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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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weitläufftig ist/ und abermahl ohne schmä-
lerung der liebe deß nächsten enger gefas-
set werden kan/ daß man sie auch gern zu-
sammen ziehe/ und etwa/ was von zeitli-
chem gewinn damit abgehet/ vor keinen
schaden achte/ gegen die jenige zeit/ die man
zu seiner seelen bestem erübriget. Dieses al-
les wird dazu dienlich seyn/ damit das ge-
müth/ welches von den geschäfften auch
stäts in unruhe gehalten wird/ daß es kaum
wahrnehmen kan/ ob es in ruhe oder un-
ruhe stehe/ mehrmahl in eine völlige ruhe
komme/ welche nachmahl durch die fol-
gende mässige geschäffte nicht so bald ver-
stöhret wird. Hierauff gehet auch die ab-
sicht deß heiligen Apostels Pauli/ wann er
1. Cor. 7/ 2. 32. 33. 34. nicht nur von den
knechten saget: Bistu ein knecht beruf-
fen/
(da dir also zu deinem Gottes dienst
und sorge der seelen wenig zeit übrig gelassen
und vergönnet wird/) sorge dir nicht/
(weil nemlich der HERR dich in solchen
stand selbst gesetzet hat/ und dißmahl nicht
mehr von dir fordert/ doch kanst du frey
werden/
(nemlich auff gerechte weise/)
so brauche deß viel lieber/ (damit
du nemlich in der freyheit über deine
zeit so viel besser dispotziren/ und deiner

seelen

weitlaͤufftig iſt/ und abermahl ohne ſchmaͤ-
lerung der liebe deß naͤchſten enger gefaſ-
ſet werden kan/ daß man ſie auch gern zu-
ſammen ziehe/ und etwa/ was von zeitli-
chem gewinn damit abgehet/ vor keinen
ſchaden achte/ gegen die jenige zeit/ die man
zu ſeiner ſeelen beſtem eruͤbriget. Dieſes al-
les wird dazu dienlich ſeyn/ damit das ge-
muͤth/ welches von den geſchaͤfften auch
ſtaͤts in unruhe gehalten wird/ daß es kaum
wahrnehmen kan/ ob es in ruhe oder un-
ruhe ſtehe/ mehrmahl in eine voͤllige ruhe
komme/ welche nachmahl durch die fol-
gende maͤſſige geſchaͤffte nicht ſo bald ver-
ſtoͤhret wird. Hierauff gehet auch die ab-
ſicht deß heiligen Apoſtels Pauli/ wann er
1. Cor. 7/ 2. 32. 33. 34. nicht nur von den
knechten ſaget: Biſtu ein knecht beruf-
fen/
(da dir alſo zu deinem Gottes dienſt
und ſorge der ſeelen wenig zeit uͤbrig gelaſſen
und vergoͤnnet wird/) ſorge dir nicht/
(weil nemlich der HERR dich in ſolchen
ſtand ſelbſt geſetzet hat/ und dißmahl nicht
mehr von dir fordert/ doch kanſt du frey
werden/
(nemlich auff gerechte weiſe/)
ſo brauche deß viel lieber/ (damit
du nemlich in der freyheit uͤber deine
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[167/0179] weitlaͤufftig iſt/ und abermahl ohne ſchmaͤ- lerung der liebe deß naͤchſten enger gefaſ- ſet werden kan/ daß man ſie auch gern zu- ſammen ziehe/ und etwa/ was von zeitli- chem gewinn damit abgehet/ vor keinen ſchaden achte/ gegen die jenige zeit/ die man zu ſeiner ſeelen beſtem eruͤbriget. Dieſes al- les wird dazu dienlich ſeyn/ damit das ge- muͤth/ welches von den geſchaͤfften auch ſtaͤts in unruhe gehalten wird/ daß es kaum wahrnehmen kan/ ob es in ruhe oder un- ruhe ſtehe/ mehrmahl in eine voͤllige ruhe komme/ welche nachmahl durch die fol- gende maͤſſige geſchaͤffte nicht ſo bald ver- ſtoͤhret wird. Hierauff gehet auch die ab- ſicht deß heiligen Apoſtels Pauli/ wann er 1. Cor. 7/ 2. 32. 33. 34. nicht nur von den knechten ſaget: Biſtu ein knecht beruf- fen/ (da dir alſo zu deinem Gottes dienſt und ſorge der ſeelen wenig zeit uͤbrig gelaſſen und vergoͤnnet wird/) ſorge dir nicht/ (weil nemlich der HERR dich in ſolchen ſtand ſelbſt geſetzet hat/ und dißmahl nicht mehr von dir fordert/ doch kanſt du frey werden/ (nemlich auff gerechte weiſe/) ſo brauche deß viel lieber/ (damit du nemlich in der freyheit uͤber deine zeit ſo viel beſſer diſpotziren/ und deiner ſeelen

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/179>, abgerufen am 28.04.2024.