Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.Von dem H. Altars-Sacrament. Welt uns so lebhaffte Kennzeichen der Gütegegeben, und uns seiner, und seines Leydens Lieb-volle Gedächtnuß zuruck gelassen. Zu deme müssen wir erwägen, daß das heilige Al- tars-Geheimnuß nicht nur ein Lieb-volle, oder ohnnutze Gedächtnuß seye, wie jene Geschenck, so die Freund einander geben; sondern sie ist höchst nutzlich; massen sie uns heiliget, und dardurch die Früchten des Leydens und Tods Christi unseren Seelen angewendet werden. Also Petrus Cellens. L. de panibus c. 1. Ach! was seynd wir dann also nicht unserem GOtt schuldig? und wo kommt es her, daß, da wir im heiligen Sacrament eine beständige Ge- dächtnuß des Leydens haben, jedoch selbes ver- gessen, ja sogar das heilige Sacrament selb- sten, welches uns dieses Leyden vorstellt, ver- achten? III. Er wolte/ daß mit dem heiligen Sa- gleich- C 2
Von dem H. Altars-Sacrament. Welt uns ſo lebhaffte Kennzeichen der Gütegegeben, und uns ſeiner, und ſeines Leydens Lieb-volle Gedächtnuß zuruck gelaſſen. Zu deme müſſen wir erwägen, daß das heilige Al- tars-Geheimnuß nicht nur ein Lieb-volle, oder ohnnutze Gedächtnuß ſeye, wie jene Geſchenck, ſo die Freund einander geben; ſondern ſie iſt höchſt nutzlich; maſſen ſie uns heiliget, und dardurch die Früchten des Leydens und Tods Chriſti unſeren Seelen angewendet werden. Alſo Petrus Cellenſ. L. de panibus c. 1. Ach! was ſeynd wir dann alſo nicht unſerem GOtt ſchuldig? und wo kommt es her, daß, da wir im heiligen Sacrament eine beſtändige Ge- dächtnuß des Leydens haben, jedoch ſelbes ver- geſſen, ja ſogar das heilige Sacrament ſelb- ſten, welches uns dieſes Leyden vorſtellt, ver- achten? III. Er wolte/ daß mit dem heiligen Sa- gleich- C 2
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Von dem H. Altars-Sacrament.
Welt uns ſo lebhaffte Kennzeichen der Güte
gegeben, und uns ſeiner, und ſeines Leydens
Lieb-volle Gedächtnuß zuruck gelaſſen. Zu
deme müſſen wir erwägen, daß das heilige Al-
tars-Geheimnuß nicht nur ein Lieb-volle, oder
ohnnutze Gedächtnuß ſeye, wie jene Geſchenck,
ſo die Freund einander geben; ſondern ſie iſt
höchſt nutzlich; maſſen ſie uns heiliget, und
dardurch die Früchten des Leydens und Tods
Chriſti unſeren Seelen angewendet werden.
Alſo Petrus Cellenſ. L. de panibus c. 1. Ach!
was ſeynd wir dann alſo nicht unſerem GOtt
ſchuldig? und wo kommt es her, daß, da wir
im heiligen Sacrament eine beſtändige Ge-
dächtnuß des Leydens haben, jedoch ſelbes ver-
geſſen, ja ſogar das heilige Sacrament ſelb-
ſten, welches uns dieſes Leyden vorſtellt, ver-
achten?
III.
Er wolte/ daß mit dem heiligen Sa-
crament ſein Leyden allezeit erneuert wurde.
Chriſtus ware nicht zufrieden, daß er nur ein-
mal auf dem Schädel-Berg zu unſerem Heyl
aufgeopffert worden; Er erfande alſo eine neue
Art, ein beſtändiges Opffer für uns in dem
heiligen Sacrament zu ſeyn. Der Heil. Bern-
ardus ſchreibt alſo Tract. 2. Serm. 54. Gleich
als erkleckte es dem verliebten Heyland nicht/
ſeine ohnermeſſene Liebe uns zu zeigen daß
er nur einmal in der Sach ſelbſt am Creutz
ſein Blut vergoſſen, ſondern er wolte es auch
in dieſem Sacrament täglich vergieſſen/ und
gleich-
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