Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796.hen; wozu ihr zarter reizbarer Nerven-Bau Ach! die öffentliche Biographie des hen; wozu ihr zarter reizbarer Nerven-Bau Ach! die oͤffentliche Biographie des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0230" n="218"/> hen; wozu ihr zarter reizbarer Nerven-Bau<lb/> ihre gluͤhendere Phantaſie, ihre eigenthuͤmliche<lb/> Sanftheit und Abgezogenheit von oͤffentli-<lb/> chen Geſchaͤfften, ſie empfaͤnglicher macht.<lb/> Auch iſt kein edleres Weſen in der Natur,<lb/> als ein zaͤrtliches Weib, das zu lieben <hi rendition="#g">ver-<lb/> ſteht</hi>. — Auch kennt die Welt nur Eine<lb/> Sappho, nur Ein Nantchen. Oft hoͤrt man<lb/> hingegen die Weiber klagen, daß der Maͤn-<lb/> ner ſo wenige die Kunſt zu lieben verſtehen,<lb/> und ſie moͤgen allerdings Recht haben.</p><lb/> <p>Ach! die oͤffentliche Biographie des<lb/> Menſchen iſt ſo kahl und unintereſſant, und<lb/> laͤgen die geheime Archive der Empfindungen<lb/> vor uns aufgeſchlagen, welches Jntereſſe<lb/> wuͤrden ſie fuͤr die Menſchheit haben, mit<lb/> welchen Schaͤzen uns bereichern — — — !</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [218/0230]
hen; wozu ihr zarter reizbarer Nerven-Bau
ihre gluͤhendere Phantaſie, ihre eigenthuͤmliche
Sanftheit und Abgezogenheit von oͤffentli-
chen Geſchaͤfften, ſie empfaͤnglicher macht.
Auch iſt kein edleres Weſen in der Natur,
als ein zaͤrtliches Weib, das zu lieben ver-
ſteht. — Auch kennt die Welt nur Eine
Sappho, nur Ein Nantchen. Oft hoͤrt man
hingegen die Weiber klagen, daß der Maͤn-
ner ſo wenige die Kunſt zu lieben verſtehen,
und ſie moͤgen allerdings Recht haben.
Ach! die oͤffentliche Biographie des
Menſchen iſt ſo kahl und unintereſſant, und
laͤgen die geheime Archive der Empfindungen
vor uns aufgeſchlagen, welches Jntereſſe
wuͤrden ſie fuͤr die Menſchheit haben, mit
welchen Schaͤzen uns bereichern — — — !
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