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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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es ist solche sorge der seelen ein viel weiter-
greiffendes werck/ als daß sichs fast alles in
solchen einigen tag einschrencken lassen
wolte/ oder mit demselben allerdings genug
wäre/ sondern wir sollen billich auch an-
dere zeit die woche über haben/ da wir un-
sere seelen von dem dienst deß vergängli-
chen abziehen/ und sie in ihre ruhe eingehen
lassen möchten. Solle also dieses gesche-
hen/ so müssen wir unsere geschäfften trach-
ten/ so viel an uns ist/ und ohne verletzung
der liebe deß nächsten geschehen kan/ nach
möglichkeit einzuschrencken/ und uns hin-
gegen der jenigen überflüssigen geschäfften/
dero man wol entrathen könte/ und die
uns nicht so wol Göttlicher wille als unser
belieben oder andere fleischliche ursachen
aufferlegen/ zu entladen. Welches am
meisten in den jenigen geschäfften nöthig
ist/ so nicht nur den leib und dessen glieder
zur arbeit fordern/ unter welcher offtmals
ungehindert die seele in sich gehen/ und ih-
rer selbst wahrnehmen kan/ sondern welche
auch das gemüth mit sorgen erfüllen/ und
es also zu gleicher zeit mit der seelen-sorge
umbzugehen untüchtig machen: Welcher-
ley art die meiste geschäfften der Gelehrten

und

es iſt ſolche ſorge der ſeelen ein viel weiter-
greiffendes werck/ als daß ſichs faſt alles in
ſolchen einigen tag einſchrencken laſſen
wolte/ oder mit demſelben allerdings genug
waͤre/ ſondern wir ſollen billich auch an-
dere zeit die woche uͤber haben/ da wir un-
ſere ſeelen von dem dienſt deß vergaͤngli-
chen abziehen/ und ſie in ihre ruhe eingehen
laſſen moͤchten. Solle alſo dieſes geſche-
hen/ ſo muͤſſen wir unſere geſchaͤfften trach-
ten/ ſo viel an uns iſt/ und ohne verletzung
der liebe deß naͤchſten geſchehen kan/ nach
moͤglichkeit einzuſchrencken/ und uns hin-
gegen der jenigen uͤberfluͤſſigen geſchaͤfften/
dero man wol entrathen koͤnte/ und die
uns nicht ſo wol Goͤttlicher wille als unſer
belieben oder andere fleiſchliche urſachen
aufferlegen/ zu entladen. Welches am
meiſten in den jenigen geſchaͤfften noͤthig
iſt/ ſo nicht nur den leib und deſſen glieder
zur arbeit fordern/ unter welcher offtmals
ungehindert die ſeele in ſich gehen/ und ih-
rer ſelbſt wahrnehmen kan/ ſondern welche
auch das gemuͤth mit ſorgen erfuͤllen/ und
es alſo zu gleicher zeit mit der ſeelen-ſorge
umbzugehen untuͤchtig machen: Welcher-
ley art die meiſte geſchaͤfften der Gelehrten

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[165/0177] es iſt ſolche ſorge der ſeelen ein viel weiter- greiffendes werck/ als daß ſichs faſt alles in ſolchen einigen tag einſchrencken laſſen wolte/ oder mit demſelben allerdings genug waͤre/ ſondern wir ſollen billich auch an- dere zeit die woche uͤber haben/ da wir un- ſere ſeelen von dem dienſt deß vergaͤngli- chen abziehen/ und ſie in ihre ruhe eingehen laſſen moͤchten. Solle alſo dieſes geſche- hen/ ſo muͤſſen wir unſere geſchaͤfften trach- ten/ ſo viel an uns iſt/ und ohne verletzung der liebe deß naͤchſten geſchehen kan/ nach moͤglichkeit einzuſchrencken/ und uns hin- gegen der jenigen uͤberfluͤſſigen geſchaͤfften/ dero man wol entrathen koͤnte/ und die uns nicht ſo wol Goͤttlicher wille als unſer belieben oder andere fleiſchliche urſachen aufferlegen/ zu entladen. Welches am meiſten in den jenigen geſchaͤfften noͤthig iſt/ ſo nicht nur den leib und deſſen glieder zur arbeit fordern/ unter welcher offtmals ungehindert die ſeele in ſich gehen/ und ih- rer ſelbſt wahrnehmen kan/ ſondern welche auch das gemuͤth mit ſorgen erfuͤllen/ und es alſo zu gleicher zeit mit der ſeelen-ſorge umbzugehen untuͤchtig machen: Welcher- ley art die meiſte geſchaͤfften der Gelehrten und

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/177>, abgerufen am 28.04.2024.