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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
Liebe ein Genügen. Das hat er einsmahl selbst
der Heil. Gertraud geoffenbahrt; diese, als sie
für eine Closter-Frau bettete, welche aus fal-
schem Eifer über ihre geistliche Mit-Schwe-
stern murrte, weilen sie öffters die Göttliche
Seelen-Speiß genossen, sahe, und hörte den
Heyland also reden: Meine Tochter! mein
Vergnügen ist/ bey denen Menschen-Kindern
zu seyn; wer dann also ohne Tod-Sünd ist,
und nicht zu meinem Tisch hinzu tritt/ oder
der solches Hinzutretten andern mißrathet/
dieser benimmt mir was von meinem Ver-
gnügen.
Dahero mißfällt dem HErrn das
Reden jener lauen Seelen, welche unter aller-
ley Vorwand, und kahlen Ausreden jene mit
scheelen Augen ansehen, so öffters GOtt nüs-
sen. Man lißt von einem Weib, welche deß-
wegen beständig wider die Heil. Catharina
von Siena murrete. Als sie eines Tags nach
Haus kame, wurde sie todt kranck, und starbe
glaublich zur Straff ohne alle heilige Kirchen-
Geheimnussen... Die Heil. Lutgardis em-
pfienge so offt Christum, daß es ihrer Oberin
gar zu offt, und viel schiene; dahero sie selbe in
etwas zuruck hielte. Da sagte Lutgardis: Meine
Mutter! ich werde willig gehorchen; allein
ich sihe vorhinein/ daß mein Göttlicher ge-
liebter Seelen-Bräutigam sich deßwegen an
eurem Leib rächen werde.
Also geschahe es
auch. Die Vorsteherin wurde alsbald von
hefftigen Schmertzen überfallen; welche sie so

lang

Von dem H. Altars-Sacrament.
Liebe ein Genügen. Das hat er einsmahl ſelbſt
der Heil. Gertraud geoffenbahrt; dieſe, als ſie
für eine Cloſter-Frau bettete, welche aus fal-
ſchem Eifer über ihre geiſtliche Mit-Schwe-
ſtern murrte, weilen ſie öffters die Göttliche
Seelen-Speiß genoſſen, ſahe, und hörte den
Heyland alſo reden: Meine Tochter! mein
Vergnügen iſt/ bey denen Menſchen-Kindern
zu ſeyn; wer dann alſo ohne Tod-Sünd iſt,
und nicht zu meinem Tiſch hinzu tritt/ oder
der ſolches Hinzutretten andern mißrathet/
dieſer benimmt mir was von meinem Ver-
gnügen.
Dahero mißfällt dem HErrn das
Reden jener lauen Seelen, welche unter aller-
ley Vorwand, und kahlen Ausreden jene mit
ſcheelen Augen anſehen, ſo öffters GOtt nüſ-
ſen. Man lißt von einem Weib, welche deß-
wegen beſtändig wider die Heil. Catharina
von Siena murrete. Als ſie eines Tags nach
Haus kame, wurde ſie todt kranck, und ſtarbe
glaublich zur Straff ohne alle heilige Kirchen-
Geheimnuſſen... Die Heil. Lutgardis em-
pfienge ſo offt Chriſtum, daß es ihrer Oberin
gar zu offt, und viel ſchiene; dahero ſie ſelbe in
etwas zuruck hielte. Da ſagte Lutgardis: Meine
Mutter! ich werde willig gehorchen; allein
ich ſihe vorhinein/ daß mein Göttlicher ge-
liebter Seelen-Bräutigam ſich deßwegen an
eurem Leib rächen werde.
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auch. Die Vorſteherin wurde alsbald von
hefftigen Schmertzen überfallen; welche ſie ſo

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[205/0242] Von dem H. Altars-Sacrament. Liebe ein Genügen. Das hat er einsmahl ſelbſt der Heil. Gertraud geoffenbahrt; dieſe, als ſie für eine Cloſter-Frau bettete, welche aus fal- ſchem Eifer über ihre geiſtliche Mit-Schwe- ſtern murrte, weilen ſie öffters die Göttliche Seelen-Speiß genoſſen, ſahe, und hörte den Heyland alſo reden: Meine Tochter! mein Vergnügen iſt/ bey denen Menſchen-Kindern zu ſeyn; wer dann alſo ohne Tod-Sünd iſt, und nicht zu meinem Tiſch hinzu tritt/ oder der ſolches Hinzutretten andern mißrathet/ dieſer benimmt mir was von meinem Ver- gnügen. Dahero mißfällt dem HErrn das Reden jener lauen Seelen, welche unter aller- ley Vorwand, und kahlen Ausreden jene mit ſcheelen Augen anſehen, ſo öffters GOtt nüſ- ſen. Man lißt von einem Weib, welche deß- wegen beſtändig wider die Heil. Catharina von Siena murrete. Als ſie eines Tags nach Haus kame, wurde ſie todt kranck, und ſtarbe glaublich zur Straff ohne alle heilige Kirchen- Geheimnuſſen... Die Heil. Lutgardis em- pfienge ſo offt Chriſtum, daß es ihrer Oberin gar zu offt, und viel ſchiene; dahero ſie ſelbe in etwas zuruck hielte. Da ſagte Lutgardis: Meine Mutter! ich werde willig gehorchen; allein ich ſihe vorhinein/ daß mein Göttlicher ge- liebter Seelen-Bräutigam ſich deßwegen an eurem Leib rächen werde. Alſo geſchahe es auch. Die Vorſteherin wurde alsbald von hefftigen Schmertzen überfallen; welche ſie ſo lang

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/242>, abgerufen am 24.11.2024.