Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Betrachtungen
vollen GOtt, der sich gewürdiget, bey uns zu
seyn, mit uns umzugehen, und bey uns zu
wohnen; also zwar, daß wir mit Wahrheit
sagen können: Es ist kein Volck, noch Ge-
schlecht so groß/ daß sich die Götter zu ihme
machten, wie unser GOtt bey uns ist.

Wir solten es beynebens auch thun aus al-
lerunterthänigster Ehrerbietigkeit, die wir we-
gen vielen Ursachen GOtt in diesem Geheim-
nus zu erzeigen schuldig. Dahero, wenn bey
denen alten Römern der Brauch gewesen, daß
fruhe Morgens, und spath Abends das gantze
Haußgesind dem Haußvatter das sey gegrüßt!
und lebe wohl!
angewunschen, müssen wir sol-
ches weit nothwendiger gegen GOtt, als dem
Haußvatter der gantzen erschaffenen Allheit,
des Tags zweymahl, durch den Besuch, und
Anbettung in der Kirch ausüben; um so viel
mehr; als, dieses zu thun, wir nicht nur allein
von der Danckbarkeit, und Schuldigkeit gegen
ihme in diesem Gnad-vollen Liebs-Geheimnus,
sondern wegen unserm selbst eigenen Nutzen,
und geistlichen Seelen-Gewinn angehalten
seynd.

Und dieses solte geschehen, als offt es uns
immer möglich. Der Heil. Magdalena von
Pazzis, befahle der HErr, daß sie ihne des Tags
33. mal besuchen solle, zu Ehren so vieler Jah-
ren, als er dereinst auf Erden herum gewan-
dert. Der Heil. Franciscus Borgias besuchte
ihne des Tags sibenmahl, zu Ehren der siben

schmertz-

Betrachtungen
vollen GOtt, der ſich gewürdiget, bey uns zu
ſeyn, mit uns umzugehen, und bey uns zu
wohnen; alſo zwar, daß wir mit Wahrheit
ſagen können: Es iſt kein Volck, noch Ge-
ſchlecht ſo groß/ daß ſich die Götter zu ihme
machten, wie unſer GOtt bey uns iſt.

Wir ſolten es beynebens auch thun aus al-
lerunterthänigſter Ehrerbietigkeit, die wir we-
gen vielen Urſachen GOtt in dieſem Geheim-
nus zu erzeigen ſchuldig. Dahero, wenn bey
denen alten Römern der Brauch geweſen, daß
fruhe Morgens, und ſpath Abends das gantze
Haußgeſind dem Haußvatter das ſey gegrüßt!
und lebe wohl!
angewunſchen, müſſen wir ſol-
ches weit nothwendiger gegen GOtt, als dem
Haußvatter der gantzen erſchaffenen Allheit,
des Tags zweymahl, durch den Beſuch, und
Anbettung in der Kirch ausüben; um ſo viel
mehr; als, dieſes zu thun, wir nicht nur allein
von der Danckbarkeit, und Schuldigkeit gegen
ihme in dieſem Gnad-vollen Liebs-Geheimnus,
ſondern wegen unſerm ſelbſt eigenen Nutzen,
und geiſtlichen Seelen-Gewinn angehalten
ſeynd.

Und dieſes ſolte geſchehen, als offt es uns
immer möglich. Der Heil. Magdalena von
Pazzis, befahle der HErr, daß ſie ihne des Tags
33. mal beſuchen ſolle, zu Ehren ſo vieler Jah-
ren, als er dereinſt auf Erden herum gewan-
dert. Der Heil. Franciſcus Borgias beſuchte
ihne des Tags ſibenmahl, zu Ehren der ſiben

ſchmertz-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0261" n="224"/><fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
vollen GOtt, der &#x017F;ich gewürdiget, bey uns zu<lb/>
&#x017F;eyn, mit uns umzugehen, und bey uns zu<lb/>
wohnen; al&#x017F;o zwar, daß wir mit Wahrheit<lb/>
&#x017F;agen können: <hi rendition="#fr">Es i&#x017F;t kein Volck, noch Ge-<lb/>
&#x017F;chlecht &#x017F;o groß/ daß &#x017F;ich die Götter zu ihme<lb/>
machten, wie un&#x017F;er GOtt bey uns i&#x017F;t.</hi></p><lb/>
          <p>Wir &#x017F;olten es beynebens auch thun aus al-<lb/>
lerunterthänig&#x017F;ter Ehrerbietigkeit, die wir we-<lb/>
gen vielen Ur&#x017F;achen GOtt in die&#x017F;em Geheim-<lb/>
nus zu erzeigen &#x017F;chuldig. Dahero, wenn bey<lb/>
denen alten Römern der Brauch gewe&#x017F;en, daß<lb/>
fruhe Morgens, und &#x017F;path Abends das gantze<lb/>
Haußge&#x017F;ind dem Haußvatter das <hi rendition="#fr">&#x017F;ey gegrüßt!<lb/>
und lebe wohl!</hi> angewun&#x017F;chen, mü&#x017F;&#x017F;en wir &#x017F;ol-<lb/>
ches weit nothwendiger gegen GOtt, als dem<lb/>
Haußvatter der gantzen er&#x017F;chaffenen Allheit,<lb/>
des Tags zweymahl, durch den Be&#x017F;uch, und<lb/>
Anbettung in der Kirch ausüben; um &#x017F;o viel<lb/>
mehr; als, die&#x017F;es zu thun, wir nicht nur allein<lb/>
von der Danckbarkeit, und Schuldigkeit gegen<lb/>
ihme in die&#x017F;em Gnad-vollen Liebs-Geheimnus,<lb/>
&#x017F;ondern wegen un&#x017F;erm &#x017F;elb&#x017F;t eigenen Nutzen,<lb/>
und gei&#x017F;tlichen Seelen-Gewinn angehalten<lb/>
&#x017F;eynd.</p><lb/>
          <p>Und die&#x017F;es &#x017F;olte ge&#x017F;chehen, als offt es uns<lb/>
immer möglich. Der Heil. <hi rendition="#fr">Magdalena</hi> von<lb/><hi rendition="#aq">Pazzis,</hi> befahle der HErr, daß &#x017F;ie ihne des Tags<lb/>
33. mal be&#x017F;uchen &#x017F;olle, zu Ehren &#x017F;o vieler Jah-<lb/>
ren, als er derein&#x017F;t auf Erden herum gewan-<lb/>
dert. Der Heil. <hi rendition="#aq">Franci&#x017F;cus Borgias</hi> be&#x017F;uchte<lb/>
ihne des Tags &#x017F;ibenmahl, zu Ehren der &#x017F;iben<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chmertz-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[224/0261] Betrachtungen vollen GOtt, der ſich gewürdiget, bey uns zu ſeyn, mit uns umzugehen, und bey uns zu wohnen; alſo zwar, daß wir mit Wahrheit ſagen können: Es iſt kein Volck, noch Ge- ſchlecht ſo groß/ daß ſich die Götter zu ihme machten, wie unſer GOtt bey uns iſt. Wir ſolten es beynebens auch thun aus al- lerunterthänigſter Ehrerbietigkeit, die wir we- gen vielen Urſachen GOtt in dieſem Geheim- nus zu erzeigen ſchuldig. Dahero, wenn bey denen alten Römern der Brauch geweſen, daß fruhe Morgens, und ſpath Abends das gantze Haußgeſind dem Haußvatter das ſey gegrüßt! und lebe wohl! angewunſchen, müſſen wir ſol- ches weit nothwendiger gegen GOtt, als dem Haußvatter der gantzen erſchaffenen Allheit, des Tags zweymahl, durch den Beſuch, und Anbettung in der Kirch ausüben; um ſo viel mehr; als, dieſes zu thun, wir nicht nur allein von der Danckbarkeit, und Schuldigkeit gegen ihme in dieſem Gnad-vollen Liebs-Geheimnus, ſondern wegen unſerm ſelbſt eigenen Nutzen, und geiſtlichen Seelen-Gewinn angehalten ſeynd. Und dieſes ſolte geſchehen, als offt es uns immer möglich. Der Heil. Magdalena von Pazzis, befahle der HErr, daß ſie ihne des Tags 33. mal beſuchen ſolle, zu Ehren ſo vieler Jah- ren, als er dereinſt auf Erden herum gewan- dert. Der Heil. Franciſcus Borgias beſuchte ihne des Tags ſibenmahl, zu Ehren der ſiben ſchmertz-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/261
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/261>, abgerufen am 25.11.2024.