Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.Joh. Angeli fünfftes Buch 37. GOtt schaut auf den Grund. GOtt schätzt nicht was du guts/ nur wie du es gethan:Er schaut die Früchte nicht/ nur Kern und Wurtzel an. 38. GOtt bricht vonn Disteln Feigen. GOtt list vonn Dornen Wein/ vonn Disteln bricht erFeigen/ Wenn er dein sündigs Hertz zur Busse komt zu neigen. 39. Die Seeligen sind nie satt. Die Seelgen dürffen sich daß sie nie satt sind freun!Es muß ein süsser Durst/ und lieber Hunger seyn! 40. Christus ist ein Felß. Wer sich an Christum stöst/ (er ist ein Felßenstein)Zerschöllt: wer ihn ergreifft/ kan ewig sicher seyn. 41. Je mehr erkandnüß je weniger ver- Je mehr du GOtt erkennst/ je mehr wirstu bekennen/standnüß. Daß du je weniger Jhn/ was er ist/ kanst nennen. 42. GOtt muß sich selber lieben. GOtt ist das höchste Gutt/ er muß jhm selbst gefallen/Sich selber auf sich kehrn/ sich lieben/ ehrn/ für allen. 43. Wie GOtt so sehr gerecht. Schau GOtt ist so gerecht: Wär' etwas über jhn/Er ehrt, es mehr als sich/ und kniete für dem hin. 44. GOtt liebt sich nicht als sich. GOtt liebt sich nicht als sich/ nur als das Höchste gut/Drumb schau/ daß er auch selbst/ was er befihlet/ thut. 45. Die
Joh. Angeli fuͤnfftes Buch 37. GOtt ſchaut auf den Grund. GOtt ſchaͤtzt nicht was du guts/ nur wie du es gethan:Er ſchaut die Fruͤchte nicht/ nur Kern und Wurtzel an. 38. GOtt bricht vonn Diſteln Feigen. GOtt liſt vonn Dornen Wein/ vonn Diſteln bricht erFeigen/ Wenn er dein ſuͤndigs Hertz zur Buſſe komt zu neigen. 39. Die Seeligen ſind nie ſatt. Die Seelgen duͤrffen ſich daß ſie nie ſatt ſind freun!Es muß ein ſuͤſſer Durſt/ und lieber Hunger ſeyn! 40. Chriſtus iſt ein Felß. Wer ſich an Chriſtum ſtoͤſt/ (er iſt ein Felßenſtein)Zerſchoͤllt: wer ihn ergreifft/ kan ewig ſicher ſeyn. 41. Je mehr erkandnuͤß je weniger ver- Je mehr du GOtt erkennſt/ je mehr wirſtu bekennen/ſtandnuͤß. Daß du je weniger Jhn/ was er iſt/ kanſt nennen. 42. GOtt muß ſich ſelber lieben. GOtt iſt das hoͤchſte Gutt/ er muß jhm ſelbſt gefallen/Sich ſelber auf ſich kehrn/ ſich lieben/ ehrn/ fuͤr allen. 43. Wie GOtt ſo ſehr gerecht. Schau GOtt iſt ſo gerecht: Waͤr’ etwas uͤber jhn/Er ehrt, es mehr als ſich/ und kniete fuͤr dem hin. 44. GOtt liebt ſich nicht als ſich. GOtt liebt ſich nicht als ſich/ nur als das Hoͤchſte gut/Drumb ſchau/ daß er auch ſelbſt/ was er befihlet/ thut. 45. Die
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Joh. Angeli fuͤnfftes Buch
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Er ſchaut die Fruͤchte nicht/ nur Kern und Wurtzel an.
38. GOtt bricht vonn Diſteln Feigen.
GOtt liſt vonn Dornen Wein/ vonn Diſteln bricht er
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Wenn er dein ſuͤndigs Hertz zur Buſſe komt zu neigen.
39. Die Seeligen ſind nie ſatt.
Die Seelgen duͤrffen ſich daß ſie nie ſatt ſind freun!
Es muß ein ſuͤſſer Durſt/ und lieber Hunger ſeyn!
40. Chriſtus iſt ein Felß.
Wer ſich an Chriſtum ſtoͤſt/ (er iſt ein Felßenſtein)
Zerſchoͤllt: wer ihn ergreifft/ kan ewig ſicher ſeyn.
41. Je mehr erkandnuͤß je weniger ver-
ſtandnuͤß.
Je mehr du GOtt erkennſt/ je mehr wirſtu bekennen/
Daß du je weniger Jhn/ was er iſt/ kanſt nennen.
42. GOtt muß ſich ſelber lieben.
GOtt iſt das hoͤchſte Gutt/ er muß jhm ſelbſt gefallen/
Sich ſelber auf ſich kehrn/ ſich lieben/ ehrn/ fuͤr allen.
43. Wie GOtt ſo ſehr gerecht.
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44. GOtt liebt ſich nicht als ſich.
GOtt liebt ſich nicht als ſich/ nur als das Hoͤchſte gut/
Drumb ſchau/ daß er auch ſelbſt/ was er befihlet/ thut.
45. Die
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