Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Geistr. Sinn- und schlußr.
29. Man muß die Tieffe auf der Höhe
betrachten.
Ein ungrund ist zwar Gott/ doch wem er sich soll zeigen/
Der muß biß auf die Spitz der ewgen Berge steigen.
30. Der Teuffel der ist gut.
Der Teuffel ist so gutt dem wesen nach als du.
Waß gehet jhm dann ab? Gestorbner will' und ruh.
31. Die ichheit und verläugnung.
Der ichheit ist GOtt feind/ verlaugnung ist er hold:
Er schätzt sie beyde so/ wie du den Koth unds Gold.
32. Der eigene Wille stürtzt alles.
Auch Christus/ wär' in jhm ein kleiner eigner Wille/
Wie seelig er auch ist/ Mensch glaube mir erfielle.
33. Wenn GOtt am liebsten bey uns ist.
GOtt dessen wollust ist bey dir O Mensch zu seyn/
Kehrt/ wenn du nicht daheim/ am liebsten bey dir ein.
34. GOtt liebt nichts als sich.
GOtt hat sich selbst so lieb/ bleibt jhm so zugethan;
Daß er auch nimmermehr was anders lieben kan.
35. GOtt kan mehr viel als wenig.
Nichts ist das GOtt nicht kan. Hör Spötter auf zulach[en].
Er kan zwar keinen GOtt/ wol aber Götter machen.
36. Viel Götter/ und nur einer. 1. Cor. 8. 5.
Ein einger GOtt/ und viel/ wie stimbt diß über ein?
Gar schöne: Weil sie all' in einem Einer seyn.
37. GOtt
H
Geiſtr. Sinn- und ſchlußr.
29. Man muß die Tieffe auf der Hoͤhe
betrachten.
Ein ungrund iſt zwar Gott/ doch wem er ſich ſoll zeigen/
Der muß biß auf die Spitz der ewgen Berge ſteigen.
30. Der Teuffel der iſt gut.
Der Teuffel iſt ſo gutt dem weſen nach als du.
Waß gehet jhm dann ab? Geſtorbner will’ und ruh.
31. Die ichheit und verlaͤugnung.
Der ichheit iſt GOtt feind/ verlaugnung iſt er hold:
Er ſchaͤtzt ſie beyde ſo/ wie du den Koth unds Gold.
32. Der eigene Wille ſtuͤrtzt alles.
Auch Chriſtus/ waͤr’ in jhm ein kleiner eigner Wille/
Wie ſeelig er auch iſt/ Menſch glaube mir erfielle.
33. Wenn GOtt am liebſten bey uns iſt.
GOtt deſſen wolluſt iſt bey dir O Menſch zu ſeyn/
Kehrt/ wenn du nicht daheim/ am liebſten bey dir ein.
34. GOtt liebt nichts als ſich.
GOtt hat ſich ſelbſt ſo lieb/ bleibt jhm ſo zugethan;
Daß er auch nimmermehr was anders lieben kan.
35. GOtt kan mehr viel als wenig.
Nichts iſt das GOtt nicht kan. Hoͤr Spoͤtter auf zulach[ẽ].
Er kan zwar keinen GOtt/ wol aber Goͤtter machen.
36. Viel Goͤtter/ un̄ nur einer. 1. Cor. 8. 5.
Ein einger GOtt/ und viel/ wie ſtimbt diß uͤber ein?
Gar ſchoͤne: Weil ſie all’ in einem Einer ſeyn.
37. GOtt
H
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0173" n="178[167]"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Gei&#x017F;tr. <choice><orig><choice><orig>Sinn-und</orig><reg>Sinn- und</reg></choice></orig><reg>Sinn- und</reg></choice> &#x017F;chlußr.</hi> </fw><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>29. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Man muß die Tieffe auf der Ho&#x0364;he<lb/>
betrachten.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Ein ungrund i&#x017F;t zwar Gott/ doch wem er &#x017F;ich &#x017F;oll zeigen/</l><lb/>
          <l>Der muß biß auf die Spitz der ewgen Berge &#x017F;teigen.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>30. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der Teuffel der i&#x017F;t gut.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der Teuffel i&#x017F;t &#x017F;o gutt dem we&#x017F;en nach als du.</l><lb/>
          <l>Waß gehet jhm dann ab? Ge&#x017F;torbner will&#x2019; und ruh.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>31. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Die ichheit und verla&#x0364;ugnung.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Der ichheit i&#x017F;t GOtt feind/ verlaugnung i&#x017F;t er hold:</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;cha&#x0364;tzt &#x017F;ie beyde &#x017F;o/ wie du den Koth unds Gold.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>32. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Der eigene Wille &#x017F;tu&#x0364;rtzt alles.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Auch Chri&#x017F;tus/ wa&#x0364;r&#x2019; in jhm ein kleiner eigner Wille/</l><lb/>
          <l>Wie &#x017F;eelig er auch i&#x017F;t/ Men&#x017F;ch glaube mir erfielle.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>33. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Wenn GOtt am lieb&#x017F;ten bey uns i&#x017F;t.</hi></hi></head><lb/>
          <l>GOtt de&#x017F;&#x017F;en wollu&#x017F;t i&#x017F;t bey dir O Men&#x017F;ch zu &#x017F;eyn/</l><lb/>
          <l>Kehrt/ wenn du nicht daheim/ am lieb&#x017F;ten bey dir ein.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>34. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">GOtt liebt nichts als &#x017F;ich.</hi></hi></head><lb/>
          <l>GOtt hat &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;o lieb/ bleibt jhm &#x017F;o zugethan;</l><lb/>
          <l>Daß er auch nimmermehr was anders lieben kan.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>35. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">GOtt kan mehr viel als wenig.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Nichts i&#x017F;t das GOtt nicht kan. Ho&#x0364;r Spo&#x0364;tter auf zulach<supplied>e&#x0303;</supplied>.</l><lb/>
          <l>Er kan zwar keinen GOtt/ wol aber Go&#x0364;tter machen.</l>
        </lg><lb/>
        <lg type="poem">
          <head>36. <hi rendition="#c"><hi rendition="#fr">Viel Go&#x0364;tter/ un&#x0304; nur einer. 1. Cor. 8. 5.</hi></hi></head><lb/>
          <l>Ein einger GOtt/ und viel/ wie &#x017F;timbt diß u&#x0364;ber ein?</l><lb/>
          <l>Gar &#x017F;cho&#x0364;ne: Weil &#x017F;ie all&#x2019; in einem Einer &#x017F;eyn.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">H</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">37. <hi rendition="#fr">GOtt</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178[167]/0173] Geiſtr. Sinn-und ſchlußr. 29. Man muß die Tieffe auf der Hoͤhe betrachten. Ein ungrund iſt zwar Gott/ doch wem er ſich ſoll zeigen/ Der muß biß auf die Spitz der ewgen Berge ſteigen. 30. Der Teuffel der iſt gut. Der Teuffel iſt ſo gutt dem weſen nach als du. Waß gehet jhm dann ab? Geſtorbner will’ und ruh. 31. Die ichheit und verlaͤugnung. Der ichheit iſt GOtt feind/ verlaugnung iſt er hold: Er ſchaͤtzt ſie beyde ſo/ wie du den Koth unds Gold. 32. Der eigene Wille ſtuͤrtzt alles. Auch Chriſtus/ waͤr’ in jhm ein kleiner eigner Wille/ Wie ſeelig er auch iſt/ Menſch glaube mir erfielle. 33. Wenn GOtt am liebſten bey uns iſt. GOtt deſſen wolluſt iſt bey dir O Menſch zu ſeyn/ Kehrt/ wenn du nicht daheim/ am liebſten bey dir ein. 34. GOtt liebt nichts als ſich. GOtt hat ſich ſelbſt ſo lieb/ bleibt jhm ſo zugethan; Daß er auch nimmermehr was anders lieben kan. 35. GOtt kan mehr viel als wenig. Nichts iſt das GOtt nicht kan. Hoͤr Spoͤtter auf zulachẽ. Er kan zwar keinen GOtt/ wol aber Goͤtter machen. 36. Viel Goͤtter/ un̄ nur einer. 1. Cor. 8. 5. Ein einger GOtt/ und viel/ wie ſtimbt diß uͤber ein? Gar ſchoͤne: Weil ſie all’ in einem Einer ſeyn. 37. GOtt H

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstauflage dieses Werkes erschien 1657 unter… [mehr]

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

GREPECT GmbH: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-21T14:19:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Deutsches Textarchiv: Konvertierung in das DTA-Basisformat. (2013-08-21T14:19:32Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/173
Zitationshilfe: Silesius, Angelus: Cherubinischer Wandersmann oder Geist-Reiche Sinn- und Schluß-Reime. 2. Aufl. Glatz, 1675, S. 178[167]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silesius_wandersmann_1675/173>, abgerufen am 27.04.2024.