687, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_natur_1687/181>, abgerufen am 22.11.2024.