Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709

Bild:
<< vorherige Seite

cap. 8. und an anderen Oerthen mehr. Und könte ich ein gantz gerechtes Buch zusammen bringen / wann ich aller deren Augspurgischen Confessions-Theologen Meinung aus ihren Büchern außzuschreiben die Zeit und Kösten anzuwenden gesinnet wäre. Es ist ohne dem eine gnug bekante Sache; Und lassen sich deren Wercke in jedermans Händen herum tragen. Gleich wie aber nicht alle Köche seynd / so grosse Messer führen; noch auch alle gelehrte Leute so Bücher schreiben; So stünde zwarn zu wünschen / daß absonderlich in puncto der Religions-Controversien eines jeden Ortes hohe Obrigkeit dahin sehen liesse / damit nichts injuriöses / hitziges / und was eine friedsahme civile Beywohnung stören könne / in solche Controversien hinein gemischet / sondern pur der Status quaestionis mit denen Meritis causae, klar und deutlich / ohne Passion und private Affecten / wie solches einen Theologum oder gelehrten Manne gebühret / vorgestellet und erörtert würde. Ich will in diesem passu uns so wenig als andere außschliessen; Cum Regula Juris sit: Quod quisque Furis in alterum statuerit uti, ipse eodem utatur. Allein dieses stehet ehender zu wünschen als zu hoffen; Die Menge der ungeschliffenen und thumkühnen Federfechter überwiegt die wenige Zahl rechtschaffener / gelahrter und bescheidener Männer; Und wolte Gott / es sässen nicht mannigmahl solche Ignoranten mit an dem Ruder; Ubi saepissime videmus fato potius fortunaque, quam ex arte & industria creari Principum Consiliarios; Et ad Cathedras evehi, non Doctores, sed docendos. Dahero es auch geschiehet / daß so signaliirte Extravagantien / so wohl auff denen Cantzelen als anderstwo vorgehen; wie wir oben bey der Dancksagung zur Gnüge remarquiret und in Rempen seiner Schaubühne dessen ein bewehrtes Exempel haben. Du wirst mir Beyfall geben müssen / geehrtester Leser / wann du solches Possen-Spiel gegen des Calixti und anderer kurtz vorher gemeldeten Männer Arbeit halten und betrachten wirst. Nur ersuche dich / du wöllest bey diesen von mir allegirten Passagen zwey Sachen remarquiren und in Acht nehmen; Die erste zwarn / weilen nach Zeugnüß der protestirenden Theologen selber unlaugbahr ist / daß die Catholische in ihrem Todt-Bette all ihr Vertrauen auff die blosse Verdienste Christi setzen; so wird ihnen ungütlich auffgedichtet / als wann sie dis Vertrauen nicht auch in ihrem Leben hätten: Dann eben dessentwegen wird es denen Sterbenden so nachdrücklich vorgehalten / weilen es die Haupt-Praxis und der rechter Kern Catholischer Lehr ist / deren sich alle wohl berichtete und rechtschaffene / fleissige und fromme Catholische / so im Leben als Sterben gebrauchen. Die zweyte ist / daß / weilen nach eigener Gestäntnüß so vieler gelehrter und verständiger Männer Augspurgischer Confession gewiß ist / daß ein Catholischer / der auff

cap. 8. und an anderen Oerthen mehr. Und könte ich ein gantz gerechtes Buch zusammen bringen / wann ich aller deren Augspurgischen Confessions-Theologen Meinung aus ihren Büchern außzuschreiben die Zeit und Kösten anzuwenden gesinnet wäre. Es ist ohne dem eine gnug bekante Sache; Und lassen sich deren Wercke in jedermans Händen herum tragen. Gleich wie aber nicht alle Köche seynd / so grosse Messer führen; noch auch alle gelehrte Leute so Bücher schreiben; So stünde zwarn zu wünschen / daß absonderlich in puncto der Religions-Controversien eines jeden Ortes hohe Obrigkeit dahin sehen liesse / damit nichts injuriöses / hitziges / und was eine friedsahme civile Beywohnung stören könne / in solche Controversien hinein gemischet / sondern pur der Status quaestionis mit denen Meritis causae, klar und deutlich / ohne Passion und private Affecten / wie solches einen Theologum oder gelehrten Manne gebühret / vorgestellet und erörtert würde. Ich will in diesem passu uns so wenig als andere außschliessen; Cum Regula Juris sit: Quod quisque Furis in alterum statuerit uti, ipse eodem utatur. Allein dieses stehet ehender zu wünschen als zu hoffen; Die Menge der ungeschliffenen und thumkühnen Federfechter überwiegt die wenige Zahl rechtschaffener / gelahrter und bescheidener Männer; Und wolte Gott / es sässen nicht mannigmahl solche Ignoranten mit an dem Ruder; Ubi saepissimè videmus fato potiùs fortunaque, quàm ex arte & industria creari Principum Consiliarios; Et ad Cathedras evehi, non Doctores, sed docendos. Dahero es auch geschiehet / daß so signaliirte Extravagantien / so wohl auff denen Cantzelen als anderstwo vorgehen; wie wir oben bey der Dancksagung zur Gnüge remarquiret und in Rempen seiner Schaubühne dessen ein bewehrtes Exempel haben. Du wirst mir Beyfall geben müssen / geehrtester Leser / wann du solches Possen-Spiel gegen des Calixti und anderer kurtz vorher gemeldeten Männer Arbeit halten und betrachten wirst. Nur ersuche dich / du wöllest bey diesen von mir allegirten Passagen zwey Sachen remarquiren und in Acht nehmen; Die erste zwarn / weilen nach Zeugnüß der protestirenden Theologen selber unlaugbahr ist / daß die Catholische in ihrem Todt-Bette all ihr Vertrauen auff die blosse Verdienste Christi setzen; so wird ihnen ungütlich auffgedichtet / als wann sie dis Vertrauen nicht auch in ihrem Leben hätten: Dann eben dessentwegen wird es denen Sterbenden so nachdrücklich vorgehalten / weilen es die Haupt-Praxis und der rechter Kern Catholischer Lehr ist / deren sich alle wohl berichtete und rechtschaffene / fleissige und fromme Catholische / so im Leben als Sterben gebrauchen. Die zweyte ist / daß / weilen nach eigener Gestäntnüß so vieler gelehrter und verständiger Männer Augspurgischer Confession gewiß ist / daß ein Catholischer / der auff

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0034" n="34"/>
cap. 8. und an anderen                      Oerthen mehr. Und könte ich ein gantz gerechtes Buch zusammen bringen / wann ich                      aller deren Augspurgischen Confessions-Theologen Meinung aus ihren Büchern                      außzuschreiben die Zeit und Kösten anzuwenden gesinnet wäre. Es ist ohne dem                      eine gnug bekante Sache; Und lassen sich deren Wercke in jedermans Händen herum                      tragen. Gleich wie aber nicht alle Köche seynd / so grosse Messer führen; noch                      auch alle gelehrte Leute so Bücher schreiben; So stünde zwarn zu wünschen / daß                      absonderlich in puncto der Religions-Controversien eines jeden Ortes hohe                      Obrigkeit dahin sehen liesse / damit nichts injuriöses / hitziges / und was eine                      friedsahme civile Beywohnung stören könne / in solche Controversien hinein                      gemischet / sondern pur der Status quaestionis mit denen Meritis causae, klar                      und deutlich / ohne Passion und private Affecten / wie solches einen Theologum                      oder gelehrten Manne gebühret / vorgestellet und erörtert würde. Ich will in                      diesem passu uns so wenig als andere außschliessen; Cum Regula Juris sit: <hi rendition="#i">Quod quisque Furis in alterum statuerit uti, ipse eodem                          utatur.</hi> Allein dieses stehet ehender zu wünschen als zu hoffen; Die                      Menge der ungeschliffenen und thumkühnen Federfechter überwiegt die wenige Zahl                      rechtschaffener / gelahrter und bescheidener Männer; Und wolte Gott / es sässen                      nicht mannigmahl solche Ignoranten mit an dem Ruder; Ubi saepissimè videmus fato                      potiùs fortunaque, quàm ex arte &amp; industria creari Principum Consiliarios;                      Et ad Cathedras evehi, non Doctores, sed docendos. Dahero es auch geschiehet /                      daß so signaliirte Extravagantien / so wohl auff denen Cantzelen als anderstwo                      vorgehen; wie wir oben bey der Dancksagung zur Gnüge remarquiret und in Rempen                      seiner Schaubühne dessen ein bewehrtes Exempel haben. Du wirst mir Beyfall geben                      müssen / geehrtester Leser / wann du solches Possen-Spiel gegen des Calixti und                      anderer kurtz vorher gemeldeten Männer Arbeit halten und betrachten wirst. Nur                      ersuche dich / du wöllest bey diesen von mir allegirten Passagen zwey Sachen                      remarquiren und in Acht nehmen; Die erste zwarn / weilen nach Zeugnüß der                      protestirenden Theologen selber unlaugbahr ist / daß die Catholische in ihrem                      Todt-Bette all ihr Vertrauen auff die blosse Verdienste Christi setzen; so wird                      ihnen ungütlich auffgedichtet / als wann sie dis Vertrauen nicht auch in ihrem                      Leben hätten: Dann eben dessentwegen wird es denen Sterbenden so nachdrücklich                      vorgehalten / weilen es die Haupt-Praxis und der rechter Kern Catholischer Lehr                      ist / deren sich alle wohl berichtete und rechtschaffene / fleissige und fromme                      Catholische / so im Leben als Sterben gebrauchen. Die zweyte ist / daß / weilen                      nach eigener Gestäntnüß so vieler gelehrter und verständiger Männer                      Augspurgischer Confession gewiß ist / daß ein Catholischer / der auff
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[34/0034] cap. 8. und an anderen Oerthen mehr. Und könte ich ein gantz gerechtes Buch zusammen bringen / wann ich aller deren Augspurgischen Confessions-Theologen Meinung aus ihren Büchern außzuschreiben die Zeit und Kösten anzuwenden gesinnet wäre. Es ist ohne dem eine gnug bekante Sache; Und lassen sich deren Wercke in jedermans Händen herum tragen. Gleich wie aber nicht alle Köche seynd / so grosse Messer führen; noch auch alle gelehrte Leute so Bücher schreiben; So stünde zwarn zu wünschen / daß absonderlich in puncto der Religions-Controversien eines jeden Ortes hohe Obrigkeit dahin sehen liesse / damit nichts injuriöses / hitziges / und was eine friedsahme civile Beywohnung stören könne / in solche Controversien hinein gemischet / sondern pur der Status quaestionis mit denen Meritis causae, klar und deutlich / ohne Passion und private Affecten / wie solches einen Theologum oder gelehrten Manne gebühret / vorgestellet und erörtert würde. Ich will in diesem passu uns so wenig als andere außschliessen; Cum Regula Juris sit: Quod quisque Furis in alterum statuerit uti, ipse eodem utatur. Allein dieses stehet ehender zu wünschen als zu hoffen; Die Menge der ungeschliffenen und thumkühnen Federfechter überwiegt die wenige Zahl rechtschaffener / gelahrter und bescheidener Männer; Und wolte Gott / es sässen nicht mannigmahl solche Ignoranten mit an dem Ruder; Ubi saepissimè videmus fato potiùs fortunaque, quàm ex arte & industria creari Principum Consiliarios; Et ad Cathedras evehi, non Doctores, sed docendos. Dahero es auch geschiehet / daß so signaliirte Extravagantien / so wohl auff denen Cantzelen als anderstwo vorgehen; wie wir oben bey der Dancksagung zur Gnüge remarquiret und in Rempen seiner Schaubühne dessen ein bewehrtes Exempel haben. Du wirst mir Beyfall geben müssen / geehrtester Leser / wann du solches Possen-Spiel gegen des Calixti und anderer kurtz vorher gemeldeten Männer Arbeit halten und betrachten wirst. Nur ersuche dich / du wöllest bey diesen von mir allegirten Passagen zwey Sachen remarquiren und in Acht nehmen; Die erste zwarn / weilen nach Zeugnüß der protestirenden Theologen selber unlaugbahr ist / daß die Catholische in ihrem Todt-Bette all ihr Vertrauen auff die blosse Verdienste Christi setzen; so wird ihnen ungütlich auffgedichtet / als wann sie dis Vertrauen nicht auch in ihrem Leben hätten: Dann eben dessentwegen wird es denen Sterbenden so nachdrücklich vorgehalten / weilen es die Haupt-Praxis und der rechter Kern Catholischer Lehr ist / deren sich alle wohl berichtete und rechtschaffene / fleissige und fromme Catholische / so im Leben als Sterben gebrauchen. Die zweyte ist / daß / weilen nach eigener Gestäntnüß so vieler gelehrter und verständiger Männer Augspurgischer Confession gewiß ist / daß ein Catholischer / der auff

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709/34
Zitationshilfe: Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709/34>, abgerufen am 29.03.2024.