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Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883.

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vorbereiten; unter diesen gibt es Vollblut-,
dann sehr hoch im Blut stehende und end-
lich Halbblut-Pferde. Nun hat die Erfahrung
gelehrt, dass zwei Pferde, welche anschei-
nend gleich kräftig, gesund und von gleich
guter Constitution sind, von denen jedoch
das eine nahezu Vollblut, das andere blos
Halbblut ist, nicht mit einer Elle gemessen
werden dürfen. Das Vollblut-Pferd wird bei
einem Ausmasse an Arbeit noch seinen
Athem und Schnelligkeit verbessern und
seine Constitution kräftigen, bei dem das
Halbblut-Perd schon überarbeitet wäre und
sicher alle Chance auf den Sieg verlieren
würde. Die Muskel schrumpfen dann zu-
sammen und werden weich und schlaff, an-
statt an Volumen und Festigkeit zuzunehmen;
das Auge wird trüb und die Fresslustschwindet.

Die Abstammung ist also beim Training
genau so zu berücksichtigen, wie die indivi-
duelle Constitution des Pferdes, und ist es zum
Beispiel in Amerika ganz allgemein bekannt,
dass Pferde, die von gewissen Linien ab-
stammen, ein zeitlicheres Training mit här-
terer Arbeit vertragen als andere. So zeich-
nen sich die Abkömmlinge des berühmten
Abdallah von Mambrino, einem Vollblut-
hengst, der nach dem importirten Messenger

vorbereiten; unter diesen gibt es Vollblut-,
dann sehr hoch im Blut stehende und end-
lich Halbblut-Pferde. Nun hat die Erfahrung
gelehrt, dass zwei Pferde, welche anschei-
nend gleich kräftig, gesund und von gleich
guter Constitution sind, von denen jedoch
das eine nahezu Vollblut, das andere blos
Halbblut ist, nicht mit einer Elle gemessen
werden dürfen. Das Vollblut-Pferd wird bei
einem Ausmasse an Arbeit noch seinen
Athem und Schnelligkeit verbessern und
seine Constitution kräftigen, bei dem das
Halbblut-Perd schon überarbeitet wäre und
sicher alle Chance auf den Sieg verlieren
würde. Die Muskel schrumpfen dann zu-
sammen und werden weich und schlaff, an-
statt an Volumen und Festigkeit zuzunehmen;
das Auge wird trüb und die Fresslustschwindet.

Die Abstammung ist also beim Training
genau so zu berücksichtigen, wie die indivi-
duelle Constitution des Pferdes, und ist es zum
Beispiel in Amerika ganz allgemein bekannt,
dass Pferde, die von gewissen Linien ab-
stammen, ein zeitlicheres Training mit här-
terer Arbeit vertragen als andere. So zeich-
nen sich die Abkömmlinge des berühmten
Abdallah von Mambrino, einem Vollblut-
hengst, der nach dem importirten Messenger

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[73/0089] vorbereiten; unter diesen gibt es Vollblut-, dann sehr hoch im Blut stehende und end- lich Halbblut-Pferde. Nun hat die Erfahrung gelehrt, dass zwei Pferde, welche anschei- nend gleich kräftig, gesund und von gleich guter Constitution sind, von denen jedoch das eine nahezu Vollblut, das andere blos Halbblut ist, nicht mit einer Elle gemessen werden dürfen. Das Vollblut-Pferd wird bei einem Ausmasse an Arbeit noch seinen Athem und Schnelligkeit verbessern und seine Constitution kräftigen, bei dem das Halbblut-Perd schon überarbeitet wäre und sicher alle Chance auf den Sieg verlieren würde. Die Muskel schrumpfen dann zu- sammen und werden weich und schlaff, an- statt an Volumen und Festigkeit zuzunehmen; das Auge wird trüb und die Fresslustschwindet. Die Abstammung ist also beim Training genau so zu berücksichtigen, wie die indivi- duelle Constitution des Pferdes, und ist es zum Beispiel in Amerika ganz allgemein bekannt, dass Pferde, die von gewissen Linien ab- stammen, ein zeitlicheres Training mit här- terer Arbeit vertragen als andere. So zeich- nen sich die Abkömmlinge des berühmten Abdallah von Mambrino, einem Vollblut- hengst, der nach dem importirten Messenger

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Zitationshilfe: Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883/89>, abgerufen am 27.04.2024.