Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Joh: Angeli fünfftes Buch 84. Eins wissen hat den Preyß. Viel wissen blähet auf: dem geb ich lob und preyß/Der den Gekreutzigten in seiner Seele weiß. 85. Wer nichts weiß/ ist geruhig. Hätt' Adam nie vom Baum der wissenschafften gessen/Er wär' im Paradeiß in ewger Ruh gesessen. 86. Der Schöpffer im Geschöpffe. Die Schöpffung ist ein Buch; Wer' s weißlich lesen kan/Dem wird darinn gar fein der Schöpffer kundt gethan. 87. Eins ist das beste Buch. Viel Bücher viel beschwehr: Wer eines recht gelesen/(Jch meine JEsum Christ)/ ist ewiglich genesen. 88. Du must dich über setzen. Der Leib muß sich inn Geist/ der Geist inn Gott erheben/Wo du in Jhm mein Mensch wilt ewig seelig leben. 89. Du must es hier erwerben. Hier muß es seyn gethan: Jch bilde mir nicht ein/Daß der kein Reich erwirbt dort wird ein König seyn. 90. Nichts zeitlichs ist in GOtt. Ein Augenblik ist kurtz: Noch kan ich kühnlich sagen/Daß GOtt so lange nicht gewest vor Zelt und Tagen. 91. Jn welchem Jahr die Welt er- Da GOtt die Welt erschuf/ waß schrieb man für einschaffen. Jahr? Kein anders nicht alß das seins Urstands erstes war. 92. GOtt
Joh: Angeli fuͤnfftes Buch 84. Eins wiſſen hat den Preyß. Viel wiſſen blaͤhet auf: dem geb ich lob und preyß/Der den Gekreutzigten in ſeiner Seele weiß. 85. Wer nichts weiß/ iſt geruhig. Haͤtt’ Adam nie vom Baum der wiſſenſchafften geſſen/Er waͤr’ im Paradeiß in ewger Ruh geſeſſen. 86. Der Schoͤpffer im Geſchoͤpffe. Die Schoͤpffung iſt ein Buch; Wer’ s weißlich leſen kan/Dem wird darinn gar fein der Schoͤpffer kundt gethan. 87. Eins iſt das beſte Buch. Viel Buͤcher viel beſchwehr: Wer eines recht geleſen/(Jch meine JEſum Chriſt)/ iſt ewiglich geneſen. 88. Du muſt dich uͤber ſetzen. Der Leib muß ſich inn Geiſt/ der Geiſt inn Gott erheben/Wo du in Jhm mein Menſch wilt ewig ſeelig leben. 89. Du muſt es hier erwerben. Hier muß es ſeyn gethan: Jch bilde mir nicht ein/Daß der kein Reich erwirbt dort wird ein Koͤnig ſeyn. 90. Nichts zeitlichs iſt in GOtt. Ein Augenblik iſt kurtz: Noch kan ich kuͤhnlich ſagen/Daß GOtt ſo lange nicht geweſt vor Zelt und Tagen. 91. Jn welchem Jahr die Welt er- Da GOtt die Welt erſchuf/ waß ſchrieb man fuͤr einſchaffen. Jahr? Kein anders nicht alß das ſeins Urſtands erſtes war. 92. GOtt
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Joh: Angeli fuͤnfftes Buch
84. Eins wiſſen hat den Preyß.
Viel wiſſen blaͤhet auf: dem geb ich lob und preyß/
Der den Gekreutzigten in ſeiner Seele weiß.
85. Wer nichts weiß/ iſt geruhig.
Haͤtt’ Adam nie vom Baum der wiſſenſchafften geſſen/
Er waͤr’ im Paradeiß in ewger Ruh geſeſſen.
86. Der Schoͤpffer im Geſchoͤpffe.
Die Schoͤpffung iſt ein Buch; Wer’ s weißlich leſen kan/
Dem wird darinn gar fein der Schoͤpffer kundt gethan.
87. Eins iſt das beſte Buch.
Viel Buͤcher viel beſchwehr: Wer eines recht geleſen/
(Jch meine JEſum Chriſt)/ iſt ewiglich geneſen.
88. Du muſt dich uͤber ſetzen.
Der Leib muß ſich inn Geiſt/ der Geiſt inn Gott erheben/
Wo du in Jhm mein Menſch wilt ewig ſeelig leben.
89. Du muſt es hier erwerben.
Hier muß es ſeyn gethan: Jch bilde mir nicht ein/
Daß der kein Reich erwirbt dort wird ein Koͤnig ſeyn.
90. Nichts zeitlichs iſt in GOtt.
Ein Augenblik iſt kurtz: Noch kan ich kuͤhnlich ſagen/
Daß GOtt ſo lange nicht geweſt vor Zelt und Tagen.
91. Jn welchem Jahr die Welt er-
ſchaffen.
Da GOtt die Welt erſchuf/ waß ſchrieb man fuͤr ein
Jahr?
Kein anders nicht alß das ſeins Urſtands erſtes war.
92. GOtt
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