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Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

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Geistr. Sinn- und schlußr.
168. Der Sünder thut nichts gut.
Mensch speise wen du wilt/ zeuch tausend Armen an;
Wo du ein Sünder bist/ du hast nicht wol gethan.
169. Wie man für die Majestät gehet.
Wer für der Majestät wil unerschrokken stehn/
Der muß gewaschen seyn/ und tief gebukket gehn.
170. GOtt sind alle Werke gleich.
GOtt sind die Werke gleich/ der Heilge wann er trinkt/
Gefället Jhm so wol als wann er Beth und singt.
171. Die Tugenden hängen alle anein-
ander.
Die Tugenden sind so verknüpffet und verbunden/
Wer ein' alleine hat der hat sie alle funden.
172. Alle Tugeden sind eine Tugend.
Schau alle Tugenden ist ein' ohn unterscheid:
Wiltu den Rahmen hörn? sie heist Gerechtigkeit.
173. GOtt hat keine Gedanken.
Mensch GOtt gedänket nichts. Ja wärn in Jhm
Gedanken (wanken
So könt' Er hin und her/ welchs Jhm nicht zusteht/
174. Was der Heilige thut/ thut GOtt
in ihm.
Gott thut im Heilgen selbst alls was der Heilge thut:
GOtt geht/ steht/ liegt/ schläfft/ wacht/ ißt/ trinkt/ hat
gutten Muth.
171. Das Gewissen ist ein Wegweiser.
Mensch wenn du jrre gehft so frage dein Gewissen;
Du wirst ohn alln Verzug die Strass' erkennen müssen.
177. Wer
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
168. Der Sünder thut nichts gut.
Menſch ſpeiſe wen du wilt/ zeuch tauſend Armen an;
Wo du ein Suͤnder biſt/ du haſt nicht wol gethan.
169. Wie man fuͤr die Majeſtaͤt gehet.
Wer fuͤr der Majeſtaͤt wil unerſchrokken ſtehn/
Der muß gewaſchen ſeyn/ und tief gebukket gehn.
170. GOtt ſind alle Werke gleich.
GOtt ſind die Werke gleich/ der Heilge wann er trinkt/
Gefaͤllet Jhm ſo wol als wann er Beth und ſingt.
171. Die Tugenden haͤngen alle anein-
ander.
Die Tugenden ſind ſo verknuͤpffet und verbunden/
Wer ein’ alleine hat der hat ſie alle funden.
172. Alle Tugeden ſind eine Tugend.
Schau alle Tugenden iſt ein’ ohn unterſcheid:
Wiltu den Rahmen hoͤrn? ſie heiſt Gerechtigkeit.
173. GOtt hat keine Gedanken.
Menſch GOtt gedaͤnket nichts. Ja waͤrn in Jhm
Gedanken (wanken
So koͤnt’ Er hin und her/ welchs Jhm nicht zuſteht/
174. Was der Heilige thut/ thut GOtt
in ihm.
Gott thut im Heilgen ſelbſt alls was der Heilge thut:
GOtt geht/ ſteht/ liegt/ ſchlaͤfft/ wacht/ ißt/ trinkt/ hat
gutten Muth.
171. Das Gewiſſen iſt ein Wegweiſer.
Menſch wenn du jrre gehft ſo frage dein Gewiſſen;
Du wirſt ohn alln Verzug die Straſſ’ erkennen muͤſſen.
177. Wer
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[196[185]/0191] Geiſtr. Sinn-und ſchlußr. 168. Der Sünder thut nichts gut. Menſch ſpeiſe wen du wilt/ zeuch tauſend Armen an; Wo du ein Suͤnder biſt/ du haſt nicht wol gethan. 169. Wie man fuͤr die Majeſtaͤt gehet. Wer fuͤr der Majeſtaͤt wil unerſchrokken ſtehn/ Der muß gewaſchen ſeyn/ und tief gebukket gehn. 170. GOtt ſind alle Werke gleich. GOtt ſind die Werke gleich/ der Heilge wann er trinkt/ Gefaͤllet Jhm ſo wol als wann er Beth und ſingt. 171. Die Tugenden haͤngen alle anein- ander. Die Tugenden ſind ſo verknuͤpffet und verbunden/ Wer ein’ alleine hat der hat ſie alle funden. 172. Alle Tugeden ſind eine Tugend. Schau alle Tugenden iſt ein’ ohn unterſcheid: Wiltu den Rahmen hoͤrn? ſie heiſt Gerechtigkeit. 173. GOtt hat keine Gedanken. Menſch GOtt gedaͤnket nichts. Ja waͤrn in Jhm Gedanken (wanken So koͤnt’ Er hin und her/ welchs Jhm nicht zuſteht/ 174. Was der Heilige thut/ thut GOtt in ihm. Gott thut im Heilgen ſelbſt alls was der Heilge thut: GOtt geht/ ſteht/ liegt/ ſchlaͤfft/ wacht/ ißt/ trinkt/ hat gutten Muth. 171. Das Gewiſſen iſt ein Wegweiſer. Menſch wenn du jrre gehft ſo frage dein Gewiſſen; Du wirſt ohn alln Verzug die Straſſ’ erkennen muͤſſen. 177. Wer

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Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 196[185]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/191>, abgerufen am 27.11.2024.