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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715.

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ARTIC. IV. SECTIO VI.
weder an gaben nach an hertzlichem eifer und begierde alles zu der ehre des grossen
GOTTES anzuwenden/ ermangelt/ und also auch der segen GOTTES nicht
ausbleiben kan. Lasset uns nur auch fleißig vor ihn beten/ daß der HERR auch
durch seine hand sein wort lasse glücklich von statten gehen. Es war auch jüngst-
hin herr N. allhier/ welcher sich mit hertzlicher freude/ der in der nähe damal un-
terschiedlich mal genossener Christlichen conversation mit vergnügen erinnert.
Der liebe mann ist auch nicht gewiß/ ob dasjenige/ was Herr Horbio begegnet/
nicht auch ihn mit betreffen möchte. Er wartet aber getrost/ was GOTT ver-
hengen wolle/ und ob er wegen des treibens eines ernstlichen und wahrhafftigen
Christenthums ihn etwas leiden werde lassen/ mit gottseliger resolution, ihm als-
dann auch darum/ gleichwie vor alles andere/ hertzlich zu dancken. Und was
ists endlich/ was wir in der gantzen welt zu fürchten hätten/ wo wir von hertzen
allein unseren GOTT suchen? Es bleibet dabey: 1. Petr. 3/ 13. Wer ist/ der
euch schaden könne/ so ihr dem guten nachkommet,
und müssen wir etwas
dabey leiden/ so ists ja unser GOTT wol werth/ um seinet willen etwas gern
zu erdulden/ und ihn auch auf solche art zu preisen; und dasselbe so viel lieber/
weil alles solches leiden ein so vertrefflich mittel ist/ unser hertz von seiner eigenwil-
ligkeit zu reinigen/ und uns immer zu mehrerer göttlicher gnade tüchtig zu machen.
Also lasset dieses unser einiges anliegen seyn/ wie wir mögen würdiglich wandeln
dem HERRN zu allem gefallen/ und fruchtbar seyn in allerley guten wercken/ und
auf solchem wege wachsen in der erkäntnüß GOTTES. Dieß ist die arbeit/ die
ewig belohnet/ und dero frucht alsdann bleibet/ wo alles übrige vergehet. Dazu
sonderlich nöthig seyn will ein täglich ja stündliches gebet/ zu dem lieben Vater im
himmel/ daß er uns seinen Heiligen Geist verleihe/ und durch denselben führen wolle
auf richtiger bahn/ daß er unsere augen abwenden wolle/ damit sie nicht sehen nach
der eitelkeit der welt/ sondern uns stätig in unsern seelen nachdrücklich vorstellen wol-
le/ die liebe/ die er uns in seinem Sohn erwiesen/ unsere pflicht und die grosse herr-
lichkeit/ welche noch vorbereitet ist denenjenigen/ die ihn lieb haben/ aufdaß solche be-
trachtungen uns ein stätiger kräfftigster antrieb seyn mögen/ uns in nichts vergängli-
ches zu verlieben/ denen so theure güter/ welche durch die liebe der geringern vorloren
würden/ versprochen sind/ hingegen so viel eifriger fortfahren in der heiligung und
zucht: Ja daß solcher gute Geist unsere hertzen verwahre vor allen verführungen der
welt und dero fürsten/ die wir gewißlich nicht aus eigener krafft vermöchten zu über-
winden/ aber getrost seyn können/ da wir wissen/ daß der in uns ist/ stärcker seye als der
in der welt ist. Solches unaufhörliche seufzen und beten nach des Heiligen Gei-
stes kräftiger gnade kan nicht anders/ es muß zu dem gnadenthron durchdringen/ u.
wir erhalten/ was wir gebeten haben. Wozu nachmal auch das wachen nöthig ist/
daß wir stets auf unserer hut seyen/ als die wir wissen/ wie mit vielen feinden wir um-

geben
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ARTIC. IV. SECTIO VI.
weder an gaben nach an hertzlichem eifer und begierde alles zu der ehre des groſſen
GOTTES anzuwenden/ ermangelt/ und alſo auch der ſegen GOTTES nicht
ausbleiben kan. Laſſet uns nur auch fleißig vor ihn beten/ daß der HERR auch
durch ſeine hand ſein wort laſſe gluͤcklich von ſtatten gehen. Es war auch juͤngſt-
hin herr N. allhier/ welcher ſich mit hertzlicher freude/ der in der naͤhe damal un-
terſchiedlich mal genoſſener Chriſtlichen converſation mit veꝛgnuͤgen erinnert.
Der liebe mann iſt auch nicht gewiß/ ob dasjenige/ was Herr Horbio begegnet/
nicht auch ihn mit betreffen moͤchte. Er wartet aber getroſt/ was GOTT ver-
hengen wolle/ und ob er wegen des treibens eines ernſtlichen und wahrhafftigen
Chriſtenthums ihn etwas leiden werde laſſen/ mit gottſeliger reſolution, ihm als-
dann auch darum/ gleichwie vor alles andere/ hertzlich zu dancken. Und was
iſts endlich/ was wir in der gantzen welt zu fuͤrchten haͤtten/ wo wir von hertzen
allein unſeren GOTT ſuchen? Es bleibet dabey: 1. Petr. 3/ 13. Wer iſt/ der
euch ſchaden koͤnne/ ſo ihr dem guten nachkommet,
und muͤſſen wir etwas
dabey leiden/ ſo iſts ja unſer GOTT wol werth/ um ſeinet willen etwas gern
zu erdulden/ und ihn auch auf ſolche art zu preiſen; und daſſelbe ſo viel lieber/
weil alles ſolches leiden ein ſo vertrefflich mittel iſt/ unſer hertz von ſeiner eigenwil-
ligkeit zu reinigen/ und uns immer zu mehrerer goͤttlicher gnade tuͤchtig zu machen.
Alſo laſſet dieſes unſer einiges anliegen ſeyn/ wie wir moͤgen wuͤrdiglich wandeln
dem HERRN zu allem gefallen/ und fruchtbar ſeyn in allerley guten wercken/ und
auf ſolchem wege wachſen in der erkaͤntnuͤß GOTTES. Dieß iſt die arbeit/ die
ewig belohnet/ und dero frucht alsdann bleibet/ wo alles uͤbrige vergehet. Dazu
ſonderlich noͤthig ſeyn will ein taͤglich ja ſtuͤndliches gebet/ zu dem lieben Vater im
himmel/ daß er uns ſeinen Heiligen Geiſt verleihe/ und durch denſelben fuͤhren wolle
auf richtiger bahn/ daß er unſere augen abwenden wolle/ damit ſie nicht ſehen nach
der eitelkeit der welt/ ſondern uns ſtaͤtig in unſern ſeelen nachdruͤcklich vorſtellen wol-
le/ die liebe/ die er uns in ſeinem Sohn erwieſen/ unſere pflicht und die groſſe herr-
lichkeit/ welche noch vorbereitet iſt denenjenigen/ die ihn lieb haben/ aufdaß ſolche be-
trachtungen uns ein ſtaͤtiger kꝛaͤfftigſter antrieb ſeyn moͤgen/ uns in nichts vergaͤngli-
ches zu verlieben/ denen ſo theure guͤter/ welche durch die liebe der geringern vorloren
wuͤrden/ verſprochen ſind/ hingegen ſo viel eifriger fortfahren in der heiligung und
zucht: Ja daß ſolcher gute Geiſt unſere hertzen verwahre vor allen verführungen der
welt und dero fuͤrſten/ die wir gewißlich nicht aus eigener krafft vermoͤchten zu uͤber-
winden/ aber getroſt ſeyn koͤnnen/ da wir wiſſen/ daß der in uns iſt/ ſtaͤrckeꝛ ſeye als deꝛ
in der welt iſt. Solches unaufhoͤrliche ſeufzen und beten nach des Heiligen Gei-
ſtes kraͤftiger gnade kan nicht anders/ es muß zu dem gnadenthron durchdringen/ u.
wir erhalten/ was wir gebeten haben. Wozu nachmal auch das wachen noͤthig iſt/
daß wir ſtets auf unſerer hut ſeyen/ als die wir wiſſen/ wie mit vielen feinden wir um-

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[429/0441] ARTIC. IV. SECTIO VI. weder an gaben nach an hertzlichem eifer und begierde alles zu der ehre des groſſen GOTTES anzuwenden/ ermangelt/ und alſo auch der ſegen GOTTES nicht ausbleiben kan. Laſſet uns nur auch fleißig vor ihn beten/ daß der HERR auch durch ſeine hand ſein wort laſſe gluͤcklich von ſtatten gehen. Es war auch juͤngſt- hin herr N. allhier/ welcher ſich mit hertzlicher freude/ der in der naͤhe damal un- terſchiedlich mal genoſſener Chriſtlichen converſation mit veꝛgnuͤgen erinnert. Der liebe mann iſt auch nicht gewiß/ ob dasjenige/ was Herr Horbio begegnet/ nicht auch ihn mit betreffen moͤchte. Er wartet aber getroſt/ was GOTT ver- hengen wolle/ und ob er wegen des treibens eines ernſtlichen und wahrhafftigen Chriſtenthums ihn etwas leiden werde laſſen/ mit gottſeliger reſolution, ihm als- dann auch darum/ gleichwie vor alles andere/ hertzlich zu dancken. Und was iſts endlich/ was wir in der gantzen welt zu fuͤrchten haͤtten/ wo wir von hertzen allein unſeren GOTT ſuchen? Es bleibet dabey: 1. Petr. 3/ 13. Wer iſt/ der euch ſchaden koͤnne/ ſo ihr dem guten nachkommet, und muͤſſen wir etwas dabey leiden/ ſo iſts ja unſer GOTT wol werth/ um ſeinet willen etwas gern zu erdulden/ und ihn auch auf ſolche art zu preiſen; und daſſelbe ſo viel lieber/ weil alles ſolches leiden ein ſo vertrefflich mittel iſt/ unſer hertz von ſeiner eigenwil- ligkeit zu reinigen/ und uns immer zu mehrerer goͤttlicher gnade tuͤchtig zu machen. Alſo laſſet dieſes unſer einiges anliegen ſeyn/ wie wir moͤgen wuͤrdiglich wandeln dem HERRN zu allem gefallen/ und fruchtbar ſeyn in allerley guten wercken/ und auf ſolchem wege wachſen in der erkaͤntnuͤß GOTTES. Dieß iſt die arbeit/ die ewig belohnet/ und dero frucht alsdann bleibet/ wo alles uͤbrige vergehet. Dazu ſonderlich noͤthig ſeyn will ein taͤglich ja ſtuͤndliches gebet/ zu dem lieben Vater im himmel/ daß er uns ſeinen Heiligen Geiſt verleihe/ und durch denſelben fuͤhren wolle auf richtiger bahn/ daß er unſere augen abwenden wolle/ damit ſie nicht ſehen nach der eitelkeit der welt/ ſondern uns ſtaͤtig in unſern ſeelen nachdruͤcklich vorſtellen wol- le/ die liebe/ die er uns in ſeinem Sohn erwieſen/ unſere pflicht und die groſſe herr- lichkeit/ welche noch vorbereitet iſt denenjenigen/ die ihn lieb haben/ aufdaß ſolche be- trachtungen uns ein ſtaͤtiger kꝛaͤfftigſter antrieb ſeyn moͤgen/ uns in nichts vergaͤngli- ches zu verlieben/ denen ſo theure guͤter/ welche durch die liebe der geringern vorloren wuͤrden/ verſprochen ſind/ hingegen ſo viel eifriger fortfahren in der heiligung und zucht: Ja daß ſolcher gute Geiſt unſere hertzen verwahre vor allen verführungen der welt und dero fuͤrſten/ die wir gewißlich nicht aus eigener krafft vermoͤchten zu uͤber- winden/ aber getroſt ſeyn koͤnnen/ da wir wiſſen/ daß der in uns iſt/ ſtaͤrckeꝛ ſeye als deꝛ in der welt iſt. Solches unaufhoͤrliche ſeufzen und beten nach des Heiligen Gei- ſtes kraͤftiger gnade kan nicht anders/ es muß zu dem gnadenthron durchdringen/ u. wir erhalten/ was wir gebeten haben. Wozu nachmal auch das wachen noͤthig iſt/ daß wir ſtets auf unſerer hut ſeyen/ als die wir wiſſen/ wie mit vielen feinden wir um- geben h h h 3

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 4. 3. Aufl. Halle (Saale), 1715, S. 429. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken04_1702/441>, abgerufen am 22.11.2024.