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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701.

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ARTIC. I. SECTIO VIII.
jenigen vergliche/ was aus des satans (der die abgötterey der Heyden ein-
gegeben hat) eingebung seinen ursprung her genommen hat. Ein anders ists
mit den poetischen dingen/ die entweder wahrhaffte/ oder doch vermuthliche
historien zum grunde haben/ oder physica aenigmata sind/ und aus der natur
und dero verborgenheiten hergenommen werden. Wie ich mich seither erin-
nert/ welches in dem Herm. Hugone gesehen haben werde/ und sich etwa auff
dieses DEO Duce reimte/ das bild des Labyrinthi, darinnen einer gehet/ der
durch einen faden oder seyl von oben her geleitet wird/ da andere vor ihm und
nach ihm in die gräben fallen. Welches einigerley massen auch aus der hi-
storie des Thesei und Ariadner herkommet. 1681.

SECTIO IX.
Von dem sabbath/ dessen ursprung und steter
fortsetzung.
Die 1. Frage.
Ob zuerweisen/ daß der siebende tag der welt/ an welchem GOtt
nach vollbrachtem werck der schöpffung geruhet 1. Mos. 2/ 3. von
denen ersten menschen gleich anfangs mit
celebriret/ und die
feyer desselben
continua & recta serie biß auffs gesetz 2. Mos. 20/
8. u. f. beybehalten?

ES hanget diese frage an einer andern vorhergehenden/ nemlich ob 1.
Mos. 2. so bald nach der schöpffung GOtt den siebenden tag zum ruhe-
tag verordnet/ oder denselben erst in der wüsten 2. Mos. 16/ 23. einge-
setzt/ und darauff 2. Mos. 20/ 8. solche einsetzung auch den zehen geboten ein-
verleibet habe? dann wäre dieses letztere/ so würde von voriger zeit vergeb-
lich gefragt/ und könte niemand eine noch nicht geschehene einsetzung observi-
ret haben: ist aber das erste/ so ist auch kein zweiffel/ ob wol der wenigste theil
der menschen auch solchem gebot möchte nachgekommen seyn/ daß doch/ was
die gottsfürchtige anlanget/ dieselbe zu keiner zeit solche göttliche satzung
werden gar hindan gesetzet haben. Also kommts alles auff die frage an/ wann
der sabbath erstmal von GOtt eingesetzet worden.

Es ist aber diese frage so bewandt/ daß die lehrer sich nicht wohl drüber
vergleichen können/ und ist sonderlich in Niederland in der ersten helffte die-
ses jahrhunderts mit zimlicher hefftigkeit darüber gestritten worden/ da ei-
ner seits Franc. Gomarus die meinung behauptete/ daß der sabbath erst in der
wüsten eingesetzet worden/ anderseits Anton. Walaeus und der berühmte An-

dr.
D 2

ARTIC. I. SECTIO VIII.
jenigen vergliche/ was aus des ſatans (der die abgoͤtterey der Heyden ein-
gegeben hat) eingebung ſeinen urſprung her genommen hat. Ein anders iſts
mit den poetiſchen dingen/ die entweder wahrhaffte/ oder doch vermuthliche
hiſtorien zum grunde haben/ oder phyſica ænigmata ſind/ und aus der natur
und dero verborgenheiten hergenommen werden. Wie ich mich ſeither erin-
nert/ welches in dem Herm. Hugone geſehen haben werde/ und ſich etwa auff
dieſes DEO Duce reimte/ das bild des Labyrinthi, darinnen einer gehet/ der
durch einen faden oder ſeyl von oben her geleitet wird/ da andere vor ihm und
nach ihm in die graͤben fallen. Welches einigerley maſſen auch aus der hi-
ſtorie des Theſei und Ariadner herkommet. 1681.

SECTIO IX.
Von dem ſabbath/ deſſen urſprung und ſteter
fortſetzung.
Die 1. Frage.
Ob zuerweiſen/ daß der ſiebende tag der welt/ an welchem GOtt
nach vollbrachtem werck der ſchoͤpffung geruhet 1. Moſ. 2/ 3. von
denen erſten menſchen gleich anfangs mit
celebriret/ und die
feyer deſſelben
continua & recta ſerie biß auffs geſetz 2. Moſ. 20/
8. u. f. beybehalten?

ES hanget dieſe frage an einer andern vorhergehenden/ nemlich ob 1.
Moſ. 2. ſo bald nach der ſchoͤpffung GOtt den ſiebenden tag zum ruhe-
tag verordnet/ oder denſelben erſt in der wuͤſten 2. Moſ. 16/ 23. einge-
ſetzt/ und darauff 2. Moſ. 20/ 8. ſolche einſetzung auch den zehen geboten ein-
verleibet habe? dann waͤre dieſes letztere/ ſo wuͤrde von voriger zeit vergeb-
lich gefragt/ und koͤnte niemand eine noch nicht geſchehene einſetzung obſervi-
ret haben: iſt aber das erſte/ ſo iſt auch kein zweiffel/ ob wol der wenigſte theil
der menſchen auch ſolchem gebot moͤchte nachgekommen ſeyn/ daß doch/ was
die gottsfuͤrchtige anlanget/ dieſelbe zu keiner zeit ſolche goͤttliche ſatzung
werden gar hindan geſetzet haben. Alſo kommts alles auff die frage an/ wann
der ſabbath erſtmal von GOtt eingeſetzet worden.

Es iſt aber dieſe frage ſo bewandt/ daß die lehrer ſich nicht wohl druͤber
vergleichen koͤnnen/ und iſt ſonderlich in Niederland in der erſten helffte die-
ſes jahrhunderts mit zimlicher hefftigkeit daruͤber geſtritten worden/ da ei-
ner ſeits Franc. Gomarus die meinung behauptete/ daß der ſabbath erſt in der
wuͤſten eingeſetzet worden/ anderſeits Anton. Walæus und der beruͤhmte An-

dr.
D 2
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[27/0035] ARTIC. I. SECTIO VIII. jenigen vergliche/ was aus des ſatans (der die abgoͤtterey der Heyden ein- gegeben hat) eingebung ſeinen urſprung her genommen hat. Ein anders iſts mit den poetiſchen dingen/ die entweder wahrhaffte/ oder doch vermuthliche hiſtorien zum grunde haben/ oder phyſica ænigmata ſind/ und aus der natur und dero verborgenheiten hergenommen werden. Wie ich mich ſeither erin- nert/ welches in dem Herm. Hugone geſehen haben werde/ und ſich etwa auff dieſes DEO Duce reimte/ das bild des Labyrinthi, darinnen einer gehet/ der durch einen faden oder ſeyl von oben her geleitet wird/ da andere vor ihm und nach ihm in die graͤben fallen. Welches einigerley maſſen auch aus der hi- ſtorie des Theſei und Ariadner herkommet. 1681. SECTIO IX. Von dem ſabbath/ deſſen urſprung und ſteter fortſetzung. Die 1. Frage. Ob zuerweiſen/ daß der ſiebende tag der welt/ an welchem GOtt nach vollbrachtem werck der ſchoͤpffung geruhet 1. Moſ. 2/ 3. von denen erſten menſchen gleich anfangs mit celebriret/ und die feyer deſſelben continua & recta ſerie biß auffs geſetz 2. Moſ. 20/ 8. u. f. beybehalten? ES hanget dieſe frage an einer andern vorhergehenden/ nemlich ob 1. Moſ. 2. ſo bald nach der ſchoͤpffung GOtt den ſiebenden tag zum ruhe- tag verordnet/ oder denſelben erſt in der wuͤſten 2. Moſ. 16/ 23. einge- ſetzt/ und darauff 2. Moſ. 20/ 8. ſolche einſetzung auch den zehen geboten ein- verleibet habe? dann waͤre dieſes letztere/ ſo wuͤrde von voriger zeit vergeb- lich gefragt/ und koͤnte niemand eine noch nicht geſchehene einſetzung obſervi- ret haben: iſt aber das erſte/ ſo iſt auch kein zweiffel/ ob wol der wenigſte theil der menſchen auch ſolchem gebot moͤchte nachgekommen ſeyn/ daß doch/ was die gottsfuͤrchtige anlanget/ dieſelbe zu keiner zeit ſolche goͤttliche ſatzung werden gar hindan geſetzet haben. Alſo kommts alles auff die frage an/ wann der ſabbath erſtmal von GOtt eingeſetzet worden. Es iſt aber dieſe frage ſo bewandt/ daß die lehrer ſich nicht wohl druͤber vergleichen koͤnnen/ und iſt ſonderlich in Niederland in der erſten helffte die- ſes jahrhunderts mit zimlicher hefftigkeit daruͤber geſtritten worden/ da ei- ner ſeits Franc. Gomarus die meinung behauptete/ daß der ſabbath erſt in der wuͤſten eingeſetzet worden/ anderſeits Anton. Walæus und der beruͤhmte An- dr. D 2

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 2. Halle (Saale), 1701, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken02_1701/35>, abgerufen am 23.11.2024.