Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Joh. Angeli sechstes Buch
29. Der Sünder wird zu Koth.
Der Heilge steiget auf/ und wird ein GOtt in GOtt:
Der Sünder fällt herab und wird zu Mist und Koth.
30. Wer hochgeehrt wil seyn/ muß GOtt
werden.
Nichts ist geehrt wie GOtt im Himmel und auf Erden:
Streb/ daß du wirst was er/ wo du geehrt wild werden.
31. Der Mensch muß das seinige thun.
Mein richte dich doch auf. Wie sol dich GOtt erheben/
Weil du mit gantzer macht bleibst an der Erde kleben.
32. Ein Wurm beschämet unß.
O spott! ein seiden Wurm der wirkt/ biß er kan fliegen:
Und du bleibst/ wie du bist/ nur auf der Erde liegen!
33. Man muß sich verwandeln.
Mensch alls verwandelt sich. Wie kanst denn du allein
Ohn' einge besserung das alte Fleisch Klotz seyn?
34. Wer das ewige Licht sieht.
Das Licht der ewigkeit/ das leucht auch in der Nacht.
Wer sihts? der jenge Geist/ ders heiliglich betracht.
35. Die zuekehr machet schaun.
Wiltu die Sonn und Mond am hellen Himmel sehn/
So mustu ihnn fürwahr ja nicht den Rüken drehn.
36 Das offne Auge sieht.
Ein offnes Auge sieht/ thustu deins zue O Kind/
So bistu GOtt zu schawn muttwillig Maulwnrffs blind.
37. Nichts
K 4
Joh. Angeli ſechſtes Buch
29. Der Suͤnder wird zu Koth.
Der Heilge ſteiget auf/ und wird ein GOtt in GOtt:
Der Suͤnder faͤllt herab und wird zu Miſt und Koth.
30. Wer hochgeehrt wil ſeyn/ muß GOtt
werden.
Nichts iſt geehrt wie GOtt im Himmel und auf Erden:
Streb/ daß du wirſt was er/ wo du geehrt wild werden.
31. Der Menſch muß das ſeinige thun.
Mein richte dich doch auf. Wie ſol dich GOtt erheben/
Weil du mit gantzer macht bleibſt an der Erde kleben.
32. Ein Wurm beſchaͤmet unß.
O ſpott! ein ſeiden Wurm der wirkt/ biß er kan fliegen:
Und du bleibſt/ wie du biſt/ nur auf der Erde liegen!
33. Man muß ſich verwandeln.
Menſch alls verwandelt ſich. Wie kanſt denn du allein
Ohn’ einge beſſerung das alte Fleiſch Klotz ſeyn?
34. Wer das ewige Licht ſieht.
Das Licht der ewigkeit/ das leucht auch in der Nacht.
Wer ſihts? der jenge Geiſt/ ders heiliglich betracht.
35. Die zuekehr machet ſchaun.
Wiltu die Sonn und Mond am hellen Himmel ſehn/
So muſtu ihnn fuͤrwahr ja nicht den Ruͤken drehn.
36 Das offne Auge ſieht.
Ein offnes Auge ſieht/ thuſtu deins zue O Kind/
So biſtu GOtt zu ſchawn muttwillig Maulwnꝛffs blind.
37. Nichts
K 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0227" n="236[221]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Joh. Angeli &#x017F;ech&#x017F;tes Buch</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>29. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Su&#x0364;nder wird zu Koth.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der Heilge &#x017F;teiget auf/ und wird ein GOtt in GOtt:</l><lb/>
          <l>Der Su&#x0364;nder fa&#x0364;llt herab und wird zu Mi&#x017F;t und Koth.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>30. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wer hochgeehrt wil &#x017F;eyn/ muß GOtt<lb/>
werden.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Nichts i&#x017F;t geehrt wie GOtt im Himmel und auf Erden:</l><lb/>
          <l>Streb/ daß du wir&#x017F;t was er/ wo du geehrt wild werden.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>31. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Men&#x017F;ch muß das &#x017F;einige thun.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Mein richte dich doch auf. Wie &#x017F;ol dich GOtt erheben/</l><lb/>
          <l>Weil du mit gantzer macht bleib&#x017F;t an der Erde kleben.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>32. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Ein Wurm be&#x017F;cha&#x0364;met unß.</hi></hi></head><lb/>
          <l>O &#x017F;pott! ein &#x017F;eiden Wurm der wirkt/ biß er kan fliegen:</l><lb/>
          <l>Und du bleib&#x017F;t/ wie du bi&#x017F;t/ nur auf der Erde liegen!</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>33. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Man muß &#x017F;ich verwandeln.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Men&#x017F;ch alls verwandelt &#x017F;ich. Wie kan&#x017F;t denn du allein</l><lb/>
          <l>Ohn&#x2019; einge be&#x017F;&#x017F;erung das alte Flei&#x017F;ch Klotz &#x017F;eyn?</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>34. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wer das ewige Licht &#x017F;ieht.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Das Licht der ewigkeit/ das leucht auch in der Nacht.</l><lb/>
          <l>Wer &#x017F;ihts? der jenge Gei&#x017F;t/ ders heiliglich betracht.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>35. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die zuekehr machet &#x017F;chaun.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Wiltu die Sonn und Mond am hellen Himmel &#x017F;ehn/</l><lb/>
          <l>So mu&#x017F;tu ihnn fu&#x0364;rwahr ja nicht den Ru&#x0364;ken drehn.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>36 <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Das offne Auge &#x017F;ieht.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Ein offnes Auge &#x017F;ieht/ thu&#x017F;tu deins zue O Kind/</l><lb/>
          <l>So bi&#x017F;tu GOtt zu &#x017F;chawn muttwillig Maulwn&#xA75B;ffs blind.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">K 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">37. <hi rendition="#fr">Nichts</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236[221]/0227] Joh. Angeli ſechſtes Buch 29. Der Suͤnder wird zu Koth. Der Heilge ſteiget auf/ und wird ein GOtt in GOtt: Der Suͤnder faͤllt herab und wird zu Miſt und Koth. 30. Wer hochgeehrt wil ſeyn/ muß GOtt werden. Nichts iſt geehrt wie GOtt im Himmel und auf Erden: Streb/ daß du wirſt was er/ wo du geehrt wild werden. 31. Der Menſch muß das ſeinige thun. Mein richte dich doch auf. Wie ſol dich GOtt erheben/ Weil du mit gantzer macht bleibſt an der Erde kleben. 32. Ein Wurm beſchaͤmet unß. O ſpott! ein ſeiden Wurm der wirkt/ biß er kan fliegen: Und du bleibſt/ wie du biſt/ nur auf der Erde liegen! 33. Man muß ſich verwandeln. Menſch alls verwandelt ſich. Wie kanſt denn du allein Ohn’ einge beſſerung das alte Fleiſch Klotz ſeyn? 34. Wer das ewige Licht ſieht. Das Licht der ewigkeit/ das leucht auch in der Nacht. Wer ſihts? der jenge Geiſt/ ders heiliglich betracht. 35. Die zuekehr machet ſchaun. Wiltu die Sonn und Mond am hellen Himmel ſehn/ So muſtu ihnn fuͤrwahr ja nicht den Ruͤken drehn. 36 Das offne Auge ſieht. Ein offnes Auge ſieht/ thuſtu deins zue O Kind/ So biſtu GOtt zu ſchawn muttwillig Maulwnꝛffs blind. 37. Nichts K 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Werkes erschien 1657 unter… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T14:19:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat. (2013-08-21T14:19:32Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/227
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 236[221]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/227>, abgerufen am 03.05.2024.