junge Pferd so zu trainiren, dass es als Drei- und Vierjähriger gut trabt, aber mit fünf oder sechs Jahren bereits zurück- gezogen werden muss. Es muss anhaltend geübt, darf aber nie überarbeitet werden, dann wird es seinerzeit das Beste leisten, was ihm überhaupt möglich ist, zu erreichen.
Nachdem das Pferd einige Zeit an der Longe bearbeitet wurde, was immer an einem ruhigen Platze zu geschehen hat, wo dessen Aufmerksamkeit durch nichts ab- gelenkt wird, führt man es zuweilen, nach der Arbeit, auf belebtere Wege, damit es sich an den Anblick von Fuhrwerken, Reitern, Rindvieh etc. gewöhnt und die- selben ruhig an sich vorbeilässt. Dann ge- wöhnt man das Pferd an den Sattel und reitet es im Schritt auf Landwegen, doch immer, ohne es stark zu ermüden. Natür- lich muss der Reiter ein möglichst geringes Gewicht haben und soll, besonders in hüge- ligem Terrain, öfter absteigen, um das Pferd zu schonen. In früherer Zeit liess man die Pferde ungemein viel im Schritt bewegen, und mussten die Thiere bis zwanzig eng- lische Meilen (1 engl. Meile gleich 1609 Meter) im Tage zurücklegen; man hielt dies wäh- rend der ganzen Zeit der Vorbereitung für
junge Pferd so zu trainiren, dass es als Drei- und Vierjähriger gut trabt, aber mit fünf oder sechs Jahren bereits zurück- gezogen werden muss. Es muss anhaltend geübt, darf aber nie überarbeitet werden, dann wird es seinerzeit das Beste leisten, was ihm überhaupt möglich ist, zu erreichen.
Nachdem das Pferd einige Zeit an der Longe bearbeitet wurde, was immer an einem ruhigen Platze zu geschehen hat, wo dessen Aufmerksamkeit durch nichts ab- gelenkt wird, führt man es zuweilen, nach der Arbeit, auf belebtere Wege, damit es sich an den Anblick von Fuhrwerken, Reitern, Rindvieh etc. gewöhnt und die- selben ruhig an sich vorbeilässt. Dann ge- wöhnt man das Pferd an den Sattel und reitet es im Schritt auf Landwegen, doch immer, ohne es stark zu ermüden. Natür- lich muss der Reiter ein möglichst geringes Gewicht haben und soll, besonders in hüge- ligem Terrain, öfter absteigen, um das Pferd zu schonen. In früherer Zeit liess man die Pferde ungemein viel im Schritt bewegen, und mussten die Thiere bis zwanzig eng- lische Meilen (1 engl. Meile gleich 1609 Meter) im Tage zurücklegen; man hielt dies wäh- rend der ganzen Zeit der Vorbereitung für
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junge Pferd so zu trainiren, dass es als
Drei- und Vierjähriger gut trabt, aber mit
fünf oder sechs Jahren bereits zurück-
gezogen werden muss. Es muss anhaltend
geübt, darf aber nie überarbeitet werden,
dann wird es seinerzeit das Beste leisten,
was ihm überhaupt möglich ist, zu erreichen.
Nachdem das Pferd einige Zeit an der
Longe bearbeitet wurde, was immer an
einem ruhigen Platze zu geschehen hat, wo
dessen Aufmerksamkeit durch nichts ab-
gelenkt wird, führt man es zuweilen, nach
der Arbeit, auf belebtere Wege, damit
es sich an den Anblick von Fuhrwerken,
Reitern, Rindvieh etc. gewöhnt und die-
selben ruhig an sich vorbeilässt. Dann ge-
wöhnt man das Pferd an den Sattel und
reitet es im Schritt auf Landwegen, doch
immer, ohne es stark zu ermüden. Natür-
lich muss der Reiter ein möglichst geringes
Gewicht haben und soll, besonders in hüge-
ligem Terrain, öfter absteigen, um das Pferd
zu schonen. In früherer Zeit liess man die
Pferde ungemein viel im Schritt bewegen,
und mussten die Thiere bis zwanzig eng-
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Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883/32>, abgerufen am 22.12.2024.
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