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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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ARTIC. I. SECTIO VI.
tiger von/ als von der welt zu ihrer eitelkeit gezogen werden. Daher keine heili-
gere übung/ als solche offtere und tägliche betrachtung seyn mag; ohne daß auch
selbs in derselben das vornehmste stück des lobes GOttes/ umb dessenwillen wir
in der welt sind/ bestehet. Jch bin aber durch diese materie zu mehrer weitläuff-
tigkeit geführet worden/ als sonsten geziemet hätte/ E. Hochfl. Durchl. aufzuhal-
ten; indem dieselbe alles dieses so viel besser und ausführlicher in andern gott-
seligen büchern/ daran sie keinen mangel hat/ antreffen können: doch bin ich der
guten zuversicht/ daß dieselbe solche liebe materi dermassen werth halten/ daß sie
über ohne das habenden gnugsamen bericht von derselben/ und anweisung zu fer-
nerer betrachtung derselben/ auch diese einfältige zeilen gelesen zu haben sich nicht
verdriessen lasse: Jndem/ was uns angenehm/ auch öffters und auff allerhand
weise zu hören oder zu lesen/ uns nicht beschwehrlich zu fallen pfleget. Schließ-
lich ruffe ich den getreuen GOtt und Vater unsers HErrn JEsu CHristi
demüthigst an/ daß seine göttliche Majestät E. Hochfürstl. Durchl. nicht nur
allein mit allem übrigen so zu hiesigem leben und stands ziemlichem wolseyn gehö-
ret/ mildigst beschencken/ sondern vornemlich sein herrliches in ihr angefangenes
werck kräfftig fortführen/ das liecht seiner gnade und erkäntnüß in ihr täglich zu-
nehmen lassen/ das gemüth in dem guten stärcken/ kräfftigen/ gründen und voll-
bereiten/ zu überwindung aller versuchung muth und weißheit verleihen/ und ins-
gesamt sie durch seinen Heiligen Geist also regieren wolle/ daß sie zu seinem preiß
als ein liecht mit gutem exempel andern vorleuchte/ in ihrer seelen immer mehr und
mehr/ wie freundlich der HErr denjenigen seye/ die ihn hertzlich lieben/ und seine
süsse tröstungen/ vergnüglichst empfinde/ und endlich zu der grossen herrlichkeit/
dazu wir von unserm Heylande beruffen seynd/ zu seiner zeit seelig eingehe. Wel-
chen wunsch dem sinn nach/ in einfalt meines hertzens immer wiederholende/
und also sie solches unsers grossen Gottes theuren gnade und segen empfehlende/
verbleibe. etc. 1672.

SECTIO VII.
An die vorige Fürstin.
Von dem zustand derer/ welchen es an erbaulichem umgang
mangelt/ ihrer pflicht und trost.
Durchlauchtigste Fürstin.
Gnädigste Fürstin und Fräulein.

E.Hochfl. Durchl. gnädigstes schreiben ist mir wol worden/ und habe
aus solchem mit hertzlicher freude ersehen/ daß mein voriges gantz
gnädigst aufgenommen worden seye/ und das vor dem gnädigst be-

zeugte
N n n n

ARTIC. I. SECTIO VI.
tiger von/ als von der welt zu ihrer eitelkeit gezogen werden. Daher keine heili-
gere uͤbung/ als ſolche offtere und taͤgliche betrachtung ſeyn mag; ohne daß auch
ſelbs in derſelben das vornehmſte ſtuͤck des lobes GOttes/ umb deſſenwillen wir
in der welt ſind/ beſtehet. Jch bin aber durch dieſe materie zu mehrer weitlaͤuff-
tigkeit gefuͤhret worden/ als ſonſten geziemet haͤtte/ E. Hochfl. Durchl. aufzuhal-
ten; indem dieſelbe alles dieſes ſo viel beſſer und ausfuͤhrlicher in andern gott-
ſeligen buͤchern/ daran ſie keinen mangel hat/ antreffen koͤnnen: doch bin ich der
guten zuverſicht/ daß dieſelbe ſolche liebe materi dermaſſen werth halten/ daß ſie
uͤber ohne das habenden gnugſamen bericht von derſelben/ und anweiſung zu fer-
nerer betrachtung derſelben/ auch dieſe einfaͤltige zeilen geleſen zu haben ſich nicht
verdrieſſen laſſe: Jndem/ was uns angenehm/ auch oͤffters und auff allerhand
weiſe zu hoͤren oder zu leſen/ uns nicht beſchwehrlich zu fallen pfleget. Schließ-
lich ruffe ich den getreuen GOtt und Vater unſers HErrn JEſu CHriſti
demuͤthigſt an/ daß ſeine goͤttliche Majeſtaͤt E. Hochfuͤrſtl. Durchl. nicht nur
allein mit allem uͤbrigen ſo zu hieſigem leben und ſtands ziemlichem wolſeyn gehoͤ-
ret/ mildigſt beſchencken/ ſondern vornemlich ſein herrliches in ihr angefangenes
werck kraͤfftig fortfuͤhren/ das liecht ſeiner gnade und erkaͤntnuͤß in ihr taͤglich zu-
nehmen laſſen/ das gemuͤth in dem guten ſtaͤrcken/ kraͤfftigen/ gruͤnden und voll-
bereiten/ zu uͤberwindung aller verſuchung muth und weißheit verleihen/ und ins-
geſamt ſie durch ſeinen Heiligen Geiſt alſo regieren wolle/ daß ſie zu ſeinem preiß
als ein liecht mit gutem exempel andern vorleuchte/ in ihrer ſeelen immer mehr und
mehr/ wie freundlich der HErr denjenigen ſeye/ die ihn hertzlich lieben/ und ſeine
ſuͤſſe troͤſtungen/ vergnuͤglichſt empfinde/ und endlich zu der groſſen herrlichkeit/
dazu wir von unſerm Heylande beruffen ſeynd/ zu ſeiner zeit ſeelig eingehe. Wel-
chen wunſch dem ſinn nach/ in einfalt meines hertzens immer wiederholende/
und alſo ſie ſolches unſers groſſen Gottes theuren gnade und ſegen empfehlende/
verbleibe. ꝛc. 1672.

SECTIO VII.
An die vorige Fuͤrſtin.
Von dem zuſtand derer/ welchen es an erbaulichem umgang
mangelt/ ihrer pflicht und troſt.
Durchlauchtigſte Fuͤrſtin.
Gnaͤdigſte Fuͤrſtin und Fraͤulein.

E.Hochfl. Durchl. gnaͤdigſtes ſchreiben iſt mir wol worden/ und habe
aus ſolchem mit hertzlicher freude erſehen/ daß mein voriges gantz
gnaͤdigſt aufgenommen worden ſeye/ und das vor dem gnaͤdigſt be-

zeugte
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[649/0657] ARTIC. I. SECTIO VI. tiger von/ als von der welt zu ihrer eitelkeit gezogen werden. Daher keine heili- gere uͤbung/ als ſolche offtere und taͤgliche betrachtung ſeyn mag; ohne daß auch ſelbs in derſelben das vornehmſte ſtuͤck des lobes GOttes/ umb deſſenwillen wir in der welt ſind/ beſtehet. Jch bin aber durch dieſe materie zu mehrer weitlaͤuff- tigkeit gefuͤhret worden/ als ſonſten geziemet haͤtte/ E. Hochfl. Durchl. aufzuhal- ten; indem dieſelbe alles dieſes ſo viel beſſer und ausfuͤhrlicher in andern gott- ſeligen buͤchern/ daran ſie keinen mangel hat/ antreffen koͤnnen: doch bin ich der guten zuverſicht/ daß dieſelbe ſolche liebe materi dermaſſen werth halten/ daß ſie uͤber ohne das habenden gnugſamen bericht von derſelben/ und anweiſung zu fer- nerer betrachtung derſelben/ auch dieſe einfaͤltige zeilen geleſen zu haben ſich nicht verdrieſſen laſſe: Jndem/ was uns angenehm/ auch oͤffters und auff allerhand weiſe zu hoͤren oder zu leſen/ uns nicht beſchwehrlich zu fallen pfleget. Schließ- lich ruffe ich den getreuen GOtt und Vater unſers HErrn JEſu CHriſti demuͤthigſt an/ daß ſeine goͤttliche Majeſtaͤt E. Hochfuͤrſtl. Durchl. nicht nur allein mit allem uͤbrigen ſo zu hieſigem leben und ſtands ziemlichem wolſeyn gehoͤ- ret/ mildigſt beſchencken/ ſondern vornemlich ſein herrliches in ihr angefangenes werck kraͤfftig fortfuͤhren/ das liecht ſeiner gnade und erkaͤntnuͤß in ihr taͤglich zu- nehmen laſſen/ das gemuͤth in dem guten ſtaͤrcken/ kraͤfftigen/ gruͤnden und voll- bereiten/ zu uͤberwindung aller verſuchung muth und weißheit verleihen/ und ins- geſamt ſie durch ſeinen Heiligen Geiſt alſo regieren wolle/ daß ſie zu ſeinem preiß als ein liecht mit gutem exempel andern vorleuchte/ in ihrer ſeelen immer mehr und mehr/ wie freundlich der HErr denjenigen ſeye/ die ihn hertzlich lieben/ und ſeine ſuͤſſe troͤſtungen/ vergnuͤglichſt empfinde/ und endlich zu der groſſen herrlichkeit/ dazu wir von unſerm Heylande beruffen ſeynd/ zu ſeiner zeit ſeelig eingehe. Wel- chen wunſch dem ſinn nach/ in einfalt meines hertzens immer wiederholende/ und alſo ſie ſolches unſers groſſen Gottes theuren gnade und ſegen empfehlende/ verbleibe. ꝛc. 1672. SECTIO VII. An die vorige Fuͤrſtin. Von dem zuſtand derer/ welchen es an erbaulichem umgang mangelt/ ihrer pflicht und troſt. Durchlauchtigſte Fuͤrſtin. Gnaͤdigſte Fuͤrſtin und Fraͤulein. E.Hochfl. Durchl. gnaͤdigſtes ſchreiben iſt mir wol worden/ und habe aus ſolchem mit hertzlicher freude erſehen/ daß mein voriges gantz gnaͤdigſt aufgenommen worden ſeye/ und das vor dem gnaͤdigſt be- zeugte N n n n

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/657>, abgerufen am 23.11.2024.