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Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752.

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Von dem H. Altars-Sacrament.
entdeckt ist. Dahero vor alten Zeiten, wenn
der Priester diß Allerheiligste Sacrament aus-
theilte, pflegte der Diacon überlaut zu schreyen:
Trettet mit lebendigem Glauben herbey! ..
Der Heil. Rupertus sagt über das erste Capi-
tul der hohen Braut-Liedern des Salomons/
daß man sich bey Empfahung dieses Allerhei-
ligsten Geheimnus im Glauben üben müsse,
den Fehler unser ersten Eltern zu verbessern;
diese haben gesündiget, weilen sie GOtt nicht
geglaubt, da er ihnen den Tod gedrohet, als-
bald sie von der verbottenen Frucht essen wer-
den; hingegen glaubten sie dem verlogen- und
betrogenem Teufel, der ihnen eine Gottheit
verheissen, so sie davon nüsseten. Diesen Feh-
ler zu verbessern, hat die ohnbegreiffliche Weiß-
heit GOttes das Allerheiligste Abendmahl er-
funden, da der Mensch seinen so gar blöden
Verstand zu Diensten des ohnfehlbaren Glau-
bens unterwirfft, und glaubt, daß unter so we-
nigen Brods-Gestalten GOtt selbst verborgen
lige. Billich üben wir uns dann also mehrer
bey diesem, als andern Kirchen-Geheimnussen
im Glauben; massen wir in denen übrigen glau-
ben, was wir nicht sehen. Also sehen wir in
dem Heil. Tauff das Wasser, und die äusser-
liche Abwaschung, und glauben dardurch die
innerliche Abwaschung der Seelen von der
Erb-Sünd, die wir doch nicht sehen. Aber
bey dem zarten Fronleichnam glauhen wir auch
jenes, so deme, was man sicht, schnur-gerad

entgegen
K 3

Von dem H. Altars-Sacrament.
entdeckt iſt. Dahero vor alten Zeiten, wenn
der Prieſter diß Allerheiligſte Sacrament aus-
theilte, pflegte der Diacon überlaut zu ſchreyen:
Trettet mit lebendigem Glauben herbey! ..
Der Heil. Rupertus ſagt über das erſte Capi-
tul der hohen Braut-Liedern des Salomons/
daß man ſich bey Empfahung dieſes Allerhei-
ligſten Geheimnus im Glauben üben müſſe,
den Fehler unſer erſten Eltern zu verbeſſern;
dieſe haben geſündiget, weilen ſie GOtt nicht
geglaubt, da er ihnen den Tod gedrohet, als-
bald ſie von der verbottenen Frucht eſſen wer-
den; hingegen glaubten ſie dem verlogen- und
betrogenem Teufel, der ihnen eine Gottheit
verheiſſen, ſo ſie davon nüſſeten. Dieſen Feh-
ler zu verbeſſern, hat die ohnbegreiffliche Weiß-
heit GOttes das Allerheiligſte Abendmahl er-
funden, da der Menſch ſeinen ſo gar blöden
Verſtand zu Dienſten des ohnfehlbaren Glau-
bens unterwirfft, und glaubt, daß unter ſo we-
nigen Brods-Geſtalten GOtt ſelbſt verborgen
lige. Billich üben wir uns dann alſo mehrer
bey dieſem, als andern Kirchen-Geheimnuſſen
im Glauben; maſſen wir in denen übrigen glau-
ben, was wir nicht ſehen. Alſo ſehen wir in
dem Heil. Tauff das Waſſer, und die äuſſer-
liche Abwaſchung, und glauben dardurch die
innerliche Abwaſchung der Seelen von der
Erb-Sünd, die wir doch nicht ſehen. Aber
bey dem zarten Fronleichnam glauhen wir auch
jenes, ſo deme, was man ſicht, ſchnur-gerad

entgegen
K 3
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[149/0186] Von dem H. Altars-Sacrament. entdeckt iſt. Dahero vor alten Zeiten, wenn der Prieſter diß Allerheiligſte Sacrament aus- theilte, pflegte der Diacon überlaut zu ſchreyen: Trettet mit lebendigem Glauben herbey! .. Der Heil. Rupertus ſagt über das erſte Capi- tul der hohen Braut-Liedern des Salomons/ daß man ſich bey Empfahung dieſes Allerhei- ligſten Geheimnus im Glauben üben müſſe, den Fehler unſer erſten Eltern zu verbeſſern; dieſe haben geſündiget, weilen ſie GOtt nicht geglaubt, da er ihnen den Tod gedrohet, als- bald ſie von der verbottenen Frucht eſſen wer- den; hingegen glaubten ſie dem verlogen- und betrogenem Teufel, der ihnen eine Gottheit verheiſſen, ſo ſie davon nüſſeten. Dieſen Feh- ler zu verbeſſern, hat die ohnbegreiffliche Weiß- heit GOttes das Allerheiligſte Abendmahl er- funden, da der Menſch ſeinen ſo gar blöden Verſtand zu Dienſten des ohnfehlbaren Glau- bens unterwirfft, und glaubt, daß unter ſo we- nigen Brods-Geſtalten GOtt ſelbſt verborgen lige. Billich üben wir uns dann alſo mehrer bey dieſem, als andern Kirchen-Geheimnuſſen im Glauben; maſſen wir in denen übrigen glau- ben, was wir nicht ſehen. Alſo ſehen wir in dem Heil. Tauff das Waſſer, und die äuſſer- liche Abwaſchung, und glauben dardurch die innerliche Abwaſchung der Seelen von der Erb-Sünd, die wir doch nicht ſehen. Aber bey dem zarten Fronleichnam glauhen wir auch jenes, ſo deme, was man ſicht, ſchnur-gerad entgegen K 3

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Zitationshilfe: Siniscalchi, Liborio: Sacramentalisches Abendmahl. Übers. v. Peter Obladen. Costanz/Ulm, 1752, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/siniscalchi_abendmahl_1752/186>, abgerufen am 24.11.2024.