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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Geistr. Sinn- und schlußr.
214. Die Sanffmuth.
Die Sanfftmut ist ein sammt auf dem GOtt ruht und
liegt:
Er dankt dir/ bistu sie/ daß er sein Polster kriegt.
215. Die Gerechtigkeit.
Was ist Gerechtigkeit? das/ welches allen gleich
Sich gibt/ entbeutht/ geläst/ hier und im Himmelreich.
216. Die Vergöttung.
GOtt ist mein Geist/ mein Blutt/ mein Fleisch/ und
mein Gebein:
Wie sol ich dann mit jhm nicht gantz durchgöttet seyn?
217. Würken und Ruhn ist recht Göttlich.
Fragstu was Gott mehr liebt/ jhm würken oder ruhn?
Jch sage daß der Mensch/ wie GOtt/ sol beides thun.
218. Das Göttliche Sehen.
Wer in dem Nächsten nichts als Gott und Christum siht.
Der sihet mit dem Licht das auß der Gottheit blüht.
219. Die Einfalt.
Die Einfalt ist so wehrt/ daß wann sie GOtt gebricht/
So ist er weder GOtt noch Weißheit/ noch ein Licht.
220. Jch auch zur rechten GOttes.
Weil mein Erlöser hat die Menschheit aufgenommen/
So bin auch Jch in Jhm zur rechten GOttes kommen.
221. Der Glaube.
Der Glaube Senffkorns groß versetzt den Berg ins Meer:
Dänkt was Er könte thun/ wann er ein kürbis wär!
222. Die
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Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
214. Die Sanffmuth.
Die Sanfftmut iſt ein ſammt auf dem GOtt ruht und
liegt:
Er dankt dir/ biſtu ſie/ daß er ſein Polſter kriegt.
215. Die Gerechtigkeit.
Was iſt Gerechtigkeit? das/ welches allen gleich
Sich gibt/ entbeutht/ gelaͤſt/ hier und im Himmelreich.
216. Die Vergoͤttung.
GOtt iſt mein Geiſt/ mein Blutt/ mein Fleiſch/ und
mein Gebein:
Wie ſol ich dann mit jhm nicht gantz durchgoͤttet ſeyn?
217. Würken und Ruhn iſt recht Goͤttlich.
Fragſtu was Gott mehr liebt/ jhm wuͤrken oder ruhn?
Jch ſage daß der Menſch/ wie GOtt/ ſol beides thun.
218. Das Goͤttliche Sehen.
Wer in dem Naͤchſten nichts als Gott un̄ Chriſtum ſiht.
Der ſihet mit dem Licht das auß der Gottheit bluͤht.
219. Die Einfalt.
Die Einfalt iſt ſo wehrt/ daß wann ſie GOtt gebricht/
So iſt er weder GOtt noch Weißheit/ noch ein Licht.
220. Jch auch zur rechten GOttes.
Weil mein Erloͤſer hat die Menſchheit aufgenommen/
So bin auch Jch in Jhm zur rechten GOttes kommen.
221. Der Glaube.
Der Glaube Senffkorns groß verſetzt den Berg ins Meer:
Daͤnkt was Er koͤnte thun/ wann er ein kuͤrbis waͤr!
222. Die
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[49/0055] Geiſtr. Sinn- und ſchlußr. 214. Die Sanffmuth. Die Sanfftmut iſt ein ſammt auf dem GOtt ruht und liegt: Er dankt dir/ biſtu ſie/ daß er ſein Polſter kriegt. 215. Die Gerechtigkeit. Was iſt Gerechtigkeit? das/ welches allen gleich Sich gibt/ entbeutht/ gelaͤſt/ hier und im Himmelreich. 216. Die Vergoͤttung. GOtt iſt mein Geiſt/ mein Blutt/ mein Fleiſch/ und mein Gebein: Wie ſol ich dann mit jhm nicht gantz durchgoͤttet ſeyn? 217. Würken und Ruhn iſt recht Goͤttlich. Fragſtu was Gott mehr liebt/ jhm wuͤrken oder ruhn? Jch ſage daß der Menſch/ wie GOtt/ ſol beides thun. 218. Das Goͤttliche Sehen. Wer in dem Naͤchſten nichts als Gott un̄ Chriſtum ſiht. Der ſihet mit dem Licht das auß der Gottheit bluͤht. 219. Die Einfalt. Die Einfalt iſt ſo wehrt/ daß wann ſie GOtt gebricht/ So iſt er weder GOtt noch Weißheit/ noch ein Licht. 220. Jch auch zur rechten GOttes. Weil mein Erloͤſer hat die Menſchheit aufgenommen/ So bin auch Jch in Jhm zur rechten GOttes kommen. 221. Der Glaube. Der Glaube Senffkorns groß verſetzt den Berg ins Meer: Daͤnkt was Er koͤnte thun/ wann er ein kuͤrbis waͤr! 222. Die C 2

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/55>, abgerufen am 23.11.2024.