Sievers, Johann August Carl: Briefe aus Sibirien. St. Petersburg, 1796.aus Sibirien. lich wohl. Alles übrige Fleisch wird zerschnitten, unddas ganze Schaaf in mehreren großen eisernen Grapen mit Wasser, ohne Salz abgekocht, und so, ohne Brod, mit größtem Appetit verzehrt. Die Zerlegung des Schaafes wissen sie in der größten Geschwindigkeit, und mit recht anatomischer Kunst zu bewerkstelligen. -- Die Schaafe dieser Mongolen haben nicht die beste Wolle, hängende Ohren, rundlichglatte Fettschwänze, von zwey bis zehn Pfund schwer, und ein völlig ausgewachsenes möchte wohl 80 Pfund wiegen. Umständliche Erwähnung verdient der mongolische finger- B 2
aus Sibirien. lich wohl. Alles uͤbrige Fleiſch wird zerſchnitten, unddas ganze Schaaf in mehreren großen eiſernen Grapen mit Waſſer, ohne Salz abgekocht, und ſo, ohne Brod, mit groͤßtem Appetit verzehrt. Die Zerlegung des Schaafes wiſſen ſie in der groͤßten Geſchwindigkeit, und mit recht anatomiſcher Kunſt zu bewerkſtelligen. — Die Schaafe dieſer Mongolen haben nicht die beſte Wolle, haͤngende Ohren, rundlichglatte Fettſchwaͤnze, von zwey bis zehn Pfund ſchwer, und ein voͤllig ausgewachſenes moͤchte wohl 80 Pfund wiegen. Umſtaͤndliche Erwaͤhnung verdient der mongoliſche finger- B 2
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aus Sibirien.
lich wohl. Alles uͤbrige Fleiſch wird zerſchnitten, und
das ganze Schaaf in mehreren großen eiſernen Grapen
mit Waſſer, ohne Salz abgekocht, und ſo, ohne Brod,
mit groͤßtem Appetit verzehrt. Die Zerlegung des
Schaafes wiſſen ſie in der groͤßten Geſchwindigkeit, und
mit recht anatomiſcher Kunſt zu bewerkſtelligen. — Die
Schaafe dieſer Mongolen haben nicht die beſte Wolle,
haͤngende Ohren, rundlichglatte Fettſchwaͤnze, von zwey
bis zehn Pfund ſchwer, und ein voͤllig ausgewachſenes
moͤchte wohl 80 Pfund wiegen.
Umſtaͤndliche Erwaͤhnung verdient der mongoliſche
Thee, wovon auch die hier wohnende Ruſſen außeror-
dentliche Liebhaber ſind. — Man verfertigt in China
fabrikmaͤßig, aus den ganz zulezt abgenommenen Blaͤt-
tern des Theebaums, die man welk werden laͤßt, durch
Beſprengen mit Blutwaſſer, und durchs Preſſen, Ta-
feln, die ohngefaͤhr die Laͤnge und Breite eines halben
Bogens Schreibpapier haben, einen Zoll dick ſind, und
drey bis vier Pfund wiegen. Die Ruſſen nennen es
Ziegelthee. Von dieſen ſehr dichten und harten Tafeln
werden ohngefaͤhr 10 bis 14 Quentchen abgekrazt, in
einem hoͤlzernen Moͤrſel zerſtampft, und nun etwan eine
halbe Stunde, unter beſtaͤndigem Schoͤpfen und Gieſſen
(Samarchò) mit einer großen eiſernen Kelle, in einem
eiſernen Grapen, mit etwan einem Eimer Waſſer ge-
kocht; waͤhrend des Siedens werden ohngefaͤhr zwey
Quentchen, ſogenanntes Gudſchir, oder mineraliſches
Alkali von den Salzpfuͤtzen, welches zuweilen mit etwas
Vitriolſaͤure geſchwaͤngert iſt, und oft auf großen Plaͤtzen
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