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Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700.

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Anhang
LXV.
Aber I. weiß man wohl/ was geantwortet wird denen/ die aus diesem principio
nicht leiden wollen/ daß man den Papst den Antichrist schelte. II. Obschon die vierdte
Monarchie unter einem bösen thier abgemahlet ist: hat doch dieses manchem frommen
Käyser nichts praejudiciret. III. Jn dem tempel GOTTES sitzen/ verstehe richterlich/
2. sich überheben übr alles/ was Gott und Gottes dienst heisset: i. e. dem wort Gottes und der
kirchen (vermeintlich) so schöne erklährung und gesetze geben/ daß dadurch erst das wort Gottes
und die kirche ihr recht ansehen kriege. 3. fürgeben/ er seye GOtt: id. est. habe als GOTTes
stadthalter macht die menschen zu seinen satzungen als zu göttlichen eidlich zuverbinden/ etc. dieses
sind auch sachen/ die fürwahr keinem liederlichen und lasterhafften menschen zukommen. Sondern
nur solchen/ die vor heilig/ hochgelehrt und groß vor männiglich angesehen seynd. So aber Gott
selbsten von theils unter ihnen anders urtheilete: hätten sie nach der ursach zuforschen/ die sie wohl
finden würden: und sich zu beßern/ oder des halben mit GOtt und Paulo zu zancken. Daß sie
aber alle ihre sachen unfehlbarlich nach GOttes wort eingerichtet haben: dessen können nicht sie
sondern allein GOtt/ oder seine heil. rechtmäßig versamiete kirch/ uns versicherung thun/ auf wel-
cher urtheil man auch dieses gestellet haben will.
LXVI.
Es wird III. vorgeworffen werden: Babel sey ein öffentlicher bekanter feind der rechtleh-
renden kirchen/ der die gewalt erlanget/ das verdorbene abtrinnige Jerusalem/ und also die wah-
re/ obschon verfallene kirche/ die doch nicht Babel selbst ist/ zustraffen. Und also könne unsere kir-
che Babel nicht seyn.
LXVII.
Welche meynung in so ferne ich nicht schelte: Sehe aber nicht; daß von Johanne Babylon
oder der Antichrist/ der verdorbenen/ gleich wohl wahren kirchen/ entgegen gestellet seyen/ sondern
sie seyn der heil. außerwehlten kirchen entgegen gestellet.
LXVIII.
Es wird IV. vorgeworffen werden die große Babylon werde von Johanne beschrieben/ daß
sie seye die große stadt/ welche (damals) das reich gehabt über die Könige auff
erden/
welches eine so deutliche beschreibung der stadt Rom/ daß auch vornehme Papisten die-
ses nicht leugnen. Weil aber unsere kirche das Babel zum öffentlichen feind hat/ und ausser sei-
nem gehorsam stehet: Also könne sie Babylon nicht seyn.
LXIX.
Aber wie schon gemeldt/ ist freylich unsere kirche an sich/ Babel nicht zunennen: diß aber kan
nicht hindern/ daß nicht in derselben der Antichrist auch hersche/ und leute habe/ die seine handlan-
ger und mitwürcker/ und also Babylon seyen/ und obschon auch diese das römische Babylon zum
feind haben/ und ausser seinem gehorsam stehen: Jsts doch nur ein so viel klährerer beweiß von der
verwirrung Babylons/ das über dem bau seines thurns in partheyen zertrennet/ und uneins wor-
den/ sich auch so lang zerzancken wird/ biß GOtt bau und bauleute verwerffen wird. Wie könte
sonst Babel eine verwirrung seyn/ so sie nicht in partheyen zertrennet würde? weil einer sich nicht
verwirret. So aber wird ihre trennung ihr fall seyn. Dann ein reich mit sich selbst uneins/ mag
nicht bestehen. Luc. 11.
LXX.
Es wird V. eingewendet werden: weil unsere Evangelische lehre/ wie sie in ihrem völligen
Systemate und einrichtung der articul bestehet/ durch und durch das rechtschaffene heilige wesen/
welches göttliches wort von uns fordert/ kräfftiglich treibet: Also möge unsere kirche als Babylon
oder antichristisch/ von deme auszugehen/ nicht verruffen werden.
LXXI
Anhang
LXV.
Aber I. weiß man wohl/ was geantwortet wird denen/ die aus dieſem principio
nicht leiden wollen/ daß man den Papſt den Antichriſt ſchelte. II. Obſchon die vierdte
Monarchie unter einem boͤſen thier abgemahlet iſt: hat doch dieſes manchem frommen
Kaͤyſer nichts præjudiciret. III. Jn dem tempel GOTTES ſitzen/ verſtehe richterlich/
2. ſich uͤberheben uͤbr alles/ was Gott und Gottes dienſt heiſſet: i. e. dem wort Gottes und der
kirchen (vermeintlich) ſo ſchoͤne erklaͤhrung und geſetze geben/ daß dadurch erſt das wort Gottes
und die kirche ihr recht anſehen kriege. 3. fuͤrgeben/ er ſeye GOtt: id. eſt. habe als GOTTes
ſtadthalter macht die menſchen zu ſeinen ſatzungen als zu goͤttlichen eidlich zuverbinden/ ꝛc. dieſes
ſind auch ſachen/ die fuͤrwahr keinem liederlichen und laſterhafften menſchen zukommen. Sondern
nur ſolchen/ die vor heilig/ hochgelehrt und groß vor maͤnniglich angeſehen ſeynd. So aber Gott
ſelbſten von theils unteꝛ ihnen anders urtheilete: haͤtten ſie nach der urſach zuforſchen/ die ſie wohl
finden wuͤrden: und ſich zu beßern/ oder des halben mit GOtt und Paulo zu zancken. Daß ſie
aber alle ihre ſachen unfehlbarlich nach GOttes wort eingerichtet haben: deſſen koͤnnen nicht ſie
ſondern allein GOtt/ oder ſeine heil. rechtmaͤßig verſamiete kirch/ uns verſicherung thun/ auf wel-
cher urtheil man auch dieſes geſtellet haben will.
LXVI.
Es wird III. vorgeworffen werden: Babel ſey ein oͤffentlicher bekanter feind der rechtleh-
renden kirchen/ der die gewalt erlanget/ das verdorbene abtrinnige Jeruſalem/ und alſo die wah-
re/ obſchon verfallene kirche/ die doch nicht Babel ſelbſt iſt/ zuſtraffen. Und alſo koͤnne unſere kir-
che Babel nicht ſeyn.
LXVII.
Welche meynung in ſo ferne ich nicht ſchelte: Sehe aber nicht; daß von Johanne Babylon
oder der Antichriſt/ der verdorbenen/ gleich wohl wahren kirchen/ entgegen geſtellet ſeyen/ ſondern
ſie ſeyn der heil. außerwehlten kirchen entgegen geſtellet.
LXVIII.
Es wird IV. vorgeworffen werden die große Babylon werde von Johanne beſchrieben/ daß
ſie ſeye die große ſtadt/ welche (damals) das reich gehabt uͤber die Koͤnige auff
erden/
welches eine ſo deutliche beſchreibung der ſtadt Rom/ daß auch vornehme Papiſten die-
ſes nicht leugnen. Weil aber unſere kirche das Babel zum oͤffentlichen feind hat/ und auſſer ſei-
nem gehorſam ſtehet: Alſo koͤnne ſie Babylon nicht ſeyn.
LXIX.
Aber wie ſchon gemeldt/ iſt freylich unſere kirche an ſich/ Babel nicht zunennen: diß aber kan
nicht hindern/ daß nicht in derſelben der Antichriſt auch herſche/ und leute habe/ die ſeine handlan-
ger und mitwuͤrcker/ und alſo Babylon ſeyen/ und obſchon auch dieſe das roͤmiſche Babylon zum
feind haben/ und auſſer ſeinem gehorſam ſtehen: Jſts doch nur ein ſo viel klaͤhrerer beweiß von der
verwirrung Babylons/ das uͤber dem bau ſeines thurns in partheyen zertrennet/ und uneins wor-
den/ ſich auch ſo lang zerzancken wird/ biß GOtt bau und bauleute verwerffen wird. Wie koͤnte
ſonſt Babel eine verwirrung ſeyn/ ſo ſie nicht in partheyen zertrennet wuͤrde? weil einer ſich nicht
verwirret. So aber wird ihre trennung ihr fall ſeyn. Dann ein reich mit ſich ſelbſt uneins/ mag
nicht beſtehen. Luc. 11.
LXX.
Es wird V. eingewendet werden: weil unſere Evangeliſche lehre/ wie ſie in ihrem voͤlligen
Syſtemate und einrichtung der articul beſtehet/ durch und durch das rechtſchaffene heilige weſen/
welches goͤttliches wort von uns fordert/ kraͤfftiglich treibet: Alſo moͤge unſere kirche als Babylon
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[348/0364] Anhang LXV. Aber I. weiß man wohl/ was geantwortet wird denen/ die aus dieſem principio nicht leiden wollen/ daß man den Papſt den Antichriſt ſchelte. II. Obſchon die vierdte Monarchie unter einem boͤſen thier abgemahlet iſt: hat doch dieſes manchem frommen Kaͤyſer nichts præjudiciret. III. Jn dem tempel GOTTES ſitzen/ verſtehe richterlich/ 2. ſich uͤberheben uͤbr alles/ was Gott und Gottes dienſt heiſſet: i. e. dem wort Gottes und der kirchen (vermeintlich) ſo ſchoͤne erklaͤhrung und geſetze geben/ daß dadurch erſt das wort Gottes und die kirche ihr recht anſehen kriege. 3. fuͤrgeben/ er ſeye GOtt: id. eſt. habe als GOTTes ſtadthalter macht die menſchen zu ſeinen ſatzungen als zu goͤttlichen eidlich zuverbinden/ ꝛc. dieſes ſind auch ſachen/ die fuͤrwahr keinem liederlichen und laſterhafften menſchen zukommen. Sondern nur ſolchen/ die vor heilig/ hochgelehrt und groß vor maͤnniglich angeſehen ſeynd. So aber Gott ſelbſten von theils unteꝛ ihnen anders urtheilete: haͤtten ſie nach der urſach zuforſchen/ die ſie wohl finden wuͤrden: und ſich zu beßern/ oder des halben mit GOtt und Paulo zu zancken. Daß ſie aber alle ihre ſachen unfehlbarlich nach GOttes wort eingerichtet haben: deſſen koͤnnen nicht ſie ſondern allein GOtt/ oder ſeine heil. rechtmaͤßig verſamiete kirch/ uns verſicherung thun/ auf wel- cher urtheil man auch dieſes geſtellet haben will. LXVI. Es wird III. vorgeworffen werden: Babel ſey ein oͤffentlicher bekanter feind der rechtleh- renden kirchen/ der die gewalt erlanget/ das verdorbene abtrinnige Jeruſalem/ und alſo die wah- re/ obſchon verfallene kirche/ die doch nicht Babel ſelbſt iſt/ zuſtraffen. Und alſo koͤnne unſere kir- che Babel nicht ſeyn. LXVII. Welche meynung in ſo ferne ich nicht ſchelte: Sehe aber nicht; daß von Johanne Babylon oder der Antichriſt/ der verdorbenen/ gleich wohl wahren kirchen/ entgegen geſtellet ſeyen/ ſondern ſie ſeyn der heil. außerwehlten kirchen entgegen geſtellet. LXVIII. Es wird IV. vorgeworffen werden die große Babylon werde von Johanne beſchrieben/ daß ſie ſeye die große ſtadt/ welche (damals) das reich gehabt uͤber die Koͤnige auff erden/ welches eine ſo deutliche beſchreibung der ſtadt Rom/ daß auch vornehme Papiſten die- ſes nicht leugnen. Weil aber unſere kirche das Babel zum oͤffentlichen feind hat/ und auſſer ſei- nem gehorſam ſtehet: Alſo koͤnne ſie Babylon nicht ſeyn. LXIX. Aber wie ſchon gemeldt/ iſt freylich unſere kirche an ſich/ Babel nicht zunennen: diß aber kan nicht hindern/ daß nicht in derſelben der Antichriſt auch herſche/ und leute habe/ die ſeine handlan- ger und mitwuͤrcker/ und alſo Babylon ſeyen/ und obſchon auch dieſe das roͤmiſche Babylon zum feind haben/ und auſſer ſeinem gehorſam ſtehen: Jſts doch nur ein ſo viel klaͤhrerer beweiß von der verwirrung Babylons/ das uͤber dem bau ſeines thurns in partheyen zertrennet/ und uneins wor- den/ ſich auch ſo lang zerzancken wird/ biß GOtt bau und bauleute verwerffen wird. Wie koͤnte ſonſt Babel eine verwirrung ſeyn/ ſo ſie nicht in partheyen zertrennet wuͤrde? weil einer ſich nicht verwirret. So aber wird ihre trennung ihr fall ſeyn. Dann ein reich mit ſich ſelbſt uneins/ mag nicht beſtehen. Luc. 11. LXX. Es wird V. eingewendet werden: weil unſere Evangeliſche lehre/ wie ſie in ihrem voͤlligen Syſtemate und einrichtung der articul beſtehet/ durch und durch das rechtſchaffene heilige weſen/ welches goͤttliches wort von uns fordert/ kraͤfftiglich treibet: Alſo moͤge unſere kirche als Babylon oder antichriſtiſch/ von deme auszugehen/ nicht verruffen werden. LXXI

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Zitationshilfe: Spener, Philipp Jakob: Theologische Bedencken. Bd. 1. Halle (Saale), 1700, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spener_bedencken01_1700/364>, abgerufen am 23.05.2024.