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Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709

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nicht hassen; dann wer saget / daß er im Lichte wandele / und seinen Bruder hasset / der ist biß annoch in der Finsternüß; Ja ein Mörder; und ist nicht gnug / daß man gegen denselben keinen Haß trage; Sondern man muß ihn lieben: Dann wer seinen Bruder nicht liebet / der ist nicht aus Gott / sondern bleibet im Todt. Christus ist das Haupt der Kirchen; und der ist der Heyland oder Erretter seines Leibes / das ist / seiner Kirchen / Eph. v. 24. Welcher ausserhalb dieses Leibes / oder von diesem Leib / dessen Haupt Christus / kein Glied ist / derselbe kan nicht seelig werden: Die aber unter dem Haupte Christo eines Leibes Glieder sind / selbige sind Brüder und Schwestern. Was derohalben die Päbstische und Reformirte belanget / so muß man entweder laugnen / daß jemand von denen ein Glied Christi sey; und sagen / daß sie alle mit einander ausser der Hoffnung der Seeligkeit / und der ewigen Verdammnüß zugeschrieben seyn / ohnerachtet sie nicht gegen ihr Gewissen gesprochen oder gehandelt / und in einer Unwissenheit / die sie nicht überwinden können / gestecket haben; Oder aber wann deren etliche (vielleicht auch viele) mit uns der ewigen Seeligkeit theilhafftig werden können / oder seyn werden; So gebühret sich / daß man solche als Kinder eines Vatters / zu welchem beyderseits wir sprechen: (Vatter unser der du bist im Himmel); Ja als Einverleibte und Miterben / als Brüder und Schwestern halten und lieben sollen. Wohl spricht der Tridentinische Catechismus, in der Außlegung des Vatter unsers; den wir allesamt und sonders / als Vatter anruffen / und den unsern nennen / so werden wir gelehret / daß aus dem Geschenck und Rechten der göttlichen Kind-Annehmung und Adoption nohtwendig erfolgen müsse / daß alle glaubige Brüder seyn / und sich brüderlich lieben sollen. Hucusque Calixtus. Welcher / ob er zwarn sehr viele und harte Contradictores außstehen müssen / als Hulsemannum, Calovium, Hoephnerum, und andere wehr / so man in Historia Ecclesiastica Kortholtii ad Annum 1638 lesen kan; So seynd doch nicht weniger andere / auch gelahrte / und bey denen Protestanten berühmte Männer / auff Calixti Seiten und seiner Meinung gewesen. Imo ipse Kortholtius, ex Stylo scribendi, huic sententiae saltem non refragari videtur. Imgleichen hat Casparus Colvorius ohnlängst in seiner FISSURA SIONIS, quem librum diligenter & docte stylo moderato & minime amaro concinnavit, etsi in quibusdam nobis justo iniquior videatur, quod facile ferendum est, solche des Calixti Meinung an verschiedenen Oehrten disertis verbis confirmiret. Vide ejus Praefationem.

Item. Lib. 17. Cap. V. de Wittenbergensi & Helmstadiensi Controversia. Item lib. 18 de Consensu ac Dissensu trium Europae Religionum,

nicht hassen; dann wer saget / daß er im Lichte wandele / und seinen Bruder hasset / der ist biß annoch in der Finsternüß; Ja ein Mörder; und ist nicht gnug / daß man gegen denselben keinen Haß trage; Sondern man muß ihn lieben: Dann wer seinen Bruder nicht liebet / der ist nicht aus Gott / sondern bleibet im Todt. Christus ist das Haupt der Kirchen; und der ist der Heyland oder Erretter seines Leibes / das ist / seiner Kirchen / Eph. v. 24. Welcher ausserhalb dieses Leibes / oder von diesem Leib / dessen Haupt Christus / kein Glied ist / derselbe kan nicht seelig werden: Die aber unter dem Haupte Christo eines Leibes Glieder sind / selbige sind Brüder und Schwestern. Was derohalben die Päbstische und Reformirte belanget / so muß man entweder laugnen / daß jemand von denen ein Glied Christi sey; und sagen / daß sie alle mit einander ausser der Hoffnung der Seeligkeit / und der ewigen Verdam̃nüß zugeschrieben seyn / ohnerachtet sie nicht gegen ihr Gewissen gesprochen oder gehandelt / und in einer Unwissenheit / die sie nicht überwinden können / gestecket haben; Oder aber wann deren etliche (vielleicht auch viele) mit uns der ewigen Seeligkeit theilhafftig werden können / oder seyn werden; So gebühret sich / daß man solche als Kinder eines Vatters / zu welchem beyderseits wir sprechen: (Vatter unser der du bist im Himmel); Ja als Einverleibte und Miterben / als Brüder und Schwestern halten und lieben sollen. Wohl spricht der Tridentinische Catechismus, in der Außlegung des Vatter unsers; den wir allesamt und sonders / als Vatter anruffen / und den unsern nennen / so werden wir gelehret / daß aus dem Geschenck und Rechten der göttlichen Kind-Annehmung und Adoption nohtwendig erfolgen müsse / daß alle glaubige Brüder seyn / und sich brüderlich lieben sollen. Hucusque Calixtus. Welcher / ob er zwarn sehr viele und harte Contradictores außstehen müssen / als Hulsemannum, Calovium, Hoephnerum, und andere wehr / so man in Historia Ecclesiastica Kortholtii ad Annum 1638 lesen kan; So seynd doch nicht weniger andere / auch gelahrte / und bey denen Protestanten berühmte Männer / auff Calixti Seiten und seiner Meinung gewesen. Imò ipse Kortholtius, ex Stylo scribendi, huic sententiae saltem non refragari videtur. Imgleichen hat Casparus Colvorius ohnlängst in seiner FISSURA SIONIS, quem librum diligenter & doctè stylo moderato & minimè amaro concinnavit, etsi in quibusdam nobis justo iniquior videatur, quod facilè ferendum est, solche des Calixti Meinung an verschiedenen Oehrten disertis verbis confirmiret. Vide ejus Praefationem.

Item. Lib. 17. Cap. V. de Wittenbergensi & Helmstadiensi Controversia. Item lib. 18 de Consensu ac Dissensu trium Europae Religionum,

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nicht hassen; dann wer saget / daß er im Lichte wandele / und seinen Bruder                      hasset / der ist biß annoch in der Finsternüß; Ja ein Mörder; und ist nicht gnug                      / daß man gegen denselben keinen Haß trage; Sondern man muß ihn lieben: Dann wer                      seinen Bruder nicht liebet / der ist nicht aus Gott / sondern bleibet im Todt.                      Christus ist das Haupt der Kirchen; und der ist der Heyland oder Erretter seines                      Leibes / das ist / seiner Kirchen / Eph. v. 24. Welcher ausserhalb dieses Leibes                      / oder von diesem Leib / dessen Haupt Christus / kein Glied ist / derselbe kan                      nicht seelig werden: Die aber unter dem Haupte Christo eines Leibes Glieder sind                      / selbige sind Brüder und Schwestern. Was derohalben die Päbstische und                      Reformirte belanget / so muß man entweder laugnen / daß jemand von denen ein                      Glied Christi sey; und sagen / daß sie alle mit einander ausser der Hoffnung der                      Seeligkeit / und der ewigen Verdam&#x0303;nüß zugeschrieben seyn /                      ohnerachtet sie nicht gegen ihr Gewissen gesprochen oder gehandelt / und in                      einer Unwissenheit / die sie nicht überwinden können / gestecket haben; Oder                      aber wann deren etliche (vielleicht auch viele) mit uns der ewigen Seeligkeit                      theilhafftig werden können / oder seyn werden; So gebühret sich / daß man solche                      als Kinder eines Vatters / zu welchem beyderseits wir sprechen: (Vatter unser                      der du bist im Himmel); Ja als Einverleibte und Miterben / als Brüder und                      Schwestern halten und lieben sollen. Wohl spricht der Tridentinische                      Catechismus, in der Außlegung des Vatter unsers; den wir allesamt und sonders /                      als Vatter anruffen / und den unsern nennen / so werden wir gelehret / daß aus                      dem Geschenck und Rechten der göttlichen Kind-Annehmung und Adoption nohtwendig                      erfolgen müsse / daß alle glaubige Brüder seyn / und sich brüderlich lieben                      sollen. Hucusque Calixtus. Welcher / ob er zwarn sehr viele und harte                      Contradictores außstehen müssen / als Hulsemannum, Calovium, Hoephnerum, und                      andere wehr / so man in Historia Ecclesiastica Kortholtii ad Annum 1638 lesen                      kan; So seynd doch nicht weniger andere / auch gelahrte / und bey denen                      Protestanten berühmte Männer / auff Calixti Seiten und seiner Meinung gewesen.                      Imò ipse Kortholtius, ex Stylo scribendi, huic sententiae saltem non refragari                      videtur. Imgleichen hat Casparus Colvorius ohnlängst in seiner FISSURA SIONIS,                      quem librum diligenter &amp; doctè stylo moderato &amp; minimè amaro                      concinnavit, etsi in quibusdam nobis justo iniquior videatur, quod facilè                      ferendum est, solche des Calixti Meinung an verschiedenen Oehrten disertis                      verbis confirmiret. Vide ejus Praefationem.</p>
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[33/0033] nicht hassen; dann wer saget / daß er im Lichte wandele / und seinen Bruder hasset / der ist biß annoch in der Finsternüß; Ja ein Mörder; und ist nicht gnug / daß man gegen denselben keinen Haß trage; Sondern man muß ihn lieben: Dann wer seinen Bruder nicht liebet / der ist nicht aus Gott / sondern bleibet im Todt. Christus ist das Haupt der Kirchen; und der ist der Heyland oder Erretter seines Leibes / das ist / seiner Kirchen / Eph. v. 24. Welcher ausserhalb dieses Leibes / oder von diesem Leib / dessen Haupt Christus / kein Glied ist / derselbe kan nicht seelig werden: Die aber unter dem Haupte Christo eines Leibes Glieder sind / selbige sind Brüder und Schwestern. Was derohalben die Päbstische und Reformirte belanget / so muß man entweder laugnen / daß jemand von denen ein Glied Christi sey; und sagen / daß sie alle mit einander ausser der Hoffnung der Seeligkeit / und der ewigen Verdam̃nüß zugeschrieben seyn / ohnerachtet sie nicht gegen ihr Gewissen gesprochen oder gehandelt / und in einer Unwissenheit / die sie nicht überwinden können / gestecket haben; Oder aber wann deren etliche (vielleicht auch viele) mit uns der ewigen Seeligkeit theilhafftig werden können / oder seyn werden; So gebühret sich / daß man solche als Kinder eines Vatters / zu welchem beyderseits wir sprechen: (Vatter unser der du bist im Himmel); Ja als Einverleibte und Miterben / als Brüder und Schwestern halten und lieben sollen. Wohl spricht der Tridentinische Catechismus, in der Außlegung des Vatter unsers; den wir allesamt und sonders / als Vatter anruffen / und den unsern nennen / so werden wir gelehret / daß aus dem Geschenck und Rechten der göttlichen Kind-Annehmung und Adoption nohtwendig erfolgen müsse / daß alle glaubige Brüder seyn / und sich brüderlich lieben sollen. Hucusque Calixtus. Welcher / ob er zwarn sehr viele und harte Contradictores außstehen müssen / als Hulsemannum, Calovium, Hoephnerum, und andere wehr / so man in Historia Ecclesiastica Kortholtii ad Annum 1638 lesen kan; So seynd doch nicht weniger andere / auch gelahrte / und bey denen Protestanten berühmte Männer / auff Calixti Seiten und seiner Meinung gewesen. Imò ipse Kortholtius, ex Stylo scribendi, huic sententiae saltem non refragari videtur. Imgleichen hat Casparus Colvorius ohnlängst in seiner FISSURA SIONIS, quem librum diligenter & doctè stylo moderato & minimè amaro concinnavit, etsi in quibusdam nobis justo iniquior videatur, quod facilè ferendum est, solche des Calixti Meinung an verschiedenen Oehrten disertis verbis confirmiret. Vide ejus Praefationem. Item. Lib. 17. Cap. V. de Wittenbergensi & Helmstadiensi Controversia. Item lib. 18 de Consensu ac Dissensu trium Europae Religionum,

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Zitationshilfe: Sonnemann, Johann Diederich Gottfried: Kurtze und Beständige Ablehnung Des [...] Fälschlich angedichteten Syncretismi. Hildesheim, 1709, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sonnemann_ablehnung_1709/33>, abgerufen am 25.04.2024.