Anmuthungen wird nicht Maria erweckt ha- ben, da sie in dem heiligen Sacrament ihren Sohn empfangte? wie wird sie ihne nicht an das Hertz gedruckt haben? Ach laue, kalte Seel! so du dich in Empfahung dieses heili- gen Geheimnuß unandächtig und eckelhafft si- hest, ach! vereinige deine arme Anmuthun- gen mit jenen Mariä, und der Jüngeren.
II.
Er hat uns in diesem Sacrament ei- ne beständige Gedächtnus seines Leydens hinterlassen. Das ist deutlich bey Luca am 22. Das thut zu meiner Gedächtnuß. Nun pflegen gute Freund, bevor sie von einander scheiden, Wechsels-weis einander ein Angeden- cken zu hinterlassen; Etwan eine Bildnuß, oder sonst was; damit, wenn man den Geliebten nicht mehr sehen kan, man wenigstens ihne in seiner Sach sehe. Also, bevor der Er- löser aus der Welt scheidete, hinterliesse er dem von ihme so sehr geliebtem Menschen zum An- gedencken nicht nur seine Bildnuß in dem hei- ligen Sacrament, sondern sich selbst gantz, auf daß diß Sacrament seye eine würckliche Ge- dächtnuß, und Vorbild seines Leydens, wie es Gaudentius nennt. Und in der That, wie Raynaudus V. Onom. Euchar. anmerckt, wird durch die Wandlungs-Wort die Scheidung des Leibs von dem Blut angezeigt. Aus deme wir dann also Erstens abnehmen sollen, was wir der übergrossen Liebe GOttes gegen uns schuldig, da er vor seinem Scheiden aus der
Welt
Betrachtungen
Anmuthungen wird nicht Maria erweckt ha- ben, da ſie in dem heiligen Sacrament ihren Sohn empfangte? wie wird ſie ihne nicht an das Hertz gedruckt haben? Ach laue, kalte Seel! ſo du dich in Empfahung dieſes heili- gen Geheimnuß unandächtig und eckelhafft ſi- heſt, ach! vereinige deine arme Anmuthun- gen mit jenen Mariä, und der Jüngeren.
II.
Er hat uns in dieſem Sacrament ei- ne beſtändige Gedächtnus ſeines Leydens hinterlaſſen. Das iſt deutlich bey Luca am 22. Das thut zu meiner Gedächtnuß. Nun pflegen gute Freund, bevor ſie von einander ſcheiden, Wechſels-weis einander ein Angeden- cken zu hinterlaſſen; Etwan eine Bildnuß, oder ſonſt was; damit, wenn man den Geliebten nicht mehr ſehen kan, man wenigſtens ihne in ſeiner Sach ſehe. Alſo, bevor der Er- löſer aus der Welt ſcheidete, hinterlieſſe er dem von ihme ſo ſehr geliebtem Menſchen zum An- gedencken nicht nur ſeine Bildnuß in dem hei- ligen Sacrament, ſondern ſich ſelbſt gantz, auf daß diß Sacrament ſeye eine würckliche Ge- dächtnuß, und Vorbild ſeines Leydens, wie es Gaudentius nennt. Und in der That, wie Raynaudus V. Onom. Euchar. anmerckt, wird durch die Wandlungs-Wort die Scheidung des Leibs von dem Blut angezeigt. Aus deme wir dann alſo Erſtens abnehmen ſollen, was wir der übergroſſen Liebe GOttes gegen uns ſchuldig, da er vor ſeinem Scheiden aus der
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Betrachtungen
Anmuthungen wird nicht Maria erweckt ha-
ben, da ſie in dem heiligen Sacrament ihren
Sohn empfangte? wie wird ſie ihne nicht an
das Hertz gedruckt haben? Ach laue, kalte
Seel! ſo du dich in Empfahung dieſes heili-
gen Geheimnuß unandächtig und eckelhafft ſi-
heſt, ach! vereinige deine arme Anmuthun-
gen mit jenen Mariä, und der Jüngeren.
II.
Er hat uns in dieſem Sacrament ei-
ne beſtändige Gedächtnus ſeines Leydens
hinterlaſſen. Das iſt deutlich bey Luca am
22. Das thut zu meiner Gedächtnuß. Nun
pflegen gute Freund, bevor ſie von einander
ſcheiden, Wechſels-weis einander ein Angeden-
cken zu hinterlaſſen; Etwan eine Bildnuß, oder
ſonſt was; damit, wenn man den Geliebten
nicht mehr ſehen kan, man wenigſtens ihne
in ſeiner Sach ſehe. Alſo, bevor der Er-
löſer aus der Welt ſcheidete, hinterlieſſe er dem
von ihme ſo ſehr geliebtem Menſchen zum An-
gedencken nicht nur ſeine Bildnuß in dem hei-
ligen Sacrament, ſondern ſich ſelbſt gantz, auf
daß diß Sacrament ſeye eine würckliche Ge-
dächtnuß, und Vorbild ſeines Leydens, wie es
Gaudentius nennt. Und in der That, wie
Raynaudus V. Onom. Euchar. anmerckt, wird
durch die Wandlungs-Wort die Scheidung
des Leibs von dem Blut angezeigt. Aus deme
wir dann alſo Erſtens abnehmen ſollen, was
wir der übergroſſen Liebe GOttes gegen uns
ſchuldig, da er vor ſeinem Scheiden aus der
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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/71>, abgerufen am 16.02.2025.
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