Man muß sich offt melden, lange Zeit warten, und vieles Ohngemach ausstehen. Hingegen der wahre, eintzige GOtt, der König aller Kö- nigen, die ohnendliche Herrlichkeit, verschmäht nicht nur allein unsere Besuchungen nicht, son- dern verlangt, und befihlt sie. Er wartet Tag und Nacht auf uns. Alle, alle laßt er vor. Es kostet auch keine Mühe, oder besondere Beschwerden, bis man vorkommt. Ja er will sogar, und verlangt unsere Freundschafft. Er handelt mit uns, wie ein Vatter mit seinem Sohn, wie ein liebster Hertzens-Freund mit dem andern... Also verhielte sich GOtt dereinst mit Moyse auf dem Berg Sinai: Exodi 33. Der HErr redete mit Moyse/ wie ein Mensch mit seinem Freund zu reden pflegt.
Also will er auch mit uns in diesem Aller- heiligsten Gnad-Wunder- und Liebs-Geheim- nus des Altars handlen. Da können wir ih- me im Vertrauen unser Anligen erzehlen, und um Hülff bitten. Er wird in unsern Zweiflen ein Rathgeber, in denen Kranckheiten ein Artzt, Hirt, Vorsprecher, Vatter, Bruder, und Freund seyn. O ohnendliche Güte unsers GOttes! und wie kan der Mensch so alber seyn, daß er sich ein so grosses Gut nicht zu Nutzen mache?...
Wenn wir aber auch schon keinen Vortheil darbey hätten, solten wir es doch thun aus schuldiger Danckbarkeit gegen einem so Lieb-
vollen
Von dem H. Altars-Sacrament.
Man muß ſich offt melden, lange Zeit warten, und vieles Ohngemach ausſtehen. Hingegen der wahre, eintzige GOtt, der König aller Kö- nigen, die ohnendliche Herrlichkeit, verſchmäht nicht nur allein unſere Beſuchungen nicht, ſon- dern verlangt, und befihlt ſie. Er wartet Tag und Nacht auf uns. Alle, alle laßt er vor. Es koſtet auch keine Mühe, oder beſondere Beſchwerden, bis man vorkommt. Ja er will ſogar, und verlangt unſere Freundſchafft. Er handelt mit uns, wie ein Vatter mit ſeinem Sohn, wie ein liebſter Hertzens-Freund mit dem andern... Alſo verhielte ſich GOtt dereinſt mit Moyſe auf dem Berg Sinai: Exodi 33. Der HErr redete mit Moyſe/ wie ein Menſch mit ſeinem Freund zu reden pflegt.
Alſo will er auch mit uns in dieſem Aller- heiligſten Gnad-Wunder- und Liebs-Geheim- nus des Altars handlen. Da können wir ih- me im Vertrauen unſer Anligen erzehlen, und um Hülff bitten. Er wird in unſern Zweiflen ein Rathgeber, in denen Kranckheiten ein Artzt, Hirt, Vorſprecher, Vatter, Bruder, und Freund ſeyn. O ohnendliche Güte unſers GOttes! und wie kan der Menſch ſo alber ſeyn, daß er ſich ein ſo groſſes Gut nicht zu Nutzen mache?...
Wenn wir aber auch ſchon keinen Vortheil darbey hätten, ſolten wir es doch thun aus ſchuldiger Danckbarkeit gegen einem ſo Lieb-
vollen
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Von dem H. Altars-Sacrament.
Man muß ſich offt melden, lange Zeit warten,
und vieles Ohngemach ausſtehen. Hingegen
der wahre, eintzige GOtt, der König aller Kö-
nigen, die ohnendliche Herrlichkeit, verſchmäht
nicht nur allein unſere Beſuchungen nicht, ſon-
dern verlangt, und befihlt ſie. Er wartet Tag
und Nacht auf uns. Alle, alle laßt er vor.
Es koſtet auch keine Mühe, oder beſondere
Beſchwerden, bis man vorkommt. Ja er will
ſogar, und verlangt unſere Freundſchafft. Er
handelt mit uns, wie ein Vatter mit ſeinem
Sohn, wie ein liebſter Hertzens-Freund mit
dem andern... Alſo verhielte ſich GOtt
dereinſt mit Moyſe auf dem Berg Sinai:
Exodi 33. Der HErr redete mit Moyſe/
wie ein Menſch mit ſeinem Freund zu reden
pflegt.
Alſo will er auch mit uns in dieſem Aller-
heiligſten Gnad-Wunder- und Liebs-Geheim-
nus des Altars handlen. Da können wir ih-
me im Vertrauen unſer Anligen erzehlen, und
um Hülff bitten. Er wird in unſern Zweiflen
ein Rathgeber, in denen Kranckheiten ein Artzt,
Hirt, Vorſprecher, Vatter, Bruder, und
Freund ſeyn. O ohnendliche Güte unſers
GOttes! und wie kan der Menſch ſo alber
ſeyn, daß er ſich ein ſo groſſes Gut nicht zu
Nutzen mache?...
Wenn wir aber auch ſchon keinen Vortheil
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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/260>, abgerufen am 16.02.2025.
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