Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Geistr. Sinn- ünd schlußr. 37. Nichts leuchtet ohne die Sonne. Rauh ist der Mond gestalt ohn seiner Sonne licht:Rauh ohne deine Sonn dein seelen Angesicht. 38. So viel zukehr/ so viel erleuchtung. So viel der Monde sich zu seiner Sonne kehrt/Zu deiner du; so viel werdt ihr eurs Lichts gewehrt. 39. Der geistliche Mond mit seiner Sonne. Jch wil der Monde seyn/ sey JESU du die Sonne/So wird mein angesicht voll ewger Freud und Wonne. 40. Die Sonne muß erleuchten. Die Sonne muß ihr Licht alln/ die es woln gewehrn:Der Teuffel würd' erleucht/ wolt' er zu SOtt sich kehrn. 41. Wer die Sonne nicht merckt/ der ist Die Sonn erwärmet alls/ ja auch den kältsten stein:nicht. Fühlstu die wirkung nicht/ so mustu nicht mehr seyn. 42. Wer nicht bewegt wird/ gehört nicht zum Die Sonn erreget alls/ macht alle sterne Tantzen/gantzen. Wirstu nicht auch bewegt/ so g'hörstu nicht zum gantzen. 43. Wer vergeht/ der ist nicht. Der Sünder ist nicht mehr. Wie? seh ich ihn doch stehn!hättstu das rechte Licht/ du sähest ihn vergehn. 44. Was verdirbt/ wird zu nichts. Was fort und fort verdirbt/ das kan nicht stehn noch seyn/Es eilt zum untergang und wird dem nichts gemein. 45. Eigen-
Geiſtr. Sinn- uͤnd ſchlußr. 37. Nichts leuchtet ohne die Sonne. Rauh iſt der Mond geſtalt ohn ſeiner Sonne licht:Rauh ohne deine Sonn dein ſeelen Angeſicht. 38. So viel zukehr/ ſo viel erleuchtung. So viel der Monde ſich zu ſeiner Sonne kehrt/Zu deiner du; ſo viel werdt ihr eurs Lichts gewehrt. 39. Der geiſtliche Mond mit ſeiner Sonne. Jch wil der Monde ſeyn/ ſey JESU du die Sonne/So wird mein angeſicht voll ewger Freud und Wonne. 40. Die Sonne muß erleuchten. Die Sonne muß ihr Licht alln/ die es woln gewehrn:Der Teuffel wuͤrd’ erleucht/ wolt’ er zu SOtt ſich kehrn. 41. Wer die Sonne nicht merckt/ der iſt Die Sonn erwaͤrmet alls/ ja auch den kaͤltſten ſtein:nicht. Fuͤhlſtu die wirkung nicht/ ſo muſtu nicht mehr ſeyn. 42. Wer nicht bewegt wird/ gehoͤrt nicht zum Die Sonn erreget alls/ macht alle ſterne Tantzen/gantzen. Wirſtu nicht auch bewegt/ ſo g’hoͤrſtu nicht zum gantzen. 43. Wer vergeht/ der iſt nicht. Der Suͤnder iſt nicht mehr. Wie? ſeh ich ihn doch ſtehn!haͤttſtu das rechte Licht/ du ſaͤheſt ihn vergehn. 44. Was verdirbt/ wird zu nichts. Was fort un̄ fort verdirbt/ das kan nicht ſtehn noch ſeyn/Es eilt zum untergang und wird dem nichts gemein. 45. Eigen-
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Geiſtr. Sinn- uͤnd ſchlußr.
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Rauh iſt der Mond geſtalt ohn ſeiner Sonne licht:
Rauh ohne deine Sonn dein ſeelen Angeſicht.
38. So viel zukehr/ ſo viel erleuchtung.
So viel der Monde ſich zu ſeiner Sonne kehrt/
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39. Der geiſtliche Mond mit ſeiner Sonne.
Jch wil der Monde ſeyn/ ſey JESU du die Sonne/
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40. Die Sonne muß erleuchten.
Die Sonne muß ihr Licht alln/ die es woln gewehrn:
Der Teuffel wuͤrd’ erleucht/ wolt’ er zu SOtt ſich kehrn.
41. Wer die Sonne nicht merckt/ der iſt
nicht.
Die Sonn erwaͤrmet alls/ ja auch den kaͤltſten ſtein:
Fuͤhlſtu die wirkung nicht/ ſo muſtu nicht mehr ſeyn.
42. Wer nicht bewegt wird/ gehoͤrt nicht zum
gantzen.
Die Sonn erreget alls/ macht alle ſterne Tantzen/
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Der Suͤnder iſt nicht mehr. Wie? ſeh ich ihn doch ſtehn!
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44. Was verdirbt/ wird zu nichts.
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Es eilt zum untergang und wird dem nichts gemein.
45. Eigen-
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