meiner Seelen! Ich komme zu dir, als ein Bedürfftiger, und flehe dich um Hülff an! Da bin ich, als ein Sohn vor seinem Vatter, das Hertz auszu- leeren, als ein Freund bey seinem in- nersten Hertzens-Freund. Wisse, o mein JEsu! daß ich dich weit mehr lie- be, und höher schätze, als mich selbst; und ich bedaure höchstens, daß ich dich nicht genug, wie du es verdienest, und ich schuldig bin, lieben könne, wie ich doch gern wolte, und solte. Wisse, daß du mein alles, all meine Hoffnung und eintziger Trost. Ach! daß ich doch nur was weniges von jenem heiligen Andacht- und Liebs-Eyfer hätte, mit welchem der Heil. Philippus Nerius, oder der Heil. Franciscus Borgias vor dir ge- betten! Allein, ich vereinige meine kah- le Anmuthungen mit denen brinneyfri- gen aller Heiligen GOttes, und ver- lange, daß die Liebs-Lampe meines Hertzens weit heller von deinem heili- gen Liebs-Feuer brinne, als jene Liebs- Geister des obersten Engel-Reyens, oder die Ampel des Lichts in diesem
GOttes-
Betrachtungen
meiner Seelen! Ich komme zu dir, als ein Bedürfftiger, und flehe dich um Hülff an! Da bin ich, als ein Sohn vor ſeinem Vatter, das Hertz auszu- leeren, als ein Freund bey ſeinem in- nerſten Hertzens-Freund. Wiſſe, o mein JEſu! daß ich dich weit mehr lie- be, und höher ſchätze, als mich ſelbſt; und ich bedaure höchſtens, daß ich dich nicht genug, wie du es verdieneſt, und ich ſchuldig bin, lieben könne, wie ich doch gern wolte, und ſolte. Wiſſe, daß du mein alles, all meine Hoffnung und eintziger Troſt. Ach! daß ich doch nur was weniges von jenem heiligen Andacht- und Liebs-Eyfer hätte, mit welchem der Heil. Philippus Nerius, oder der Heil. Franciſcus Borgias vor dir ge- betten! Allein, ich vereinige meine kah- le Anmuthungen mit denen brinneyfri- gen aller Heiligen GOttes, und ver- lange, daß die Liebs-Lampe meines Hertzens weit heller von deinem heili- gen Liebs-Feuer brinne, als jene Liebs- Geiſter des oberſten Engel-Reyens, oder die Ampel des Lichts in dieſem
GOttes-
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Betrachtungen
meiner Seelen! Ich komme zu dir, als
ein Bedürfftiger, und flehe dich um
Hülff an! Da bin ich, als ein Sohn
vor ſeinem Vatter, das Hertz auszu-
leeren, als ein Freund bey ſeinem in-
nerſten Hertzens-Freund. Wiſſe, o
mein JEſu! daß ich dich weit mehr lie-
be, und höher ſchätze, als mich ſelbſt;
und ich bedaure höchſtens, daß ich dich
nicht genug, wie du es verdieneſt, und
ich ſchuldig bin, lieben könne, wie ich
doch gern wolte, und ſolte. Wiſſe,
daß du mein alles, all meine Hoffnung
und eintziger Troſt. Ach! daß ich doch
nur was weniges von jenem heiligen
Andacht- und Liebs-Eyfer hätte, mit
welchem der Heil. Philippus Nerius, oder
der Heil. Franciſcus Borgias vor dir ge-
betten! Allein, ich vereinige meine kah-
le Anmuthungen mit denen brinneyfri-
gen aller Heiligen GOttes, und ver-
lange, daß die Liebs-Lampe meines
Hertzens weit heller von deinem heili-
gen Liebs-Feuer brinne, als jene Liebs-
Geiſter des oberſten Engel-Reyens,
oder die Ampel des Lichts in dieſem
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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/265>, abgerufen am 16.02.2025.
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