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Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883.

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haben denselben durch unverständige und
rohe Behandlung in ihrer Jugend erhalten.
Daher muss das junge Pferd mit äusserster
Sorgfalt sowohl als auch mit Freundlich-
keit und einem gewissen Ernste behandelt
werden.

In früherer Zeit war es nicht gebräuch-
lich, Pferde vor dem fünften Jahre in Be-
arbeitung und Dressur zu nehmen; die Er-
fahrung hat aber gelehrt, dass dies ganz
gut bereits mit dem zweiten Jahre geschehen
könne und dass das Pferd mit dem dritten
Jahre schon zum Traben verwendet werden
kann. Es kommt eben nur darauf an, wie man
dies anfängt. Derjenige Eigenthümer oder
Abrichter, der, wenn er sieht, dass das junge
Pferd ein Bischen traben kann, seine An-
forderungen an die Schnelligkeit desselben
immer höher und höher spannt, wird damit
nur erreichen, dass das Thier bald nichts
mehr wird leisten können oder wollen, was der
Mühe werth wäre, dass man darüber spricht.
Die Anforderungen an die Leistungsfähig-
keit müssen sehr langsam und vorsichtig
höher geschraubt werden; dann wird auch
der Fortschritt, den das Pferd macht, ein
zwar langsamer, aber ein stetig zunehmender
sein. Es ist nichts damit geschehen, das

haben denselben durch unverständige und
rohe Behandlung in ihrer Jugend erhalten.
Daher muss das junge Pferd mit äusserster
Sorgfalt sowohl als auch mit Freundlich-
keit und einem gewissen Ernste behandelt
werden.

In früherer Zeit war es nicht gebräuch-
lich, Pferde vor dem fünften Jahre in Be-
arbeitung und Dressur zu nehmen; die Er-
fahrung hat aber gelehrt, dass dies ganz
gut bereits mit dem zweiten Jahre geschehen
könne und dass das Pferd mit dem dritten
Jahre schon zum Traben verwendet werden
kann. Es kommt eben nur darauf an, wie man
dies anfängt. Derjenige Eigenthümer oder
Abrichter, der, wenn er sieht, dass das junge
Pferd ein Bischen traben kann, seine An-
forderungen an die Schnelligkeit desselben
immer höher und höher spannt, wird damit
nur erreichen, dass das Thier bald nichts
mehr wird leisten können oder wollen, was der
Mühe werth wäre, dass man darüber spricht.
Die Anforderungen an die Leistungsfähig-
keit müssen sehr langsam und vorsichtig
höher geschraubt werden; dann wird auch
der Fortschritt, den das Pferd macht, ein
zwar langsamer, aber ein stetig zunehmender
sein. Es ist nichts damit geschehen, das

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[15/0031] haben denselben durch unverständige und rohe Behandlung in ihrer Jugend erhalten. Daher muss das junge Pferd mit äusserster Sorgfalt sowohl als auch mit Freundlich- keit und einem gewissen Ernste behandelt werden. In früherer Zeit war es nicht gebräuch- lich, Pferde vor dem fünften Jahre in Be- arbeitung und Dressur zu nehmen; die Er- fahrung hat aber gelehrt, dass dies ganz gut bereits mit dem zweiten Jahre geschehen könne und dass das Pferd mit dem dritten Jahre schon zum Traben verwendet werden kann. Es kommt eben nur darauf an, wie man dies anfängt. Derjenige Eigenthümer oder Abrichter, der, wenn er sieht, dass das junge Pferd ein Bischen traben kann, seine An- forderungen an die Schnelligkeit desselben immer höher und höher spannt, wird damit nur erreichen, dass das Thier bald nichts mehr wird leisten können oder wollen, was der Mühe werth wäre, dass man darüber spricht. Die Anforderungen an die Leistungsfähig- keit müssen sehr langsam und vorsichtig höher geschraubt werden; dann wird auch der Fortschritt, den das Pferd macht, ein zwar langsamer, aber ein stetig zunehmender sein. Es ist nichts damit geschehen, das

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Zitationshilfe: Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883/31>, abgerufen am 26.04.2024.