Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Joh. Angeli erstes Buch 32. GOtt stirbt und lebt in uns. Jch sterb' und leb' auch nicht: (a) GOTT selber stirbtin mir: Und was ich leben sol/ (b) lebt Er auch für und für. (a) Quia originaliter ab ipso profluit vir- tus mortificationis. Item secundum Paul: 2. cor. 3. 10. mortificationem Iesu. b. vivo, jam non ego, sed Christus in me, 33. Nichts lebet ohne Sterben. GOtt selber/ wenn Er dir wil leben/ muß er sterben:Wie dänckstu ohne Tod sein Leben zuererben? 34. Der Tod vergöttet dich. Wenn du gestorben bist/ und GOtt dein Leben worden/So trittstu erst recht ein der Hohen Götter Orden. 35. Der Tod ists beste Ding. Jch sage/ weil der Tod allein mich machet frey;Daß er das beste Ding auß allen Dingen sey. 36. Kein Tod ist ohn ein Leben. Jch sag es stirbet nichts: nur daß ein ander Leben/Auch selbst das Peinliche/ wird durch den Tod gegeben/ 37. Die Unruh kombt von dir. Nichts ist das dich bewegt/ du selber bist das Rad/Das auß sich selbsten laufft/ und keine Ruhe hat. 38. Gleichschätzung machet Ruh. Wenn du die Dinge nimbst ohn allen unterscheid;So bleibstu still und gleich in Lieb und auch in Leyd. 39. Die
Joh. Angeli erſtes Buch 32. GOtt ſtirbt und lebt in uns. Jch ſterb’ und leb’ auch nicht: (a) GOTT ſelber ſtirbtin mir: Und was ich leben ſol/ (b) lebt Er auch fuͤr und fuͤr. (a) Quia originaliter ab ipſo profluit vir- tus mortificationis. Item ſecundum Paul: 2. cor. 3. 10. mortificationem Iesu. b. vivo, jam non ego, ſed Chriſtus in me, 33. Nichts lebet ohne Sterben. GOtt ſelber/ wenn Er dir wil leben/ muß er ſterben:Wie daͤnckſtu ohne Tod ſein Leben zuererben? 34. Der Tod vergoͤttet dich. Wenn du geſtorben biſt/ und GOtt dein Leben worden/So trittſtu erſt recht ein der Hohen Goͤtter Orden. 35. Der Tod iſts beſte Ding. Jch ſage/ weil der Tod allein mich machet frey;Daß er das beſte Ding auß allen Dingen ſey. 36. Kein Tod iſt ohn ein Leben. Jch ſag es ſtirbet nichts: nur daß ein ander Leben/Auch ſelbſt das Peinliche/ wird durch den Tod gegeben/ 37. Die Unruh kombt von dir. Nichts iſt das dich bewegt/ du ſelber biſt das Rad/Das auß ſich ſelbſten laufft/ und keine Ruhe hat. 38. Gleichſchaͤtzung machet Ruh. Wenn du die Dinge nimbſt ohn allen unterſcheid;So bleibſtu ſtill und gleich in Lieb und auch in Leyd. 39. Die
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0032" n="26"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Joh. Angeli erſtes Buch</hi> </fw><lb/> <lg type="poem"> <head>32. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">GOtt ſtirbt und lebt in uns.</hi></hi></head><lb/> <l>Jch ſterb’ und leb’ auch nicht: <note place="end" n="(a)"/> GOTT ſelber ſtirbt</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">in mir:</hi> </l><lb/> <l>Und was ich leben ſol/ (b) lebt Er auch fuͤr und fuͤr.</l> </lg><lb/> <note place="end" n="(a)"> <hi rendition="#aq">Quia originaliter ab ipſo profluit vir-<lb/> tus mortificationis. Item ſecundum Paul: 2.<lb/> cor. 3. 10. mortificationem <hi rendition="#g">Iesu</hi>. b. vivo,<lb/> jam non ego, ſed Chriſtus in me,</hi> </note><lb/> <lg type="poem"> <head>33. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Nichts lebet ohne Sterben.</hi></hi></head><lb/> <l>GOtt ſelber/ wenn Er dir wil leben/ muß er ſterben:</l><lb/> <l>Wie daͤnckſtu ohne Tod ſein Leben zuererben?</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>34. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Tod vergoͤttet dich.</hi></hi></head><lb/> <l>Wenn du geſtorben biſt/ und GOtt dein Leben worden/</l><lb/> <l>So trittſtu erſt recht ein der Hohen Goͤtter Orden.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>35. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Tod iſts beſte Ding.</hi></hi></head><lb/> <l>Jch ſage/ weil der Tod allein mich machet frey;</l><lb/> <l>Daß er das beſte Ding auß allen Dingen ſey.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>36. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Kein Tod iſt ohn ein Leben.</hi></hi></head><lb/> <l>Jch ſag es ſtirbet nichts: nur daß ein ander Leben/</l><lb/> <l>Auch ſelbſt das Peinliche/ wird durch den Tod gegeben/</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>37. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die Unruh kombt von dir.</hi></hi></head><lb/> <l>Nichts iſt das dich bewegt/ du ſelber biſt das Rad/</l><lb/> <l>Das auß ſich ſelbſten laufft/ und keine Ruhe hat.</l> </lg><lb/> <lg type="poem"> <head>38. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Gleichſchaͤtzung machet Ruh.</hi></hi></head><lb/> <l>Wenn du die Dinge nimbſt ohn allen unterſcheid;</l><lb/> <l>So bleibſtu ſtill und gleich in Lieb und auch in Leyd.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">39. Die</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [26/0032]
Joh. Angeli erſtes Buch
32. GOtt ſtirbt und lebt in uns.
Jch ſterb’ und leb’ auch nicht:
⁽a⁾
GOTT ſelber ſtirbt
in mir:
Und was ich leben ſol/ (b) lebt Er auch fuͤr und fuͤr.
⁽a⁾ Quia originaliter ab ipſo profluit vir-
tus mortificationis. Item ſecundum Paul: 2.
cor. 3. 10. mortificationem Iesu. b. vivo,
jam non ego, ſed Chriſtus in me,
33. Nichts lebet ohne Sterben.
GOtt ſelber/ wenn Er dir wil leben/ muß er ſterben:
Wie daͤnckſtu ohne Tod ſein Leben zuererben?
34. Der Tod vergoͤttet dich.
Wenn du geſtorben biſt/ und GOtt dein Leben worden/
So trittſtu erſt recht ein der Hohen Goͤtter Orden.
35. Der Tod iſts beſte Ding.
Jch ſage/ weil der Tod allein mich machet frey;
Daß er das beſte Ding auß allen Dingen ſey.
36. Kein Tod iſt ohn ein Leben.
Jch ſag es ſtirbet nichts: nur daß ein ander Leben/
Auch ſelbſt das Peinliche/ wird durch den Tod gegeben/
37. Die Unruh kombt von dir.
Nichts iſt das dich bewegt/ du ſelber biſt das Rad/
Das auß ſich ſelbſten laufft/ und keine Ruhe hat.
38. Gleichſchaͤtzung machet Ruh.
Wenn du die Dinge nimbſt ohn allen unterſcheid;
So bleibſtu ſtill und gleich in Lieb und auch in Leyd.
39. Die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Erstauflage dieses Werkes erschien 1657 unter… [mehr] Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-08-21T14:19:32Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat.
(2013-08-21T14:19:32Z)
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |