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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Joh. Angeli sechstes Buch
45. Eigensinnigkeit reist von GOtt ab.
Was nicht am Leibe bleibt/ wird nicht vom Haubt geküst:
Merks eigensinniger/ daß du nicht Christi bist.
46. Das abgesunderte hat nichts mit dem
gantzen gemein.
Ein abgefallnes Laub/ ein saures tröpfflein Wein/
Was hat es mit dem Baum/ was mit dem Most gemein?
47. Es ist noch zeit zum Heil.
Kehr umb verirrtes Schaf/ zeuch safft verdorrter Ast?
Du kanst wol kommn und ziehn/ weil du den trieb noch hast.
48. Das beyspiel reitzet an.
Dein feld Herr geht vor an/ er streit für dich mein Christ:
Jsts möglich daß du noch ein fauler Esel bist?
49. Das verächtlichste Aß.
Wer sich den Teuffel läst erschlagen und ermorden/
Der ist ein todter Hund des schnödsten schinders worden.
50. Der schändliche Gefangene.
Pfuy dich/ das dich ein Weib die nichtigkeit der Welt
Mit ihrem spinneweb so lang gefangen hält!
51. Die schnödste Dirne.
Mensch lästu dich dein Fleisch beherschn und nehmen ein/
So muß wol deine Seel die schnödste Dirne seyn.
52. Der schändliche Fall.
Halt auß Welt/ Teuffel/ Fleisch/ du bist ja Christ ein
Held:
Wie schändlich ists/ wenn man für diesem Buben fällt.
53. Die
K 5
Joh. Angeli ſechſtes Buch
45. Eigenſinnigkeit reiſt von GOtt ab.
Was nicht am Leibe bleibt/ wird nicht vom Haubt gekuͤſt:
Merks eigenſinniger/ daß du nicht Chriſti biſt.
46. Das abgeſunderte hat nichts mit dem
gantzen gemein.
Ein abgefallnes Laub/ ein ſaures troͤpfflein Wein/
Was hat es mit dem Baum/ was mit dem Moſt gemein?
47. Es iſt noch zeit zum Heil.
Kehr umb verirrtes Schaf/ zeuch ſafft verdorrter Aſt?
Du kanſt wol kom̄n un̄ ziehn/ weil du den trieb noch haſt.
48. Das beyſpiel reitzet an.
Dein feld Herꝛ geht vor an/ er ſtreit fuͤr dich mein Chriſt:
Jſts moͤglich daß du noch ein fauler Eſel biſt?
49. Das veraͤchtlichſte Aß.
Wer ſich den Teuffel laͤſt erſchlagen und ermorden/
Der iſt ein todter Hund des ſchnoͤdſten ſchinders worden.
50. Der ſchaͤndliche Gefangene.
Pfuy dich/ das dich ein Weib die nichtigkeit der Welt
Mit ihrem ſpinneweb ſo lang gefangen haͤlt!
51. Die ſchnoͤdſte Dirne.
Menſch laͤſtu dich dein Fleiſch beherſchn und nehmen ein/
So muß wol deine Seel die ſchnoͤdſte Dirne ſeyn.
52. Der ſchaͤndliche Fall.
Halt auß Welt/ Teuffel/ Fleiſch/ du biſt ja Chriſt ein
Held:
Wie ſchaͤndlich iſts/ wenn man fuͤr dieſem Buben faͤllt.
53. Die
K 5
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[238[223]/0229] Joh. Angeli ſechſtes Buch 45. Eigenſinnigkeit reiſt von GOtt ab. Was nicht am Leibe bleibt/ wird nicht vom Haubt gekuͤſt: Merks eigenſinniger/ daß du nicht Chriſti biſt. 46. Das abgeſunderte hat nichts mit dem gantzen gemein. Ein abgefallnes Laub/ ein ſaures troͤpfflein Wein/ Was hat es mit dem Baum/ was mit dem Moſt gemein? 47. Es iſt noch zeit zum Heil. Kehr umb verirrtes Schaf/ zeuch ſafft verdorrter Aſt? Du kanſt wol kom̄n un̄ ziehn/ weil du den trieb noch haſt. 48. Das beyſpiel reitzet an. Dein feld Herꝛ geht vor an/ er ſtreit fuͤr dich mein Chriſt: Jſts moͤglich daß du noch ein fauler Eſel biſt? 49. Das veraͤchtlichſte Aß. Wer ſich den Teuffel laͤſt erſchlagen und ermorden/ Der iſt ein todter Hund des ſchnoͤdſten ſchinders worden. 50. Der ſchaͤndliche Gefangene. Pfuy dich/ das dich ein Weib die nichtigkeit der Welt Mit ihrem ſpinneweb ſo lang gefangen haͤlt! 51. Die ſchnoͤdſte Dirne. Menſch laͤſtu dich dein Fleiſch beherſchn und nehmen ein/ So muß wol deine Seel die ſchnoͤdſte Dirne ſeyn. 52. Der ſchaͤndliche Fall. Halt auß Welt/ Teuffel/ Fleiſch/ du biſt ja Chriſt ein Held: Wie ſchaͤndlich iſts/ wenn man fuͤr dieſem Buben faͤllt. 53. Die K 5

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T14:19:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat. (2013-08-21T14:19:32Z)

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 238[223]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/229>, abgerufen am 03.05.2024.