Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Es müßte erlaubt seyn, sich auf der Bühne
zu entkleiden, schlafen zu gehen etc.

Jllusion ist also offenbar kein allge-
meiner
Zwek der Darstellung, ist es nur
da, wo Jnteresse, Theilnahme erregt
werden soll; also nur bei einer einzelnen Gat-
tung des Schauspiels. Ueberdieß wird der
Begriff der Jllusion offenbar übertrieben,
wie noch erst neulich, einer unsrer besten Köpfe
Hagemeister, bewiesen hat. Jllusion ist nicht
Ueberredung, daß die dargestellte Handlung
würklich vorgeht, denn das wäre eine un-
gereimte und abentheuerliche Forderung, sie ist
Ueberredung, daß die dargestellte Handlung,
so wie sie dargestellt wird, habe vor-
gehen können
. Warum hat die Oper, die
offenbar weit unnatürlicher ist, als Harlekin,
ihren Plaz behauptet? -- Mag Harlekin aber

Es muͤßte erlaubt ſeyn, ſich auf der Buͤhne
zu entkleiden, ſchlafen zu gehen ꝛc.

Jlluſion iſt alſo offenbar kein allge-
meiner
Zwek der Darſtellung, iſt es nur
da, wo Jntereſſe, Theilnahme erregt
werden ſoll; alſo nur bei einer einzelnen Gat-
tung des Schauſpiels. Ueberdieß wird der
Begriff der Jlluſion offenbar uͤbertrieben,
wie noch erſt neulich, einer unſrer beſten Koͤpfe
Hagemeiſter, bewieſen hat. Jlluſion iſt nicht
Ueberredung, daß die dargeſtellte Handlung
wuͤrklich vorgeht, denn das waͤre eine un-
gereimte und abentheuerliche Forderung, ſie iſt
Ueberredung, daß die dargeſtellte Handlung,
ſo wie ſie dargeſtellt wird, habe vor-
gehen koͤnnen
. Warum hat die Oper, die
offenbar weit unnatuͤrlicher iſt, als Harlekin,
ihren Plaz behauptet? — Mag Harlekin aber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0149" n="137"/>
Es mu&#x0364;ßte erlaubt &#x017F;eyn, &#x017F;ich auf der Bu&#x0364;hne<lb/>
zu entkleiden, &#x017F;chlafen zu gehen &#xA75B;c.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Jllu&#x017F;ion</hi> i&#x017F;t al&#x017F;o offenbar kein <hi rendition="#g">allge-<lb/>
meiner</hi> Zwek der Dar&#x017F;tellung, i&#x017F;t es nur<lb/>
da, wo Jntere&#x017F;&#x017F;e, <hi rendition="#g">Theilnahme</hi> erregt<lb/>
werden &#x017F;oll; al&#x017F;o nur bei einer einzelnen Gat-<lb/>
tung des Schau&#x017F;piels. Ueberdieß wird der<lb/>
Begriff der Jllu&#x017F;ion offenbar u&#x0364;bertrieben,<lb/>
wie noch er&#x017F;t neulich, einer un&#x017F;rer be&#x017F;ten Ko&#x0364;pfe<lb/>
Hagemei&#x017F;ter, bewie&#x017F;en hat. <hi rendition="#g">Jllu&#x017F;ion</hi> i&#x017F;t nicht<lb/>
Ueberredung, daß die darge&#x017F;tellte Handlung<lb/><hi rendition="#g">wu&#x0364;rklich vorgeht</hi>, denn das wa&#x0364;re eine un-<lb/>
gereimte und abentheuerliche Forderung, &#x017F;ie i&#x017F;t<lb/>
Ueberredung, daß die darge&#x017F;tellte Handlung,<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;o wie &#x017F;ie darge&#x017F;tellt wird, habe vor-<lb/>
gehen ko&#x0364;nnen</hi>. Warum hat die Oper, die<lb/>
offenbar weit unnatu&#x0364;rlicher i&#x017F;t, als Harlekin,<lb/>
ihren Plaz behauptet? &#x2014; Mag Harlekin aber<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[137/0149] Es muͤßte erlaubt ſeyn, ſich auf der Buͤhne zu entkleiden, ſchlafen zu gehen ꝛc. Jlluſion iſt alſo offenbar kein allge- meiner Zwek der Darſtellung, iſt es nur da, wo Jntereſſe, Theilnahme erregt werden ſoll; alſo nur bei einer einzelnen Gat- tung des Schauſpiels. Ueberdieß wird der Begriff der Jlluſion offenbar uͤbertrieben, wie noch erſt neulich, einer unſrer beſten Koͤpfe Hagemeiſter, bewieſen hat. Jlluſion iſt nicht Ueberredung, daß die dargeſtellte Handlung wuͤrklich vorgeht, denn das waͤre eine un- gereimte und abentheuerliche Forderung, ſie iſt Ueberredung, daß die dargeſtellte Handlung, ſo wie ſie dargeſtellt wird, habe vor- gehen koͤnnen. Warum hat die Oper, die offenbar weit unnatuͤrlicher iſt, als Harlekin, ihren Plaz behauptet? — Mag Harlekin aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/149
Zitationshilfe: Soden, Julius von: Alethia. Leipzig, 1796, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/soden_alethia_1796/149>, abgerufen am 02.05.2024.