Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883.

Bild:
<< vorherige Seite

Richtschnur nehmen, dass -- vom Stand-
punkte der Condition aus
-- ein Pferd,
welches in seiner Präparation so weit vor-
geschritten ist, um ein Meilen-Rennen in
mehreren Heats nacheinander zu fahren, auch
fähig ist, ein Zwei Meilen-Rennen zu traben.

Für Rennen über lange Distanzen sind
beim Pferde natürliche Ausdauer und "Herz"
erforderlich, das ist: die nöthige Energie,
unbekümmert um den Vorsprung, den das
andere Pferd allenfalls haben mag, so lange
das Beste zu thun, bis die letzte Chance dahin
ist. Ein Pferd, welches sofort das "Herz
verliert", sowie sein Concurrent an ihm vor-
beigeht -- und es gibt viele solcher Pferde
-- wird mit aller Ausdauer nicht viel Er-
folg erzielen.

Ein Pferd kann nicht viel Ausdauer
haben, wenn es nicht in Condition ist,
jedoch es kann in sehr guter Condition
sein und doch keine Ausdauer und kein
Herz haben. Daraus folgt, dass die Be-
hauptung, welche so oft aufgestellt wird,
"Condition gibt Ausdauer", nur bis zu einem
gewissen Grade richtig ist. Durch die Con-
dition wird die natürliche Ausdauer des
Pferdes zwar bedeutend erhöht und das-
selbe befähigt, alle seine Kräfte bis zum

Richtschnur nehmen, dass — vom Stand-
punkte der Condition aus
— ein Pferd,
welches in seiner Präparation so weit vor-
geschritten ist, um ein Meilen-Rennen in
mehreren Heats nacheinander zu fahren, auch
fähig ist, ein Zwei Meilen-Rennen zu traben.

Für Rennen über lange Distanzen sind
beim Pferde natürliche Ausdauer und „Herz“
erforderlich, das ist: die nöthige Energie,
unbekümmert um den Vorsprung, den das
andere Pferd allenfalls haben mag, so lange
das Beste zu thun, bis die letzte Chance dahin
ist. Ein Pferd, welches sofort das „Herz
verliert“, sowie sein Concurrent an ihm vor-
beigeht — und es gibt viele solcher Pferde
— wird mit aller Ausdauer nicht viel Er-
folg erzielen.

Ein Pferd kann nicht viel Ausdauer
haben, wenn es nicht in Condition ist,
jedoch es kann in sehr guter Condition
sein und doch keine Ausdauer und kein
Herz haben. Daraus folgt, dass die Be-
hauptung, welche so oft aufgestellt wird,
„Condition gibt Ausdauer“, nur bis zu einem
gewissen Grade richtig ist. Durch die Con-
dition wird die natürliche Ausdauer des
Pferdes zwar bedeutend erhöht und das-
selbe befähigt, alle seine Kräfte bis zum

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0134" n="118"/>
Richtschnur nehmen, dass &#x2014; <hi rendition="#g">vom Stand-<lb/>
punkte der Condition aus</hi> &#x2014; ein Pferd,<lb/>
welches in seiner Präparation so weit vor-<lb/>
geschritten ist, um ein Meilen-Rennen in<lb/>
mehreren Heats nacheinander zu fahren, auch<lb/>
fähig ist, ein Zwei Meilen-Rennen zu traben.</p><lb/>
        <p>Für Rennen über lange Distanzen sind<lb/>
beim Pferde natürliche Ausdauer und &#x201E;Herz&#x201C;<lb/>
erforderlich, das ist: die nöthige Energie,<lb/>
unbekümmert um den Vorsprung, den das<lb/>
andere Pferd allenfalls haben mag, so lange<lb/>
das Beste zu thun, bis die letzte Chance dahin<lb/>
ist. Ein Pferd, welches sofort das &#x201E;Herz<lb/>
verliert&#x201C;, sowie sein Concurrent an ihm vor-<lb/>
beigeht &#x2014; und es gibt viele solcher Pferde<lb/>
&#x2014; wird mit aller Ausdauer nicht viel Er-<lb/>
folg erzielen.</p><lb/>
        <p>Ein Pferd kann nicht viel Ausdauer<lb/>
haben, wenn es nicht in Condition ist,<lb/>
jedoch es kann in sehr guter Condition<lb/>
sein und doch keine Ausdauer und kein<lb/>
Herz haben. Daraus folgt, dass die Be-<lb/>
hauptung, welche so oft aufgestellt wird,<lb/>
&#x201E;Condition gibt Ausdauer&#x201C;, nur bis zu einem<lb/>
gewissen Grade richtig ist. Durch die Con-<lb/>
dition wird die natürliche Ausdauer des<lb/>
Pferdes zwar bedeutend erhöht und das-<lb/>
selbe befähigt, alle seine Kräfte bis zum<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0134] Richtschnur nehmen, dass — vom Stand- punkte der Condition aus — ein Pferd, welches in seiner Präparation so weit vor- geschritten ist, um ein Meilen-Rennen in mehreren Heats nacheinander zu fahren, auch fähig ist, ein Zwei Meilen-Rennen zu traben. Für Rennen über lange Distanzen sind beim Pferde natürliche Ausdauer und „Herz“ erforderlich, das ist: die nöthige Energie, unbekümmert um den Vorsprung, den das andere Pferd allenfalls haben mag, so lange das Beste zu thun, bis die letzte Chance dahin ist. Ein Pferd, welches sofort das „Herz verliert“, sowie sein Concurrent an ihm vor- beigeht — und es gibt viele solcher Pferde — wird mit aller Ausdauer nicht viel Er- folg erzielen. Ein Pferd kann nicht viel Ausdauer haben, wenn es nicht in Condition ist, jedoch es kann in sehr guter Condition sein und doch keine Ausdauer und kein Herz haben. Daraus folgt, dass die Be- hauptung, welche so oft aufgestellt wird, „Condition gibt Ausdauer“, nur bis zu einem gewissen Grade richtig ist. Durch die Con- dition wird die natürliche Ausdauer des Pferdes zwar bedeutend erhöht und das- selbe befähigt, alle seine Kräfte bis zum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883/134
Zitationshilfe: Ernst, George: Das Training des Trabers. Wien, 1883, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/silberer_traber_1883/134>, abgerufen am 28.04.2024.