Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Betrachtungen
entgegen gesetzt ist. Also hat dann in diesem
Geheimnuß unser gar schwache Verstand meh-
rer Beschwernussen zu überwinden, als in an-
dern. Deßwegen/ sagt ein gewisser vornehmer
Lehrer, nenne man dieses Geheimnus billich
das Geheimnus des Glaubens; weilen alles/
was immer dunckles und verborgenes in an-
dern Geheimnussen sich einfindet/ hier gleich/
als auf einem Hauffen beysammen ist.
Es
ist also ein kurtzer Begriff aller Geheimnussen
des wahren Glaubens, und der Heil. Kirch;
dann wir glauben, daß unter denen Geheim-
nus-vollen Gestalten die Mensch-und Gottheit
Christi zugegen seye; daß das Göttliche Wort
für uns seye Mensch worden, gestorben, und
auferstanden. Endlichen nennt es der Heil.
Gregorins von Nazianz Orat. 1. einen Schlüs-
sel des Glaubens, der uns die Erkanntnuß der
höchsten Geheimnussen eröffnet; massen der
Verstand, so dieses Geheimnuß glaubt, nur
desto fähiger wird, das Allerhöchste, und erste
Glaubens- und Kirchen-Geheimnuß der Aller-
heiligsten Dreyfaltigkeit, und der Gnaden- und
Wunder- vollen Menschwerdung zu glauben.
Und dieses darummen, weilen das Allerheilig-
ste Altar-Geheimnus uns ein besonders, inner-
lich- und geistliches Gnad- und Seelen-Licht
eingießt, die ohnfehlbare Wahrheit der Gött-
lichen Geheimnussen zu erkennen. Deßwegen
nennt man es auch ein Brod des Lebens, und
Verstands. Ach glückseelige, so wir uns gegen

diesen

Betrachtungen
entgegen geſetzt iſt. Alſo hat dann in dieſem
Geheimnuß unſer gar ſchwache Verſtand meh-
rer Beſchwernuſſen zu überwinden, als in an-
dern. Deßwegen/ ſagt ein gewiſſer vornehmer
Lehrer, nenne man dieſes Geheimnus billich
das Geheimnus des Glaubens; weilen alles/
was immer dunckles und verborgenes in an-
dern Geheimnuſſen ſich einfindet/ hier gleich/
als auf einem Hauffen beyſammen iſt.
Es
iſt alſo ein kurtzer Begriff aller Geheimnuſſen
des wahren Glaubens, und der Heil. Kirch;
dann wir glauben, daß unter denen Geheim-
nus-vollen Geſtalten die Menſch-und Gottheit
Chriſti zugegen ſeye; daß das Göttliche Wort
für uns ſeye Menſch worden, geſtorben, und
auferſtanden. Endlichen nennt es der Heil.
Gregorins von Nazianz Orat. 1. einen Schlüſ-
ſel des Glaubens, der uns die Erkanntnuß der
höchſten Geheimnuſſen eröffnet; maſſen der
Verſtand, ſo dieſes Geheimnuß glaubt, nur
deſto fähiger wird, das Allerhöchſte, und erſte
Glaubens- und Kirchen-Geheimnuß der Aller-
heiligſten Dreyfaltigkeit, und der Gnaden- und
Wunder- vollen Menſchwerdung zu glauben.
Und dieſes darummen, weilen das Allerheilig-
ſte Altar-Geheimnus uns ein beſonders, inner-
lich- und geiſtliches Gnad- und Seelen-Licht
eingießt, die ohnfehlbare Wahrheit der Gött-
lichen Geheimnuſſen zu erkennen. Deßwegen
nennt man es auch ein Brod des Lebens, und
Verſtands. Ach glückſeelige, ſo wir uns gegen

dieſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0187" n="150"/><fw place="top" type="header">Betrachtungen</fw><lb/>
entgegen ge&#x017F;etzt i&#x017F;t. Al&#x017F;o hat dann in die&#x017F;em<lb/>
Geheimnuß un&#x017F;er gar &#x017F;chwache Ver&#x017F;tand meh-<lb/>
rer Be&#x017F;chwernu&#x017F;&#x017F;en zu überwinden, als in an-<lb/>
dern. <hi rendition="#fr">Deßwegen</hi>/ &#x017F;agt ein gewi&#x017F;&#x017F;er vornehmer<lb/>
Lehrer, <hi rendition="#fr">nenne man die&#x017F;es Geheimnus billich<lb/>
das Geheimnus des Glaubens; weilen alles/<lb/>
was immer dunckles und verborgenes in an-<lb/>
dern Geheimnu&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich einfindet/ hier gleich/<lb/>
als auf einem Hauffen bey&#x017F;ammen i&#x017F;t.</hi> Es<lb/>
i&#x017F;t al&#x017F;o ein kurtzer Begriff aller Geheimnu&#x017F;&#x017F;en<lb/>
des wahren Glaubens, und der Heil. Kirch;<lb/>
dann wir glauben, daß unter denen Geheim-<lb/>
nus-vollen Ge&#x017F;talten die Men&#x017F;ch-und Gottheit<lb/>
Chri&#x017F;ti zugegen &#x017F;eye; daß das Göttliche Wort<lb/>
für uns &#x017F;eye Men&#x017F;ch worden, ge&#x017F;torben, und<lb/>
aufer&#x017F;tanden. Endlichen nennt es der Heil.<lb/><hi rendition="#aq">Gregorins</hi> von <hi rendition="#aq">Nazianz Orat.</hi> 1. einen Schlü&#x017F;-<lb/>
&#x017F;el des Glaubens, der uns die Erkanntnuß der<lb/>
höch&#x017F;ten Geheimnu&#x017F;&#x017F;en eröffnet; ma&#x017F;&#x017F;en der<lb/>
Ver&#x017F;tand, &#x017F;o die&#x017F;es Geheimnuß glaubt, nur<lb/>
de&#x017F;to fähiger wird, das Allerhöch&#x017F;te, und er&#x017F;te<lb/>
Glaubens- und Kirchen-Geheimnuß der Aller-<lb/>
heilig&#x017F;ten Dreyfaltigkeit, und der Gnaden- und<lb/>
Wunder- vollen Men&#x017F;chwerdung zu glauben.<lb/>
Und die&#x017F;es darummen, weilen das Allerheilig-<lb/>
&#x017F;te Altar-Geheimnus uns ein be&#x017F;onders, inner-<lb/>
lich- und gei&#x017F;tliches Gnad- und Seelen-Licht<lb/>
eingießt, die ohnfehlbare Wahrheit der Gött-<lb/>
lichen Geheimnu&#x017F;&#x017F;en zu erkennen. Deßwegen<lb/>
nennt man es auch ein Brod des Lebens, und<lb/><hi rendition="#fr">Ver&#x017F;tands.</hi> Ach glück&#x017F;eelige, &#x017F;o wir uns gegen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;en</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0187] Betrachtungen entgegen geſetzt iſt. Alſo hat dann in dieſem Geheimnuß unſer gar ſchwache Verſtand meh- rer Beſchwernuſſen zu überwinden, als in an- dern. Deßwegen/ ſagt ein gewiſſer vornehmer Lehrer, nenne man dieſes Geheimnus billich das Geheimnus des Glaubens; weilen alles/ was immer dunckles und verborgenes in an- dern Geheimnuſſen ſich einfindet/ hier gleich/ als auf einem Hauffen beyſammen iſt. Es iſt alſo ein kurtzer Begriff aller Geheimnuſſen des wahren Glaubens, und der Heil. Kirch; dann wir glauben, daß unter denen Geheim- nus-vollen Geſtalten die Menſch-und Gottheit Chriſti zugegen ſeye; daß das Göttliche Wort für uns ſeye Menſch worden, geſtorben, und auferſtanden. Endlichen nennt es der Heil. Gregorins von Nazianz Orat. 1. einen Schlüſ- ſel des Glaubens, der uns die Erkanntnuß der höchſten Geheimnuſſen eröffnet; maſſen der Verſtand, ſo dieſes Geheimnuß glaubt, nur deſto fähiger wird, das Allerhöchſte, und erſte Glaubens- und Kirchen-Geheimnuß der Aller- heiligſten Dreyfaltigkeit, und der Gnaden- und Wunder- vollen Menſchwerdung zu glauben. Und dieſes darummen, weilen das Allerheilig- ſte Altar-Geheimnus uns ein beſonders, inner- lich- und geiſtliches Gnad- und Seelen-Licht eingießt, die ohnfehlbare Wahrheit der Gött- lichen Geheimnuſſen zu erkennen. Deßwegen nennt man es auch ein Brod des Lebens, und Verſtands. Ach glückſeelige, ſo wir uns gegen dieſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/187
Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/187>, abgerufen am 21.11.2024.