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Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686.

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dem jenigen/ was ihm schaden hätte mö-
gen/ beschirmet werde/ sondern da muß
an schmuck und zierrath/ auch an eingebil-
deten wolstand/ abermahl vielmehr geleget
werden/ als an die redliche nothdurfft.
Daher die natur ein gar weniges von
jeglichem erforderte/ so auch in Göttlicher
ordnung durch die arbeit unschwehr ohne
weitläufftige sorgen erworben werden kön-
te/ so will hingegen die arbeit oder habende
mittel ins gemein bey den meisten zu bestrei-
tung der eingebildeten nothdurfft nicht auß-
langen/ daher das hertz nicht nur mit viel
sorgen erfüllet/ sondern offters zu man-
chen sünden und ungerechtigkeit verführet
wird. Da hingegen/ wo man mit we-
nigem zu frieden zuseyn gelernet/ und mit
vorstellung Göttlichen willens/ deß nutzens
der vergnügsamkeit und deß schadens deß
überflusses/ auch gewohnheit also zuleben/
jene einbildung bey sich außgeschaffet/ das
gemüth in vergnüglicher ruhe bleibet. Die-
ses lehret uns auch die Schrifft/ und ermah-
net uns deßwegen so treulich. 1. Tim. 6/ 6.
7. 8. 9. 10. Es ist ein grosser gewinn/
wer gottselig ist/ und lässet ihm ge-
nügen/ denn wir haben nichts in die

welt
G 7

dem jenigen/ was ihm ſchaden haͤtte moͤ-
gen/ beſchirmet werde/ ſondern da muß
an ſchmuck und zierrath/ auch an eingebil-
deten wolſtand/ abermahl vielmehr geleget
werden/ als an die redliche nothdurfft.
Daher die natur ein gar weniges von
jeglichem erforderte/ ſo auch in Goͤttlicher
ordnung durch die arbeit unſchwehr ohne
weitlaͤufftige ſorgen erworben werden koͤn-
te/ ſo will hingegen die arbeit oder habende
mittel ins gemein bey den meiſten zu beſtrei-
tung der eingebildeten nothdurfft nicht auß-
langen/ daher das hertz nicht nur mit viel
ſorgen erfuͤllet/ ſondern offters zu man-
chen ſuͤnden und ungerechtigkeit verfuͤhret
wird. Da hingegen/ wo man mit we-
nigem zu frieden zuſeyn gelernet/ und mit
vorſtellung Goͤttlichen willens/ deß nutzens
der vergnuͤgſamkeit und deß ſchadens deß
uͤberfluſſes/ auch gewohnheit alſo zuleben/
jene einbildung bey ſich außgeſchaffet/ das
gemuͤth in vergnuͤglicher ruhe bleibet. Die-
ſes lehret uns auch die Schrifft/ und ermah-
net uns deßwegen ſo treulich. 1. Tim. 6/ 6.
7. 8. 9. 10. Es iſt ein groſſer gewinn/
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nuͤgen/ denn wir haben nichts in die

welt
G 7
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[157/0169] dem jenigen/ was ihm ſchaden haͤtte moͤ- gen/ beſchirmet werde/ ſondern da muß an ſchmuck und zierrath/ auch an eingebil- deten wolſtand/ abermahl vielmehr geleget werden/ als an die redliche nothdurfft. Daher die natur ein gar weniges von jeglichem erforderte/ ſo auch in Goͤttlicher ordnung durch die arbeit unſchwehr ohne weitlaͤufftige ſorgen erworben werden koͤn- te/ ſo will hingegen die arbeit oder habende mittel ins gemein bey den meiſten zu beſtrei- tung der eingebildeten nothdurfft nicht auß- langen/ daher das hertz nicht nur mit viel ſorgen erfuͤllet/ ſondern offters zu man- chen ſuͤnden und ungerechtigkeit verfuͤhret wird. Da hingegen/ wo man mit we- nigem zu frieden zuſeyn gelernet/ und mit vorſtellung Goͤttlichen willens/ deß nutzens der vergnuͤgſamkeit und deß ſchadens deß uͤberfluſſes/ auch gewohnheit alſo zuleben/ jene einbildung bey ſich außgeſchaffet/ das gemuͤth in vergnuͤglicher ruhe bleibet. Die- ſes lehret uns auch die Schrifft/ und ermah- net uns deßwegen ſo treulich. 1. Tim. 6/ 6. 7. 8. 9. 10. Es iſt ein groſſer gewinn/ wer gottſelig iſt/ und laͤſſet ihm ge- nuͤgen/ denn wir haben nichts in die welt G 7

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Der innerliche und geistliche Friede. Frankfurt (Main), 1686, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_friede_1686/169>, abgerufen am 28.04.2024.