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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Betrachtungen
Geheimnus des Altars, in welchem die Gött-
liche Güte uns Menschen-Kinder tränckt, ja
sogar auf eine Göttliche Weis truncken macht,
indeme wir die Milch der Göttlichen Gnaden
einsaugen. Da tragt GOtt ein grössers Be-
lieben, seine Gutthaten uns mitzutheilen, als
wir Vergnügen haben, selbe anzunehmen...
Dahero, gleichwie eine Mutter, wenn sie ihr
Kind saugt, nichts anderst dardurch sucht, als
dem Kind ein Genügen zu leisten, und daß es
öffters trincke; also will JEsus in diesem Al-
lerheiligsten Geheimnuß keine andere Vergel-
tung, als nur, daß wir ihne öffters empfangen.
Hört die Wort des Heil. Eucherii bey dem
geistreichen Barrii Rec. Sap. Durch die Milch
wird die Gnad GOttes verstanden; dann
diese Milch ist keine freywillige Gaab der
fruchtbaren Natur in dem menschlichen
Fleisch; indeme die Mutter ohne Wieder-
vergeltung nur sucht die Liebs-Kost der Na-
tur ihrer zarten Leibs- und Liebs-Frucht ein-
zuflössen. Diesen süssen Liebs-Safft der
Natur gibt die Mutter umsonst von sich
selbst her; also zwar/ daß sie sich sogar be-
trübt/ wann ihre Kindlein solchen nicht an-
nehmen wollen. Diesem kommt annoch bey,
daß uns GOtt also liebe, daß er frey bekennt,
seine gröste Freud seye/ bey uns zu seyn.

Wer sich dann also mit ihme durch die Ge-
heimnus-volle Nüssung seines zarten Fron-
leichnams vereiniget, thut seiner ohnendlichen

Liebe

Betrachtungen
Geheimnus des Altars, in welchem die Gött-
liche Güte uns Menſchen-Kinder tränckt, ja
ſogar auf eine Göttliche Weis truncken macht,
indeme wir die Milch der Göttlichen Gnaden
einſaugen. Da tragt GOtt ein gröſſers Be-
lieben, ſeine Gutthaten uns mitzutheilen, als
wir Vergnügen haben, ſelbe anzunehmen...
Dahero, gleichwie eine Mutter, wenn ſie ihr
Kind ſaugt, nichts anderſt dardurch ſucht, als
dem Kind ein Genügen zu leiſten, und daß es
öffters trincke; alſo will JEſus in dieſem Al-
lerheiligſten Geheimnuß keine andere Vergel-
tung, als nur, daß wir ihne öffters empfangen.
Hört die Wort des Heil. Eucherii bey dem
geiſtreichen Barrii Rec. Sap. Durch die Milch
wird die Gnad GOttes verſtanden; dann
dieſe Milch iſt keine freywillige Gaab der
fruchtbaren Natur in dem menſchlichen
Fleiſch; indeme die Mutter ohne Wieder-
vergeltung nur ſucht die Liebs-Koſt der Na-
tur ihrer zarten Leibs- und Liebs-Frucht ein-
zuflöſſen. Dieſen ſüſſen Liebs-Safft der
Natur gibt die Mutter umſonſt von ſich
ſelbſt her; alſo zwar/ daß ſie ſich ſogar be-
trübt/ wann ihre Kindlein ſolchen nicht an-
nehmen wollen. Dieſem kommt annoch bey,
daß uns GOtt alſo liebe, daß er frey bekennt,
ſeine gröſte Freud ſeye/ bey uns zu ſeyn.

Wer ſich dann alſo mit ihme durch die Ge-
heimnus-volle Nüſſung ſeines zarten Fron-
leichnams vereiniget, thut ſeiner ohnendlichen

Liebe
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[204/0241] Betrachtungen Geheimnus des Altars, in welchem die Gött- liche Güte uns Menſchen-Kinder tränckt, ja ſogar auf eine Göttliche Weis truncken macht, indeme wir die Milch der Göttlichen Gnaden einſaugen. Da tragt GOtt ein gröſſers Be- lieben, ſeine Gutthaten uns mitzutheilen, als wir Vergnügen haben, ſelbe anzunehmen... Dahero, gleichwie eine Mutter, wenn ſie ihr Kind ſaugt, nichts anderſt dardurch ſucht, als dem Kind ein Genügen zu leiſten, und daß es öffters trincke; alſo will JEſus in dieſem Al- lerheiligſten Geheimnuß keine andere Vergel- tung, als nur, daß wir ihne öffters empfangen. Hört die Wort des Heil. Eucherii bey dem geiſtreichen Barrii Rec. Sap. Durch die Milch wird die Gnad GOttes verſtanden; dann dieſe Milch iſt keine freywillige Gaab der fruchtbaren Natur in dem menſchlichen Fleiſch; indeme die Mutter ohne Wieder- vergeltung nur ſucht die Liebs-Koſt der Na- tur ihrer zarten Leibs- und Liebs-Frucht ein- zuflöſſen. Dieſen ſüſſen Liebs-Safft der Natur gibt die Mutter umſonſt von ſich ſelbſt her; alſo zwar/ daß ſie ſich ſogar be- trübt/ wann ihre Kindlein ſolchen nicht an- nehmen wollen. Dieſem kommt annoch bey, daß uns GOtt alſo liebe, daß er frey bekennt, ſeine gröſte Freud ſeye/ bey uns zu ſeyn. Wer ſich dann alſo mit ihme durch die Ge- heimnus-volle Nüſſung ſeines zarten Fron- leichnams vereiniget, thut ſeiner ohnendlichen Liebe

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/241>, abgerufen am 24.11.2024.