Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Specht, Christian: Die von dem grossen Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubiläum der ewigen Vermählung ... aufgenommene Himmels Braut. Wolfenbüttel, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

dermassen / daß er / zum grossen Gnaden-Zeichen / seinen Königlichen güldenen Zepter / den er in seiner Hand hielt / gegen die Königin reichete / und Esther darauff die Spitze dieses Zepters / entweder mit der Hand / oder / welches glaublicher / nach orientalischer Weise / mit dem Munde berührete / und in tieffester Demuth küssete. Wir könten hier abermal viel reden von dem Ursprung des Zepters / von dessen Bedeutung / und zu was Ende der Zepter / von alters her biß auff diese Stunde / denen gekrönten Häuptern / bey deren Krön- und Salbung / übergeben worden; allein die Zeit leidet solches nicht. Nur / was unsern Zweck betrifft / so war die Darreichung / oder Ausstreckung des Zepters gegen die Supplicanten / wenn sie auch schon den Todt verwircket hatten / eine gewisse Anzeigung / daß sie nun solten pardonniret und begnadiget seyn / wie der Julianus zum Luciliano saget: Majestatis insigne porrexi, ut desinas pavere; Ich habe dir ja meinen Zepter hingereichet / damit du auffhören sollest zu zittern. Allein es muste nothwendig der Begnadigte den Zepter anrühren / that er das nicht / so war die angebotene Gnade vergebens; wer das aber that / sagt Josephus, [fremdsprachliches Material], der war damit ausser Gefahr. Dannenhero man leicht ermessen kan / wie numehro der Gottseeligen Königin / nach ihrem ausgestandenem Todes-Kampff / müsse zu muhte worden seyn / indem Ihr beklommenes / und mit lauter Furcht / Sorge / und Angst umfangenes Hertz / durch den Gnaden-Blick des Königs / sehr erfreuet und erquicket worden / so / daß sie nun Hoffnung haben kunte / GOtt würde ihr Vorhaben ferner glücklich ausführen.

Wenn ich dieses mit wenigem auff unsere unvergleichliche Gottseeligste Hertzogin / und allertrauteste Landes-Mutter appliciren und richten soll / so zogen Ihro Durchlaucht. am dritten Tage sich wol recht Königlich an / als Sie zu dem allerhöchstem und mächtigstem Himmels-Könige / dem Könige aller Könige und Herrn aller Herren / Ihren Eingang in das Allerheiligste / in den ewigen Freuden-Saal / nun jetzo thun wolten. Es haben ja wol / auff gewisse Maasse / verehlichte Gottseelige Hertzen auff dieser Welt drey sonderbare Ehren-Tage / als / erstlich / den Tag der Gebuhrt / oder sonderlich / wie etliche denselben Tag billig weit höher schätzen / den Tag der Wiedergebuhrt / oder den Tauff-Tag / welchen der König Ludwig in

dermassen / daß er / zum grossen Gnaden-Zeichen / seinen Königlichen güldenen Zepter / den er in seiner Hand hielt / gegen die Königin reichete / und Esther darauff die Spitze dieses Zepters / entweder mit der Hand / oder / welches glaublicher / nach orientalischer Weise / mit dem Munde berührete / und in tieffester Demuth küssete. Wir könten hier abermal viel reden von dem Ursprung des Zepters / von dessen Bedeutung / und zu was Ende der Zepter / von alters her biß auff diese Stunde / denen gekrönten Häuptern / bey deren Krön- und Salbung / übergeben worden; allein die Zeit leidet solches nicht. Nur / was unsern Zweck betrifft / so war die Darreichung / oder Ausstreckung des Zepters gegen die Supplicanten / wenn sie auch schon den Todt verwircket hatten / eine gewisse Anzeigung / daß sie nun solten pardonniret und begnadiget seyn / wie der Julianus zum Luciliano saget: Majestatis insigne porrexi, ut desinas pavere; Ich habe dir ja meinen Zepter hingereichet / damit du auffhören sollest zu zittern. Allein es muste nothwendig der Begnadigte den Zepter anrühren / that er das nicht / so war die angebotene Gnade vergebens; wer das aber that / sagt Josephus, [fremdsprachliches Material], der war damit ausser Gefahr. Dannenhero man leicht ermessen kan / wie numehro der Gottseeligen Königin / nach ihrem ausgestandenem Todes-Kampff / müsse zu muhte worden seyn / indem Ihr beklommenes / und mit lauter Furcht / Sorge / und Angst umfangenes Hertz / durch den Gnaden-Blick des Königs / sehr erfreuet und erquicket worden / so / daß sie nun Hoffnung haben kunte / GOtt würde ihr Vorhaben ferner glücklich ausführen.

Wenn ich dieses mit wenigem auff unsere unvergleichliche Gottseeligste Hertzogin / und allertrauteste Landes-Mutter appliciren und richten soll / so zogen Ihro Durchlaucht. am dritten Tage sich wol recht Königlich an / als Sie zu dem allerhöchstem und mächtigstem Himmels-Könige / dem Könige aller Könige und Herrn aller Herren / Ihren Eingang in das Allerheiligste / in den ewigen Freuden-Saal / nun jetzo thun wolten. Es haben ja wol / auff gewisse Maasse / verehlichte Gottseelige Hertzen auff dieser Welt drey sonderbare Ehren-Tage / als / erstlich / den Tag der Gebuhrt / oder sonderlich / wie etliche denselben Tag billig weit höher schätzen / den Tag der Wiedergebuhrt / oder den Tauff-Tag / welchen der König Ludwig in

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0016" n="12"/>
dermassen / daß er / zum
                     grossen Gnaden-Zeichen / seinen Königlichen güldenen Zepter / den er in seiner
                     Hand hielt / gegen die Königin reichete / und Esther darauff die Spitze dieses
                     Zepters / entweder mit der Hand / oder / welches glaublicher / nach
                     orientalischer Weise / mit dem Munde berührete / und in tieffester Demuth
                     küssete. Wir könten hier abermal viel reden von dem Ursprung des Zepters / von
                     dessen Bedeutung / und zu was Ende der Zepter / von alters her biß auff diese
                     Stunde / denen gekrönten Häuptern / bey deren Krön- und Salbung / übergeben
                     worden; allein die Zeit leidet solches nicht. Nur / was unsern Zweck betrifft /
                     so war die Darreichung / oder Ausstreckung des Zepters gegen die Supplicanten /
                     wenn sie auch schon den Todt verwircket hatten / eine gewisse Anzeigung / daß
                     sie nun solten pardonniret und begnadiget seyn / wie der Julianus zum Luciliano
                     saget: Majestatis insigne porrexi, ut desinas pavere; Ich habe dir ja meinen
                     Zepter hingereichet / damit du auffhören sollest zu zittern. Allein es muste
                     nothwendig der Begnadigte den Zepter anrühren / that er das nicht / so war die
                     angebotene Gnade vergebens; wer das aber that / sagt Josephus, <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign>, der war damit ausser Gefahr. Dannenhero man leicht ermessen
                     kan / wie numehro der Gottseeligen Königin / nach ihrem ausgestandenem
                     Todes-Kampff / müsse zu muhte worden seyn / indem Ihr beklommenes / und mit
                     lauter Furcht / Sorge / und Angst umfangenes Hertz / durch den Gnaden-Blick des
                     Königs / sehr erfreuet und erquicket worden / so / daß sie nun Hoffnung haben
                     kunte / GOtt würde ihr Vorhaben ferner glücklich ausführen.</p>
        <p>Wenn ich dieses mit wenigem auff unsere unvergleichliche Gottseeligste Hertzogin
                     / und allertrauteste Landes-Mutter appliciren und richten soll / so zogen Ihro
                     Durchlaucht. am dritten Tage sich wol recht Königlich an / als Sie zu dem
                     allerhöchstem und mächtigstem Himmels-Könige / dem Könige aller Könige und Herrn
                     aller Herren / Ihren Eingang in das Allerheiligste / in den ewigen Freuden-Saal
                     / nun jetzo thun wolten. Es haben ja wol / auff gewisse Maasse / verehlichte
                     Gottseelige Hertzen auff dieser Welt drey sonderbare Ehren-Tage / als / erstlich
                     / den Tag der Gebuhrt / oder sonderlich / wie etliche denselben Tag billig weit
                     höher schätzen / den Tag der Wiedergebuhrt / oder den Tauff-Tag / welchen der
                     König Ludwig in
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0016] dermassen / daß er / zum grossen Gnaden-Zeichen / seinen Königlichen güldenen Zepter / den er in seiner Hand hielt / gegen die Königin reichete / und Esther darauff die Spitze dieses Zepters / entweder mit der Hand / oder / welches glaublicher / nach orientalischer Weise / mit dem Munde berührete / und in tieffester Demuth küssete. Wir könten hier abermal viel reden von dem Ursprung des Zepters / von dessen Bedeutung / und zu was Ende der Zepter / von alters her biß auff diese Stunde / denen gekrönten Häuptern / bey deren Krön- und Salbung / übergeben worden; allein die Zeit leidet solches nicht. Nur / was unsern Zweck betrifft / so war die Darreichung / oder Ausstreckung des Zepters gegen die Supplicanten / wenn sie auch schon den Todt verwircket hatten / eine gewisse Anzeigung / daß sie nun solten pardonniret und begnadiget seyn / wie der Julianus zum Luciliano saget: Majestatis insigne porrexi, ut desinas pavere; Ich habe dir ja meinen Zepter hingereichet / damit du auffhören sollest zu zittern. Allein es muste nothwendig der Begnadigte den Zepter anrühren / that er das nicht / so war die angebotene Gnade vergebens; wer das aber that / sagt Josephus, _ , der war damit ausser Gefahr. Dannenhero man leicht ermessen kan / wie numehro der Gottseeligen Königin / nach ihrem ausgestandenem Todes-Kampff / müsse zu muhte worden seyn / indem Ihr beklommenes / und mit lauter Furcht / Sorge / und Angst umfangenes Hertz / durch den Gnaden-Blick des Königs / sehr erfreuet und erquicket worden / so / daß sie nun Hoffnung haben kunte / GOtt würde ihr Vorhaben ferner glücklich ausführen. Wenn ich dieses mit wenigem auff unsere unvergleichliche Gottseeligste Hertzogin / und allertrauteste Landes-Mutter appliciren und richten soll / so zogen Ihro Durchlaucht. am dritten Tage sich wol recht Königlich an / als Sie zu dem allerhöchstem und mächtigstem Himmels-Könige / dem Könige aller Könige und Herrn aller Herren / Ihren Eingang in das Allerheiligste / in den ewigen Freuden-Saal / nun jetzo thun wolten. Es haben ja wol / auff gewisse Maasse / verehlichte Gottseelige Hertzen auff dieser Welt drey sonderbare Ehren-Tage / als / erstlich / den Tag der Gebuhrt / oder sonderlich / wie etliche denselben Tag billig weit höher schätzen / den Tag der Wiedergebuhrt / oder den Tauff-Tag / welchen der König Ludwig in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/specht_jubilaeum_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/specht_jubilaeum_1704/16
Zitationshilfe: Specht, Christian: Die von dem grossen Himmels-Könige in das Freuden-volle Jubiläum der ewigen Vermählung ... aufgenommene Himmels Braut. Wolfenbüttel, 1704, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/specht_jubilaeum_1704/16>, abgerufen am 18.12.2024.