nen ertemporisirten Stüken, von Zoten und Unsittlichkeiten gereinigt werden; aber das war noch kein Grund, die Jake zu verban- nen, uns Teutschen die ganze Gattung des Groteske-Komischen zu entreißen.
Man bestimme nur den Begriff des Schauspiels richtig, und man wird es lächer- lich finden, daß man sich nicht die Absicht laut gestehen darf, belustigt zu werden. Man wird es ästhetisch unrichtig finden, daß Harlekin außer den Gränzen der Schauspiel- kunst sey. -- Jch wiederhole es, das Schau- spiel ist Darstellung, nicht Natur selbst. Außerdem müßte man auch all' die Formen des Schiklichen und Anständigen ver- werfen, durch welche, nach der allgemeinen Uebereinkunft aller Dramaturgen, die Natur und Wahrheit der Darstellung begränzt ist.
nen ertemporiſirten Stuͤken, von Zoten und Unſittlichkeiten gereinigt werden; aber das war noch kein Grund, die Jake zu verban- nen, uns Teutſchen die ganze Gattung des Groteske-Komiſchen zu entreißen.
Man beſtimme nur den Begriff des Schauſpiels richtig, und man wird es laͤcher- lich finden, daß man ſich nicht die Abſicht laut geſtehen darf, beluſtigt zu werden. Man wird es aͤſthetiſch unrichtig finden, daß Harlekin außer den Graͤnzen der Schauſpiel- kunſt ſey. — Jch wiederhole es, das Schau- ſpiel iſt Darſtellung, nicht Natur ſelbſt. Außerdem muͤßte man auch all' die Formen des Schiklichen und Anſtaͤndigen ver- werfen, durch welche, nach der allgemeinen Uebereinkunft aller Dramaturgen, die Natur und Wahrheit der Darſtellung begraͤnzt iſt.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0148"n="136"/>
nen ertemporiſirten Stuͤken, von Zoten und<lb/>
Unſittlichkeiten gereinigt werden; aber das<lb/>
war noch kein Grund, die Jake zu verban-<lb/>
nen, uns Teutſchen die ganze Gattung des<lb/>
Groteske-Komiſchen zu entreißen.</p><lb/><p>Man beſtimme nur den <hirendition="#g">Begriff</hi> des<lb/>
Schauſpiels richtig, und man wird es laͤcher-<lb/>
lich finden, daß man ſich nicht die Abſicht<lb/>
laut geſtehen darf, <hirendition="#g">beluſtigt</hi> zu werden.<lb/>
Man wird es aͤſthetiſch unrichtig finden, daß<lb/>
Harlekin außer den Graͤnzen der Schauſpiel-<lb/>
kunſt ſey. — Jch wiederhole es, das Schau-<lb/>ſpiel iſt <hirendition="#g">Darſtellung</hi>, nicht <hirendition="#g">Natur ſelbſt</hi>.<lb/>
Außerdem muͤßte man auch all' die Formen<lb/>
des <hirendition="#g">Schiklichen</hi> und <hirendition="#g">Anſtaͤndigen</hi> ver-<lb/>
werfen, durch welche, nach der allgemeinen<lb/>
Uebereinkunft aller Dramaturgen, die Natur<lb/>
und Wahrheit der Darſtellung begraͤnzt iſt.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[136/0148]
nen ertemporiſirten Stuͤken, von Zoten und
Unſittlichkeiten gereinigt werden; aber das
war noch kein Grund, die Jake zu verban-
nen, uns Teutſchen die ganze Gattung des
Groteske-Komiſchen zu entreißen.
Man beſtimme nur den Begriff des
Schauſpiels richtig, und man wird es laͤcher-
lich finden, daß man ſich nicht die Abſicht
laut geſtehen darf, beluſtigt zu werden.
Man wird es aͤſthetiſch unrichtig finden, daß
Harlekin außer den Graͤnzen der Schauſpiel-
kunſt ſey. — Jch wiederhole es, das Schau-
ſpiel iſt Darſtellung, nicht Natur ſelbſt.
Außerdem muͤßte man auch all' die Formen
des Schiklichen und Anſtaͤndigen ver-
werfen, durch welche, nach der allgemeinen
Uebereinkunft aller Dramaturgen, die Natur
und Wahrheit der Darſtellung begraͤnzt iſt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/148>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.